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Blutheide

Blutheide

Titel: Blutheide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.Hanke und C. Kröger
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abscheulichen Täter konzentrieren müssen. Auch müssten sie das Gedicht dringend zusammenpuzzeln. Falls die Reihenfolge der einzelnen Fragmente tatsächlich mit der Chronologie der Todeszeitpunkte übereinstimmte und die Fragmente zudem noch, für sich betrachtet, einzelne Botschaften beinhalteten, die in irgendeiner Weise mit den Opfern zu tun hatten, könnten sie möglicherweise sogar auf nächste Opfer schließen und diese schützen. Sie müssten also dringend mehr über die Vergangenheit der Toten herausfinden und jede noch so kleine Auffälligkeit in Verbindung mit dem Gedicht stellen. Hoffentlich kannten sie bald die Identität der Wasserleiche. Und noch etwas sprach dafür, dass sie sich mit dem Zusammensetzen der Zettel beeilen mussten: Sie würden mithilfe der kompletten Botschaften möglicherweise erkennen, wann der Mörder mit seinen Gräueltaten am Ende war. Nämlich hoffentlich dann, wenn auch das Gedicht ausgeschöpft war – sofern er kein weiteres Gedicht in petto hatte. Daran mochte Katharina erst gar nicht denken. Sie mussten ihn einfach so schnell wie möglich finden und ihm sein zerstörerisches Handwerk legen.

    An ihrer letzten Dienststelle hatte Katharina nach dem grausamen Vorfall begonnen, sich intensiv mit Täter-Profiling auseinanderzusetzen, und sie wollte das hier unbedingt fortführen. Vielleicht kam das den Ermittlungen auch gerade in diesem Fall zugute, denn in München hatte sie sich damit schon erste Erfolge erarbeitet. Katharina wusste noch nicht genau, wie das Lüneburger Kommissariat aufgestellt war, und ob es einen Profiler vor Ort gab. Doch gleich morgen früh würde sie mit Benjamin darüber sprechen und sich anbieten. Aber sie würde ihm auf jeden Fall sagen, dass sie niemandem dabei in die Quere kommen wollte und natürlich auch, dass sie sich deshalb nicht aus den übrigen Recherchen und Ermittlungen ausklinken würde.
    Anfangs hatte sie sich mit dem Thema Profiling aus reiner Neugier und ganz privat beschäftigt. Dann hatte sie in Absprache mit ihrem damaligen Chef einige Fortbildungen besucht. Das hatte unter anderem dazu geführt, dass ihr bisheriges Weltbild ordentlich ins Wanken geraten war. Natürlich war es immer der Täter, der einen Mord beging und Schuld auf sich lud, daran gab es nichts zu rütteln. Doch gerade bei einem Serientäter handelte es sich nicht um Taten im Affekt. In der Mehrzahl fußte die kalte Erbarmungslosigkeit solcher Täter auf kollektiver Schuld. Oft waren diese Täter selbst lange Zeit Opfer gewesen: Opfer ihrer Familie, der gesellschaftlichen Umstände, Opfer aus Mangel an Liebe und oft auch aus selbst empfangener Gewalt. Katharina hatte sich darüber vorher nie so intensive Gedanken gemacht. Sie fand diese Erkenntnisse zwiespältig. Natürlich konnten die sozialen Hintergründe das Täterverhalten oft erklären. Doch gleichzeitig gab es trotz noch so tragischer Hintergründe für Katharina keine Entschuldigung für die Taten eines Mörders. Sie empfand es als Gratwanderung. Erklärung und damit meist auch Hilfe zur Überführung – ja. Rechtfertigung oder Entschuldigung für die Taten – nein.

    Katharina schnippte die Zigarette von sich, stand auf und machte sich auf den direkten Weg nach Hause. Sie wollte sich einfach nur noch die Decke über den Kopf ziehen und abtauchen. Morgen würde sie dann wieder mit neuem Elan das Böse auf dieser Welt bekämpfen – und dabei hoffentlich das Böse in ihrem eigenen vergangenen Leben verdrängen können.
23.36 Uhr
    Er spürte die wohlige und ihm bereits bekannte Müdigkeit bis in seine Fingerspitzen. Dennoch konnte er sich nicht wie sonst komplett in sie hineinfallen lassen – trotz seines müden Körpers fühlte er sich wie beschwingt. Er wusste natürlich warum, und immer wenn er an dieses ›Warum‹ dachte, breitete sich ein zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht aus. So wie jetzt. Dabei war es der pure Zufall – oder doch eher sein Schicksal, dass ihm vorhin dieser Gedankenblitz gekommen war. Es war auf dem Weg nach Hause gewesen, als er seinen Tag noch einmal im Kopf durchging und sich daran gütlich tat. Und plötzlich war er dann da, dieser Gedanke, dieses Wissen darum, nun endlich das fehlende Detail gefunden zu haben, welches sein Meisterstück perfekt machen würde – endgültig zu einem wahren Kunstakt!

    Oh ja, sein Meisterstück: Die ganze Zeit über, die er bereits daran gefeilt hatte, hatte er eine gewisse Unzufriedenheit in sich gespürt. Nicht etwa, weil an dem Ablauf etwas

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