Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutgold

Blutgold

Titel: Blutgold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
Vom Netzwerk:
gesagt.
    »Ich rufe Sie zurück«, sagte ich und klappte mein Handy zu.
    Ich fand die Mappe im Arbeitszimmer unter einem Haufen Gerümpel.
Tatsächlich enthielt sie auch Ertragsberichte für die Mine. Doch meinem
Exemplar zufolge lag der prozentuale Anteil an Gold pro Tonne Gestein
wesentlich höher als bei allen anderen Mineralien. Entweder stammten die
Zahlen, die Coyle mir genannt hatte, aus einem anderen Jahr, oder einer von uns
hatte einen falschen Satz Zahlen.
    Ein Anruf bestätigte mir, dass Coyles Zahlen wie meine vom Februar
dieses Jahres stammten. Ein Satz Zahlen war also falsch. Und ich glaubte zu
wissen, welcher. Wenn Coyles Zahlen stimmten – und nur diese hatten sich
passwortgeschützt im EDV -System von Eligius befunden –, dann erwirtschaftete Orcas gar nichts. Was die Frage aufwarf, woher dann die
Rekordgewinne stammten.
    Ich notierte mir Coyles Zahlen auf meinem Datenblatt und fuhr zur
Wache.
    Als
ich Patterson die Blätter reichte, stöhnte er. Er legte sie vor sich auf den
Tisch und sah unbehaglich zu mir hoch.
    »Würden Sie
sich endlich setzen, verdammt?«, fuhr er mich an.
    Ich setzte mich, konnte aber nichts dagegen tun, dass mein Knie
unaufhörlich auf- und abwippte. Mein Herz raste, und ich spürte einen Druck auf
der Kopfhaut. Als mir klar wurde, dass dies die ersten Anzeichen einer
Panikattacke waren, atmete ich tief durch.
    »Also, was soll ich hier sehen?«, fragte er.
    »In dem einen Bericht steht, dass die absolut gewonnene Menge Gold pro
hundert Tonnen Gestein 58,75 Gramm beträgt. Was eine bemerkenswerte Menge ist.«
    »Richtig«, sagte Patterson und schnipste gegen das Blatt vor sich.
»Und?«
    »Die anderen Zahlen stammen von einem Blatt, das Leon Bradley in der
Nacht des Einbruchs bei Eligius gefunden und dort in die Ausgangspost gelegt
hat.«
    »Und das haben jetzt Sie?«
    »Der PSNI hat vergessen, sich die
Dokumente zurückgeben zu lassen«, erklärte ich. »Diesen Zahlen nach betrug die
Menge gewonnenen Goldes im fraglichen Zeitraum nicht einmal 1 Gramm pro 100
Tonnen.«
    »Und das ist schlecht?«, fragte Patterson mit einem Anflug von
Sarkasmus.
    »Das ist unprofitabel. Wenn diese Zahlen stimmen, lohnt der Betrieb der
Mine nicht.«
    »Und wo kommen dann die Gewinne her?«
    »Das müssen wir herausfinden. Wenn Leon diese beiden Informationen
ausgewählt hat, dann muss er vermutet haben, dass ein Zusammenhang zwischen
ihnen besteht. Ford hat mir erzählt, dass sie für Hagan Zeug nach
Tschetschenien befördert haben.«
    »Das war, bevor Sie ihn erschossen haben«, sagte Patterson und sah mich
an.
    »Orcas meldet gewaltige Gewinne, und dann tauchen diese Zahlen auf, die
darauf hindeuten, dass der Boden nur unbedeutende Mengen Gold enthält. Leon
Bradley muss irgendetwas auf der Spur gewesen sein.«
    »Das Problem, Devlin – auch wenn Sie das offenbar hartnäckig ignorieren –, das Problem ist, Sie können John Weston nicht immer wieder beschuldigen,
ohne Beweise zu haben. Sie haben ihn beschuldigt, den Fluss zu verunreinigen,
aber er war es gar nicht.«
    »Aber der Fluss wurde tatsächlich verunreinigt.«
    »Aber nicht von ihm. Sie haben Weston regelrecht auf dem Kieker. Und
das, nachdem er Ihnen die Kette geschenkt hat.«
    Auf verquere Weise traute ich dem Mann just deshalb nicht, weil er mir die Kette geschenkt hatte, doch das konnte ich
Patterson schlecht sagen. »Ich denke, wir sollten jemanden vom NBCI holen, der sich die Geschäftsbücher von Orcas mal ansieht. Und den PSNI bitten, die von Eligius zu prüfen. Da stimmt etwas ganz und gar nicht.« Das
National Bureau of Criminal Investigation ist eine zentrale Abteilung von An
Garda, die sich mit schwerem und organisiertem Verbrechen befasst und die
lokalen Polizeidienststellen bei Bedarf unterstützt.
    »Besorgen Sie irgendeinen Beweis. Treiben Sie Curran in die Enge. Er
ist das schwächste Glied. Und der PSNI soll diesen polnischen Knaben und Morrison unter Druck setzen.«
    Am
Nachmittag fuhr ich nach Derry, um Seamus Curran noch einmal zu befragen. Als
ich in den Pub kam, stand hinter der Theke ein Mann, den ich nicht kannte.
    »Kann ich
Ihnen helfen?«, fragte er und hob das Kinn.
    »Ich würde gerne Seamus Curran sprechen«, sagte ich.
    »Wir auch, Kumpel«, erwiderte der Mann.
    Ich sah ihn fragend an, hatte aber bereits ein mulmiges Gefühl.
    »Er sollte heute Mittag den Pub öffnen und ist nicht aufgetaucht«,
erklärte der Mann. »Wir können ihn nicht auftreiben.«
    »Haben Sie vielleicht eine Telefonnummer,

Weitere Kostenlose Bücher