Blutherz - Wallner, M: Blutherz
Teddies Kind, zugleich seine Halbschwester. Sie überlegte auch, welcher Verwandtschaftsgrad zu Richard bestand, dem sie mehr zu verdanken hatte, als in Worten auszudrücken war. Er hatte alles für Sam riskiert, selbst die eigene Existenz. Sie wusste und fühlte längst, dass er es aus Liebe getan hatte. Samantha gestand sich ein, dass sie Richard während ihrer unglaublichen Reise so nahegekommen war wie keinem anderen Wesen zuvor – sei es Mensch oder Vampir. Doch sie liebte ihn anders als Taddeusz, der nicht davor zurückschreckte, seine dunkle Macht auszuspielen, der Sterbliche für seine Zwecke benutzte, sie tötete, um sich selbst zu ernähren. Konnte, durfte sie so jemanden weiter lieben? Es hat alles mit Blut zu tun , hatte Richard gesagt. Das Blut entscheidet, wer wir sind und wohin wir gehören. Das war Samantha als Antwort zu dürftig. Sie wollte wissen, wer sie in Wirklichkeit war – die Tochter eines Vampirs, die Geliebte eines Vampirs, die Mutter eines … eines – ja, was?
Es war in einer stürmischen Nacht, als die Schneeflocken
zu spitzen Kristallen wurden, die gegen das Fenster prasselten; in dieser Nacht erschien ein Ritter Fortrius auf Bogdáns Anwesen, in seinem Gefolge mehrere Mönche, die einen in weißes Tuch eingenähten Körper mit sich führten. Am Rande des Abgrunds begannen sie, einen Holzstoß zu errichten, auf dem Louises irdische Hülle verbrannt werden sollte. In dieser schwarzen Nacht wurde der Leichnam aufgebahrt. Richard packte Samantha dick in Pelze, er und der Ritter stützten die immer noch Schwache und führten sie ins Freie, während Bogdán mit zärtlichem Gesichtsausdruck neben dem Babybett sitzen blieb. Ein Mönch legte Feuer an den Stoß, es knisterte und züngelte, angefacht vom Wind, waren Louises sterbliche Überreste bald von hohen Flammen umloht. Sams Blick folgte dem funkensprühenden Rauch in die Höhe, sie dankte ihrer Mutter dafür, dass sie so viel Leid auf sich genommen hatte, um ein normales Mädchen aus ihrer Tochter werden zu lassen.
----- Das-bist-du-nicht ----- sagte der Sturm zu Samantha. ----- Du-bist-die-Erwählte-der-mein-Schutz-und-meine-Liebe-gehören -----
»Welche Liebe?« Erschrocken wandte sie sich zu Richard und dem Ritter, doch keiner außer ihr schien die stürmische Stimme zu hören. Fortriu machte sich nur Samantha verständlich. »Wie könnte jemals so etwas wie Liebe von dir kommen?« Sie starrte ins windgepeitschte Feuer.
Da sprachen mit einem Mal auch die Flammen zu ihr, sprachen rein und erhellend. ----- Die -Menschen-besitzen-nichtgenügend-Stärke-um-die-geheime-Welt-hinter-der-irdi- schen-Welt-zu-erkennen ----- Die-Vampire-haben-solche-Kräftedoch-sie-sind-leblos-und-unmenschlich-und-ziehen-den- falschen-Nutzen-aus-ihren-Kräften ------
Ohne dass sie es merkte, ging Samantha Schritt für Schritt auf die Flammen zu. Sie lauschte, sie wollte verstehen.
----- Du, Samantha, kannst die Wärme und Liebe eines Menschenkindes mit der Kraft eines Vampirs vereinen. Nicht durch einen Biss bist du zur Vampirbraut geworden, wie deine Mutter, du wurdest gezeugt mit den Kräften des Vampirs, aber ausgetragen und geboren von einer Menschenfrau. Darum ist deine Existenz etwas Neues, das es nie zuvor gab. Das Gleiche gilt für das Kind, das dir entsprossen ist, auch er ist Vampir und Mensch zugleich, ist von warmem Leben erfüllt und von jener besonderen Kraft. -----
»Und warum …?« Sam war dem Feuer nun schon gefährlich nahe. »Warum musste Valerian sterben?«
----- Er hätte dich nicht in deinem außergewöhnlichen Zustand belassen, hätte dich durch seinen Biss gewöhnlich gemacht und auch das Kind zum Vampir werden lassen. Aber Valerians Macht war schon so leblos wie er selbst. Sein Schicksal war besiegelt. -----
Die Hitze wurde so unerträglich, dass Sam ihr Gesicht kaum noch dem Feuer zuwenden konnte. Eine Frage aber musste sie noch beantwortet bekommen. »Und Teddie? Was ist mit ihm? Wie soll es mit uns weitergehen?«
----- Du bist die Vermittlerin zwischen den Welten, Samantha. Taddeusz wird das begreifen! Wenn er sich weigert, wenn er im Alten verharrt ----- Bei diesen Worten schlugen die Flammen so hoch, dass Sam den Arm schützend vor ihr Gesicht hielt. ----- Dann wird ihm diese Erkenntnis eingebrannt werden! -----
»Tu ihm nichts!«, rief sie. »Teddie wird verstehen, er wird mich und das Kind in Ruhe lassen! Bitte tu ihm nichts!«
Schon brannten die Flammen ruhiger, auch der Sturm ließ nach. Sam wartete, ob Fortriu
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