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Blutheide

Blutheide

Titel: Blutheide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.Hanke und C. Kröger
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Handschuhe! Kommst dir dann wohl vor wie ein Cabrio-Fahrer, was? Aber chic sind sie, hast halt nur den falschen Wagen dazu.«
    Sie lachte fröhlich auf, fing dann aber an, ungemütlich und mit gerunzelter Stirn auf ihrem Sitz hin und her zu rutschen. »Sag mal, und wieso hast du bei diesem Wetter so dicke Lammfellüberzüge auf deinen Sitzen?«
    Er war auf diese Frage vorbereitet. Schnell setzte er ein zerknirschtes Gesicht auf und tat reumütig: »Faulheit. Ist noch aus der frostigen Zeit. Mea culpa.«
    Lara ließ ein kurzes »Hm« vernehmen und blickte dann aus ihrem Seitenfenster. »Weißt du denn eigentlich, wo ich arbeite?«
    Er nickte nur und fuhr weiter in Richtung des Oedemer Kreisels. Normalerweise versuchte er, so wenig wie möglich mit diesen Menschen zu sprechen, doch diesmal entschloss er sich doch zu ein paar Worten. Warum auch nicht, er kannte sie ja, hatte sie für seinen Plan sogar näher kennenlernen müssen: »Du hast es mal erwähnt, in Kirchgellersen, bei Dr. Rabe als Rechtanwaltsgehilfin, nicht wahr?«
    »Stimmt. Wusste gar nicht, dass ich das erzählt hab. Aber dann ist’s ja gut. Und du – wo musst du hin?«
    Auch auf diese Frage war er vorbereitet: »Ich hab in Reppenstedt zu tun.«
    »Ah«, kam es nur von Lara, damit war das Thema durch.
    »Oh, da fällt mir grad was ein«, sagte er mit einem Seitenblick auf seine Mitfahrerin. »Im Handschuhfach liegen ein Notizblock und ein Kugelschreiber, könntest du kurz was für mich notieren?«
    »Klar, was denn?«, erwiderte sie entspannt und holte beides aus dem Handschuhfach. »Leg los!«
    Nachdem er ihr in die Feder diktiert hatte, schwiegen sie wieder beide. Plötzlich wurde die Stille von Beethovens 9. Sinfonie unterbrochen. Die Musik kam aus Laras Tasche, die im Fußraum lag. Auch diese Situation hatte er einkalkuliert, obgleich seine Reaktion darauf für ihn nicht durchgängig planbar gewesen war. Er musste sich auf sein Improvisationstalent verlassen. Glücklicherweise hatte er davon eine ganze Menge. Gänzlich unvorbereitet war er aber natürlich nicht, und so wusste er, wie oft Laras Handy klingelte, bis die Mailbox ansprang. Von einer Telefonzelle aus hatte er es ein paarmal getestet. Er hatte noch etwa zehn Sekunden Zeit. Aus den Augenwinkeln beobachtete er, wie Lara nach ihrer Tasche griff und darin herumwühlte. Im Stillen zählte er die Sekunden. Jetzt hatte sie es herausgefischt, um es gleich an ihr Ohr zu halten. Nur drei Sekunden blieben ihm noch. Er trat hart auf die Bremse. Laras Oberkörper schleuderte hart nach vorn und wurde dann genauso hart vom Gurt wieder gebremst. Das Handy fiel ihr aus der Hand und rutschte zwischen Mittelkonsole und Sitz. Geschafft. Improvisation geglückt.
    »Mann, was soll denn das? Warum bremst du wie ein Irrer?«, fuhr Lara ihn an.
    Er schluckte den aufsteigenden Zorn konzentriert hinunter. Derartige Beschimpfungen hatte er in seinem Leben zu oft ertragen müssen – Irrer, Wahnsinniger, Idiot … Nie wieder wollte er das hören, doch die Situation erforderte seine Vernunft. Also sagte er nichts, sondern zuckte nur entschuldigend mit den Schultern.
    »War da was?«, fragte sie ihn schon etwas weniger wütend. Natürlich gab er auch darauf keine Antwort. Genervt hob Lara eine ihrer etwas zu schmal gezupften Augenbrauen und fischte nach dem Handy. Ein dreimaliges Piepen ertönte dumpf. Das Zeichen, dass jemand eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen hatte. Dann nichts mehr. Nur noch das Motorengeräusch und Schweigen. Als sie das Handy endlich erwischt hatte, schaute sie drauf, klickte auf die Anruferinformation und sagte mehr zu sich selbst: »War nur mein Mann.«
    Sie rief nicht zurück, was mit Sicherheit auch besser für sie war. So dachte er und lächelte stumm in sich hinein.

    Inzwischen waren sie am Parkplatz zum Heiligenthaler Forst angekommen. Er bog ein und hielt den Wagen an. Zwei weitere Autos parkten ebenfalls hier, ein blauer Audi und ein anthrazitfarbener Range Rover. Er kannte diese Autos, sie standen jeden Tag um diese Uhrzeit hier. Ihre Besitzer waren Jogger, die in etwa 30 Minuten wieder auf dem Parkplatz einlaufen würden. Zeit genug für sein Vorhaben.
    »Warum parkst du hier?«, kam nun die nächste Frage, auf die er bereits gewartet hatte. Wie er das hasste, immer diese Fragerei! Da war Lara nicht anders als andere Frauen.
    »Ich war hier gestern joggen und hab mein Handy verloren. Als ich es zuhause bemerkt habe, war es schon dunkel, da hätte ich mich totsuchen können.

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