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Blutgold

Blutgold

Titel: Blutgold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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gemacht hatten, die Datei mit einem
Passwort zu schützen. Ich hatte keine Gelegenheit, mir die Sachen anzusehen.
Vielleicht könnte ich sie ja jetzt sehen«, fügte er listig hinzu. »Kann ja
sein, dass ich Ihnen helfen kann.«
    »Sie haben mir bereits genug geholfen«, sagte ich. »Wie ich höre,
ziehen Sie ab.«
    Er nickte, in süßlich duftende Zigarettenschwaden gehüllt. Dann sah er
auf die Uhr. »In einer Stunde brechen wir auf, würde ich sagen. Nach Derry. War
mir ein Vergnügen, Ben.«
    Er streckte mir die Hand hin. Ich schüttelte sie. Als ich bei meinem
Auto ankam, rief ich Jim Hendry an und sagte ihm, der Mann, der für den
Überfall auf den Strabaner Postboten verantwortlich war, überquere in einer
Stunde die Grenze. Falls jemand ihn auflesen wolle …
    Beim
Abendessen sprach ich mit Debbie über die Ereignisse, doch ihre tröstenden
Worte halfen mir kaum, und ich schlief schlecht in dieser Nacht. Im Traum
durchlebte ich erneut Helen Gormans Erschießung. Sie bewegte sich in Zeitlupe,
und ich versuchte ihr eine Warnung zuzurufen, doch mein Mund konnte die Worte
nicht bilden. Ich sah mich selbst Barry Ford erschießen, aber in meinen Träumen
blieb seine Hand reglos auf dem Waldboden liegen, seine Schrotflinte rührte
sich nicht.
    In kalten
Schweiß gebadet, wachte ich um fünf Uhr morgens auf, duschte und ging nach
unten. Als ich an Natalias Tür vorbeikam, hätte ich schwören können, dass ich
sie leise weinen hörte. Ich überlegte, ob ich anklopfen und nach ihr sehen
sollte, doch ich wusste nichts, was ich ihr hätte sagen können, keine Worte des
Trostes, die irgendetwas bedeutet oder die Sorge und die Schuldgefühle zum
Ausdruck gebracht hätten, die ich ihretwegen verspürte. Ich hatte einmal von
einer Ukrainerin im Norden gehört, die in der Weihnachtszeit ihre Arbeit
verloren hatte und gezwungen gewesen war, im Freien zu schlafen. Nach mehreren
Winternächten war sie so unterkühlt gewesen, dass man ihr beide Beine hatte
amputieren müssen, als man sie fand. Es schien mir ungeheuerlich, dass so etwas
in einem Land geschehen konnte, das gerade eine Phase beispiellosen Wohlstands
erlebte.
    Um halb sieben klingelte mein Handy. Es war Ted Coyle.
    »Sie klingen richtig scheiße«, bemerkte ich, nachdem er sich gemeldet
hatte.
    »Gleichfalls«, gab er zurück. »Ich habe mir die ganze Nacht ihre
Papiere angesehen, aber ich kann nicht erkennen, was so wichtig an ihnen ist.«
    Ich versuchte mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. »Machen
Sie sich deswegen keine Gedanken. Das war ein Schuss ins Blaue. Ich bin nicht
mal sicher, ob der Inhalt wirklich wichtig ist .
Vielleicht war es nur die Tatsache, dass dadurch die Verbindung zwischen Eligius
und Vincent Morrisons Laden bestätigt wird.«
    »Nein … nein«, murmelte Coyle. »Nein. Das dachte ich auch erst. Aber
warum hat Leon das Dokument, das Orcas betrifft, mitgenommen? In diesen Zahlen
steckt irgendwas. Etwas Wichtiges.«
    »Was sind das eigentlich für Zahlen?«, fragte ich. »Ich dachte, es
wären Ertragszahlen.«
    »Sind es auch«, warf Coyle ein. »Es ist eine Analyse der verarbeiteten
Gesteinsmenge und der Mineralien, die dabei rausgekommen sind. Die
Überschriften Au, Ag und so weiter bedeuten Gold und Silber und so fort –
sämtliche Mineralien, die gewonnen wurden.«
    Ich verstand immer noch nicht, wieso das von Bedeutung war, und sagte
das Coyle. »Es war sowieso nur eine vage Vermutung. Danke trotzdem, dass Sie
sich die Unterlagen angesehen haben«, fügte ich hinzu und wollte das Gespräch
schon beenden.
    Doch Coyle war noch nicht fertig. »Das Einzige, was wichtig sein
könnte, ist die geringe Goldmenge, die tatsächlich gewonnen worden ist. Diesem
Dokument nach.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte ich. »Es war ein profitables Jahr für
Orcas.«
    »Diesen Zahlen nach nicht, nein«, sagte Coyle. »Die gewonnene Goldmenge
ist zu vernachlässigen. Nicht genug, um Gewinn zu machen jedenfalls. Das, wovon
sie am meisten gefunden haben, ist unter Fe aufgelistet: Eisensulfid, schätze
ich, Katzengold.«
    In meiner Halsschlagader begann es zu pochen. »Das kann nicht stimmen.«
    »Sehen Sie es sich selbst an. Steht alles da drin.«
    »Sie haben die einzigen …«, setzte ich an, doch dann fiel mir mein
erster Besuch bei Orcas wieder ein, als Weston Patterson und mir jene
ledergebundenen Mappen gegeben hatte. »Alles, was Sie sich an Informationen
über unser Unternehmen wünschen könnten, befindet sich in diesen Mappen«, hatte
er

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