Bluthochdruck senken - das 3-Typen-Konzept
tatsächlich die richtige Beschäftigung habe. Kein Zweifel – er will sie loswerden. »Mobbing« nennt man so etwas. Einfach kündigen kann sie nicht: Aufgrund ihres fehlenden beruflichen Abschlusses dürfte sie anderswo kaum eine ähnlich qualifizierte Anstellung finden.
Die Zermürbungstaktik zeigt Wirkung: Claudia M. kommt kaum mehr zur Ruhe, auch abends nicht, hat ausgeprägte Schlafstörungen. Obwohl sie spätestens um 22.30 Uhr ins Bett geht, findet sie erst gegen Mitternacht in den Schlaf. Um 3 Uhr wird sie wieder wach und hat das Gefühl, anschließend nicht mehr zu schlafen, bis frühmorgens der Wecker klingelt. Entsprechend unausgeruht kommt sie am Arbeitsplatz an, wo sie sich nur schlecht konzentrieren kann. Innerhalb weniger Wochen hat sie fast vier Kilo abgenommen, sie fühlt sich zittrig, fahrig, dünnhäutig und wird rasch kurzatmig. Ihr Herz schlägt sehr schnell – im Ruhezustand mit etwa 100 Schlägen pro Minute. Immer wieder hat sie – wie sie durch heimliches Messen herausfindet – am Schreibtisch Blutdruckwerte von 220/120 mmHg, auch ohne direkten Anlass, nicht nur nach Begegnungen mit dem neuen Chef. Dann schlägt ihr das Herz bis zum Hals, in den Ohren saust es, sie fühlt sich schwindelig und benommen, der Kopf dröhnt.
Claudia M. lässt sich krankschreiben. Trotzdem kommt sie nicht zur Ruhe. Täglich lässt der Chef bei ihr anrufen, um zu kontrollieren, ob sie nicht nur krankfeiert. Der Hausarzt verordnet ihr blutdrucksenkende Medikamente, die jedoch nicht ausreichend wirken. Die 24-Stunden-Messung zeigt: Tagsüber ist der Blutdruck oft normal oder mit Werten um 110/60 mmHg sogar eher zu niedrig. Dann schießt er plötzlich auf Werte um 220/120 mmHg hoch. Nur wenn sie schläft, pendelt er sich auf Normalniveau ein. Um schlafen zu können, nimmt Claudia M. mittlerweile Schlaftabletten, die sie morgens jedoch noch zerschlagener aufwachen lassen.
Claudia M. steckt in einem Teufelskreis, aus dem sie lange nicht herausfindet – bis sie endlich erfolgreich behandelt wird. Wie dieses Behandlungskonzept aussieht, erfahren Sie auf > .
Beispiel 2: Stefan B.
Stefan B. ist verheiratet und hat drei Kinder. Der 45-jährige Lehrer liebt seinen Beruf und fühlt sich wohl in der Schule, in der er unterrichtet. Seit Kurzem hat er zusätzlich zu seiner eigenen Klasse die Vertretung für einen erkrankten Kollegen und die Leitung der Lehrerkonferenz übernommen. Und er engagiert sich beim Um- und Neubau der Schule, der für viel Arbeit und Unruhe sorgt. Oft kommt Stefan B. erst zwischen 21 und 22 Uhr nach Hause.
Ein halbes Jahr hält dieser Zustand schon an – nicht ohne Folgen. Häufig wacht Stefan B. morgens mit Schwindelgefühlen auf, fühlt sich benommen und gar nicht richtig da. Er fröstelt leicht, neigt zu Durchfall, was seinem mageren Körper gar nicht guttut, und spürt während der langen Schultage nicht selten das Herz »stolpern«.
Stefan B. möchte alle Aufgaben perfekt erledigen, Halbherzigkeit ist nicht seine Sache. Doch er wird seinen hohen Ansprüchen in Unterricht, Konferenz und Bauleitung immer weniger gerecht. Auch zu Hause kann er die Erwartungen seiner ebenfalls berufstätigen Frau kaum noch erfüllen, und seine Kinder beklagen sich, dass sie ihren Papa kaum noch sehen. Stefan B. fühlt sich ausgebrannt und leer. Er lebt nicht mehr – er wird gelebt.
Als der Arzt den Blutdruck überprüft, finden sich wiederholt Werte um 180/95 mmHg, oft bewegen sie sich auch auf normalem Niveau. Die 24-Stunden-Messung jedoch zeigt: Der Blutdruck ist über längere Phasen zu hoch, es sind keine einzelnen Ausreißerwerte. Vor allem der untere Wert liegt häufig zwischen 95 und 100. Nur im Schlaf sinkt der Druck ab.
Die Signale sind deutlich: Stefan B. muss an seiner Lebenssituation etwas ändern. Wie es weitergeht, erfahren Sie auf > .
Beispiele aus der Praxis
In diesem und im nächsten Kapitel (siehe ab > ) finden Sie verschiedene Patientenbeispiele, die das Konzept der drei Konstitutionstypen veranschaulichen. Die Fälle selbst sind authentisch, die Namen der Patienten wurden jedoch alle geändert.
Fatale Kombination: High demand – low control
Die Beispiele von Claudia M. und Stefan B. zeigen, wie Zeit- und Arbeitsdruck mit einem Mangel an Gestaltungsfähigkeit eine unheilvolle Symbiose eingehen können. Einem Höchstmaß an Anforderungen (»high demand«) steht ein Mangel an Gestaltungs- und Einflussmöglichkeiten gegenüber (»low control«), gemischt mit Ohnmachtsgefühlen, Wut und
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