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Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Titel: Blutherz - Wallner, M: Blutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner
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Abteilung lag in praktischer Nähe zur Unfallstation, wo die Verkehrsopfer
eingeliefert wurden, von denen jedes ein potenzieller Organspender war. Der Kennock-Trakt war genau genommen eine Intensivstation: Hier wurden schwer kranke Menschen auf die besondere Operation vorbereitet, bei der ihnen eine neue Niere, Leber, Lunge oder ein neues Herz eingepflanzt wurden.
    Samantha starrte auf das Herz. Es sah genauso aus wie das hellrote, schlagende Ding, das sie in ihrem Traum gesehen hatte. Dieses Herz aber lag in einem aseptisch verschlossenen Kunststoffgefäß, in dem es permanent von eiskalter Konservierungslösung durchströmt wurde.
    Es gehörte nicht zu Sams Arbeit, sich ein gekühltes Herz anzuschauen, das für die Transplantation vorbereitet wurde. Ihre Aufgaben waren wesentlich schlichter. Sie hatte ein Bett frisch zu beziehen, wenn der Bettinsasse es schmutzig gemacht hatte. Sie war dafür zuständig, die Fünfliterkannen mit Tee vorzubereiten, aus denen die Kännchen für die Frühstückstabletts gefüllt wurden. War der Tee durch die Patienten durchgelaufen, hatte Sam die vollen Bettpfannen aufs Klo zu bringen und zu leeren. Darauf mussten die Patienten für die Visite vorbereitet, also gekämmt, zugeknöpft und aufgesetzt werden, da Sir Kennock ungern Kranke besuchte, die auch wie Kranke aussahen.
    Als Sam an diesem Morgen gehört hatte, dass ein Spenderherz für Mister Thorndyke gefunden worden sei, hatte sie sich in den Kühlraum geschlichen, wo das Organ aufbewahrt wurde, während man Mr Thorndyke für die Operation den Brustkorb kahl rasierte. Eine Herztransplantation, so viel wusste Samantha, bedeutete einen Wettlauf mit der Zeit. Vier Stunden war die äußerste Frist, die vom Herzstillstand des Spenders bis zur Wiederbelebung des Herzens in der Brust des Empfängers verstreichen durfte. Am Tag einer solchen
Operation vibrierte die Abteilung förmlich vor Anspannung; das Team um Sir Kennock funktionierte wie ein Organismus, bei dem jeder Teil genau wusste, was der andere tat. In dieser Situation stand Sam über das rohe Herz gebeugt, das sie an ihren schrecklichen Traum erinnerte.
    »Was haben Sie hier zu suchen?«
    Sie fuhr herum, fürchtete, einem der Ärzte gegenüberzustehen, aber den hässlichen Mann, der sich über ihre Schulter beugte, sah sie zum ersten Mal. Er trug nicht das stationsübliche Hellblau und die aseptischen Latschen an den Füßen, sondern einen grauen Gehrock, was entweder schrecklich altmodisch oder superschick war. Aber nicht die Kleidung machte ihn so auffällig, sondern seine Augen. Sie quollen aus dem Gesicht, unnatürlich zuckten die Pupillen, dazu hatte der Mann triefende Lippen und ein Doppelkinn, das wackelte, wenn er den Kopf bewegte.
    »Und was machen Sie hier?«, erwiderte Sam trotz ihres Schrecks. »Sie arbeiten nicht auf unserer Station.«
    Darauf lächelte der Mann. »Natürlich nicht. Ich bin die Station.«
    Auf so etwas Wirres wollte Samantha nicht antworten, und sie war im Begriff, den Kühlraum zu verlassen, als der Glubschäugige ihr in den Weg trat.
    »Wenn ich mich vorstellen darf? Mein Name ist Walter Lockool. Sie haben vielleicht von mir gehört.«
    Sam fiel die Messingplakette ein, die am Eingang der Station prangte. Darauf stand: Gewidmet der Familie Lockool, durch deren Stiftung die Abteilung für Organtransplantation ins Leben gerufen werden konnte. Sie hatte also ein Mitglied der berühmten Familie vor sich; dennoch war es ihr unangenehm, mit dem seltsamen Mann allein zu sein.
    »Ich muss zum Dienst.«

    Sie hatte die Tür fast erreicht, da hielt er sie am Arm fest. »Sie haben wunderschönes rotes Haar.«
    Erschrocken drehte sie sich um. »Schwester Margret braucht mich!«
    »Sie sind doch nicht etwa Schottin?« Die Froschaugen wanderten über ihr Gesicht mit der hellen Haut und den Sommersprossen.
    »Beinahe.« Sam schüttelte seine Hand ab. »Ich stamme aus Lower Liargo an der schottischen Grenze.«
    »Liegt die Stadt nördlich des Hadrianswalls?« Er lächelte vielsagend.
    Dunkel erinnerte Sam sich aus ihrer Schulzeit, dass der mächtige Steinwall vor Jahrhunderten die Grenze zwischen dem von den Römern unterworfenen Britannien und dem Land der schottischen Clans gebildet hatte. »Stimmt.«
    »Dann ist es klar. Sie sind Schottin von echtem, von altem Blut.« Wieder schenkte er ihr dieses glubschäugige Lächeln.
    »Und warum ist das so wichtig für Sie?«
    »Für mich keineswegs. Für Sie, meine Liebe, ist es von großer Bedeutung.«
    Sam hatte

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