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Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Titel: Blutherz - Wallner, M: Blutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner
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Name!«, sagte sie in die Stille des unterirdischen Zimmers. »Er heißt Kóranyi!« Benommen stieß sie die Luft aus. »Ich weiß es, obwohl ich keine Ahnung habe, woher.«
    Vollständig erwacht, überlegte Samantha, dass es erstaunlich war, wie ihr Unterbewusstsein, ihr tieferes Gedächtnis, einen Namen, den sie nur ein einziges Mal undeutlich gehört hatte, im Traum wieder ausspuckte.
    »Teddie Kóranyi heißt er also.« Sie lächelte in die Dunkelheit. Dieser Name war selbst in London so selten, dass sie die Adresse leicht herausfinden würde. Sam kuschelte sich ins Kissen und versuchte, sich über ihren erhellenden Traum zu freuen. Aber tief in ihrer Seele spürte sie, diese Buchstaben waren mehr als ein Wort. Ihr schien, als hätten Stimmen zu ihr gesprochen, die sie besser nie vernommen hätte.
     
    Wenige Stunden später riss der Wecker Sam in die Krankenhauswirklichkeit zurück. Schlaftrunken zog sie den Bademantel an, schlurfte durch den Korridor und duschte. Sie rubbelte das gewaschene Haar trocken, kämmte es mit den Fingern und lief in ihr Zimmer zurück. Im Schlitz unter der angelehnten Tür entdeckte sie ein Kuvert. Bevor sie es aufhob, schaute sie den Gang hinauf und hinunter und ließ ein forsches »Hallo! Ist da jemand?!« hören. Der Klang ihrer Stimme war so unheimlich,
dass sie mit dem Brief ins Zimmer schlüpfte und die Tür zusperrte.
    Das Kuvert war länglich, von schwerem Papier, die Verschlusslasche hatte einen roten Rand, auf dessen Ecke ein K gedruckt war. Auf der Vorderseite stand in nüchterner Maschinenschrift Sams voller Name: Samantha Halbrook. Vorsichtig schob sie den Fingernagel unter die Klebestelle und öffnete das Schreiben. Es war kein persönlicher Brief, sondern eine formelle Einladung; trotz der zierlichen Schrift hätte der Wortlaut kaum nüchterner sein können:
    Zum Anlass seiner Inauguration
beehrt sich Taddeusz Kóranyi,
Sie zu einem Dinner zu bitten,
Sonntag, den 17. Oktober, um 21.00 Uhr,
Belgrave Square 13
    Nachdem ihre erste Verwirrung verflogen war, fand Sam die Sache gar nicht mehr so mysteriös. Du hast Teddie schließlich deinen Namen gesagt, er weiß, wo du arbeitest, er musste den Brief also nur ans Krankenhaus adressieren. Mehr steckt nicht dahinter.
    Ach, was half es, sich etwas vorzumachen – es steckte erheblich mehr dahinter. Der dunkle Unbekannte hatte an sie gedacht! Er hatte sich die Mühe gemacht, die Adresse des Chelsea and Westminster ausfindig zu machen, hatte Samantha zum Dinner geladen, in ein Lokal an einer der besten Adressen Londons. Denn das wusste sogar ein Mädchen aus Lower Liargo: Es gab kaum eine noblere Ecke in der City als den Belgrave Square.
    Sam durchströmten eine solche Aufregung und Freude, dass ihr erst nach Dienstantritt einfiel, dass sie nichts zum Anziehen
hatte und ausgerechnet am 17. des Monats zum Nachtdienst eingeteilt war. In ihrer ersten freien Minute lief sie ins Dienstzimmer von Tante Margret.
    »Ich habe eine Bitte«, begann sie und schilderte, was sie auf dem Herzen hatte.
    »Wie lange bist du jetzt bei uns?«, fragte die Oberschwester.
    »Vier Wochen … fünf vielleicht?«
    Oberschwester Margret trug immer die gleiche Hochsteckfrisur, sie hatte kräftige Lippen und eine wettergegerbte Haut, weil sie in ihrer Freizeit häufig joggte. Wenn Sam richtig rechnete, war die Schwester ihrer Mutter 43 Jahre alt.
    »Als ein Assistenzarzt nach einjähriger Praxis hier einmal um eine Dienstplanänderung bat, bekam Sir Kennock einen solchen Tobsuchtsanfall, dass eine Ader in seinem Auge platzte. Der junge Arzt hat seitdem nie wieder einen solchen Antrag gestellt.« Margret zog die Brauen zusammen. »Wenn ich einem meiner Mädchen gestatte, den Dienst zu tauschen, muss entweder ihre Mutter gestorben sein oder ihr Haus unter Wasser stehen. Deiner Mutter geht es gut und von einer Überflutung unseres Kellers ist mir nichts bekannt. Was könnte ein triftiger Grund sein, mich nach nur fünfwöchigem Dienst um so etwas zu bitten?«
    »Ich bin eingeladen worden.«
    »In dem Fall erübrigt sich wohl jedes weitere Wort.« Tante Margret wandte sich ihrer Schreibarbeit zu.
    »Das heißt also nein?«
    »Selbstverständlich nein.« Die Oberschwester schaute nicht mehr auf.
     
    Auch wenn Sam als Lernschwester ziemlich neu war, gab es jemanden auf der Station, der als noch kleineres Licht
behandelt wurde: Harry, der Hilfspfleger. Er hatte schulterlanges Haar, das er im Dienst unter einer Schutzhaube verstecken musste. Sam und Harry

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