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Blutgold

Blutgold

Titel: Blutgold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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stützten, bis er vom
Bürgersteig hinabgeklettert war. Dann wurde uns die Faust entzogen, und er ging
allein weiter.
    Penny probierte gerade ein Kostüm an, als mein Handy klingelte.
    »Sie bringen diese Moorleiche heute Abend zurück zu Orcas, im Vorfeld
von Hagans Besuch«, sagte Harry Patterson grußlos. »Fahren Sie hin und lassen
Sie sich da blicken.«
    »Heute ist mein freier Tag, Harry«, sagte ich und hob die Hand, um
Debbie zu beschwichtigen.
    »Das ist mir scheißegal! Fahren Sie da raus, Devlin.«
    »Warum?«, fragte ich. Ich wollte mich nicht mit ihm im Fluchen messen,
solange Penny und Shane vor mir standen.
    »Weil ich es Ihnen sage«, erwiderte er und legte auf.
    Als
ich zum Orcas-Hauptgebäude kam, stand ein Lastwagen des Museums vor dem
Eingang, dessen Klimaanlage hörbar summte. Fearghal Bradley und Linda Campbell
standen im Foyer, als ich das Gebäude betrat. John Weston telefonierte ganz in
der Nähe.
    Fearghal
begrüßte mich diesmal nicht so überschwänglich, sondern nickte mir nur zu und
zwinkerte einmal, während er an den Reglern des gläsernen Schaukastens
hantierte, der in der Mitte des Eingangsbereichs stand. Der Schaukasten mochte
etwa einen Meter fünfzig lang sein und lag auf einem Mahagonisockel.
    Der Arbeiter, den ich bei meinem ersten Besuch bei Orcas gesehen hatte,
stand in der Nähe und befestigte einen Rahmen an einer Informationstafel, auf
der sich ein eilig produziertes Poster über die Moorleiche und ihre Entdeckung
befand. Das übrige Gebäude lag im Dunkeln.
    Weston klappte sein Handy zu und kam wie immer breit lächelnd und mit
ausgestreckter Hand auf mich zu. »Schön, Sie zu sehen, Ben. Sogar sonntags im
Einsatz – das geht weit über Ihre Pflichten hinaus.« Er hielt kurz inne. »Sagen
Sie, hat das Geschenk Ihrer Frau gefallen?«
    »Das hat es, Sir«, sagte ich und erntete einen fragenden Blick von
Linda und Fearghal, bevor sie sich wieder ihrer Arbeit zuwandten. Mit einem
Nicken deutete ich auf den Lastwagen draußen. »Also haben Sie Ihre Leihgabe
doch bekommen.«
    »Mehr als das, Ben«, sagte er lächelnd. Dann legte er einen manikürten
Finger an die Lippen und gab mir mit einem Nicken in Richtung Fearghal, der uns
den Rücken zuwandte, zu verstehen, ich solle nicht nachfragen. Für Fearghal
musste das eine bittere Pille sein.
    Als Fearghal schließlich überzeugt war, dass im Schaukasten konstante
Temperatur und Luftfeuchtigkeit herrschen würden, bat er uns, ihm beim
Hereintragen von Kate zu helfen.
    Sie lag auf einer Kunststoffplatte, auf Lehm und bräunlich verfärbte
Blätter gebettet. Sie war viel leichter, als ich gedacht hätte, und kleiner,
als ich sie in Erinnerung hatte. Ihre Haut glänzte jetzt, als wäre sie poliert
worden, und ihre roten Haare leuchteten stärker als zuvor. Wir trugen sie so,
wie man einen Sarg getragen hätte: Jeder hob eine Ecke der Kunststoffplatte an,
und dann gingen wir seitwärts durch den Haupteingang in den Empfangsbereich.
    Wir legten sie auf den Sockel, Fearghal ließ den Glasdeckel auf den
Kasten hinab und drückte einen kleinen Knopf an der Seite. Zischend entwich
Luft, als im Behälter ein Vakuum erzeugt wurde, und diverse kleine Strahler im
Inneren leuchteten flackernd auf. Dann gingen sämtliche Lampen im
Empfangsbereich aus, und ich sah, dass Weston am Wandschalter stand und
staunend seine neueste Errungenschaft betrachtete.
    Die Strahler warfen Schatten auf unsere Gesichter, und ich fragte mich
flüchtig, ob Fearghals Stimmung mir nur deshalb so finster erschien, oder ob es
einen anderen Grund gab. Fearghal legte kurz die Hand auf den Glaskasten. Dann
nahm er ein Tuch und wischte seinen Handabdruck weg.
    Nachdem
die erforderlichen Papiere ausgefüllt worden waren, verkündete Fearghal, er sei
hungrig. Ich schlug vor, irgendwo etwas essen zu gehen. Obwohl keiner von uns
eine Einladung an Weston ausgesprochen hatte, entschuldigte dieser sich mit der
Begründung, er habe zu viel mit den Vorbereitungen des Besuchs am nächsten Tag
zu tun, bestand jedoch darauf, dass das Essen auf seine Rechnung gehe, und
reichte Linda Campbell einen Hundert-Euro-Schein.
    » Bon appétit , Leute«, sagte er. »Ich
sehe Sie dann alle morgen.«
    Wir fuhren nach Lifford zum Old Courthouse, dem alten Gerichtsgebäude,
wo sich in den umgebauten Zellen des Kellers, in denen Jahrhunderte zuvor
Verbrecher und Geisteskranke gesessen hatten, ein italienisches Restaurant
befand.
    Fearghal bestellte zwei Flaschen Wein zu unserem Essen. Ich fügte

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