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Bluthochzeit in Prag

Bluthochzeit in Prag

Titel: Bluthochzeit in Prag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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voll Triumph fort. »In den Urwäldern lebt auch Karel Pilny mit seinem verdammten Sender, und ein Weib ist bei ihm, eine Deutsche, mit langen blonden Haaren. Und bald wird auch ein schwarzgelocktes Täubchen dort auftauchen, das sich Miroslava Tichá nennt und die Hure dieses Lucek ist. Was aber niemand weiß: Miroslava ist die von mir ausgebildete und in Prag eingesetzte Agentin Valentina Kysaskaja.«
    Er starrte in die unbeweglichen Gesichter, und es schien ihm, als seien sie noch verhärteter geworden. Jetzt habe ich sie getroffen, dachte er zufrieden. Es wird keine vierundzwanzig Stunden mehr dauern, bis ich ihnen Pilny, Lucek, die Deutsche und vielleicht auch Valentina Konstantinowna präsentiere … und wenn ich eine Armee alarmiere und die Wildnis Meter um Meter umgraben lasse!
    »Sie schweigen noch immer?« fragte er nach einer langen Zeit dumpfer Stille.
    »Wir achten das Genie in Ihnen, Genosse Oberst. Es ist bei uns nur stumme Bewunderung«, sagte der Sektionsleiter und grinste breit. Das war die Sekunde, in der Tschernowskij wirklich schwankte und seine Theorie fast zerbrach. Entsetzen im Blick der Männer hatte er erwartet, statt dessen blinzelten ihn die Äuglein eines Dackels an.
    »Genug! Sie werden in der Zelle warten, bis ich Ihnen Pilny und Kumpane vorstelle!« Er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, es knallte recht laut, und obwohl das kein verabredetes Signal war, stürmten sofort sechs Rotarmisten ins Zimmer und richteten ihre automatischen Gewehre auf die fünf Tschechen. Der Sektionsleiter kratzte sich den Kopf.
    »Es wird, wie ich schon sagte, Komplikationen geben. Morgen ist eine Sitzung des Landesbüros der Partei. Ich soll einen Vortrag halten. Man wird fragen, warum ich nicht komme, und erfahren, daß unsere Freunde aus der Sowjetunion mich eingesperrt haben, nur weil ich meinen Keuchhusten … Es wird böses Blut geben, Genosse.«
    Tschernowskij senkte den Kopf wie ein Stier beim Angriff. »Abführen!« sagte er mit rostiger Stimme.
    Eine Stunde später überflog Tschernowskij mit dem requirierten Hubschrauber der tschechischen Armee das riesige Waldgebiet an der böhmischen Grenze. Er sah die Lager der sowjetischen Truppen, die auf Befehl während der Zeit des Überfliegens ihrer Gegend Licht- und Rauchsignale gaben.
    »Dort kann es nicht sein«, sagte Tschernowskij, als er genau über das Gebiet flog, in dem Karel Pilny sich versteckt hielt. »Da sind nur unsere Bataillone. Es muß weiter südwestlich sein …«
    Die Maschine drehte ab und suchte zwei Kilometer weiter. Sie flog so niedrig, daß die Kufen fast die Wipfel der höchsten Bäume streiften. Über Funk wurden gleichzeitig Suchtrupps geleitet. Ein ganzes Bataillon nahm daran teil … es schwärmte aus und rückte in weiter Schützenkette durch den Urwald.
    Daß drei Menschen sich mitten in einem sowjetischen Lagerring befanden, daß sie aus diesem Versteck sendeten und den russischen Truppen damit mehr Ärger bereiteten als ein bewaffneter Widerstand der tschechischen Armee, war zu phantastisch, als daß man an diese Möglichkeit dachte.
    So flog Tschernowskij an seiner großen, privaten Rache vorbei und leitete eine Aktion, die erst drei Tage später mit einer Blamage beendet wurde.
    Die Wildnis war leer … aber die Funker Tschernowskijs fingen die neueste Meldung Pilnys auf. Es war ein Dank an alle Helfer.
    »Wir sind gerettet, Freunde. Wir können weitersenden. Lucek lebt und wird gesund werden. Es lebe unser freies Volk, es lebe die Wahrheit!«
    Tschernowskij saß bleich und um Jahre gealtert im Divisionskommando von Pilsen. Noch immer durchkämmten seine Suchtruppen den Urwald, aber die Chancen, Pilny zu entdecken, wurden immer geringer.
    »Er ist hier!« brüllte Tschernowskij, wenn die Zwischenmeldungen von der böhmischen Grenze eintrafen. »Er sendet ja! Er kann doch nicht auf einer Wolke schweben! Sind wir denn alle Idioten, Genossen?«
    Es war niemand da, der ihm darauf eine Antwort gab … aber man ging ihm aus dem Weg, machte einen Bogen um sein Büro und verdrückte sich ins nächste Zimmer, wenn man ihn von weitem kommen sah.
    Ein wilder Stier muß seine eigene Weide haben, sagten schon die klugen alten Chinesen.
    *
    Die Flucht Valentinas war wirklich so verlaufen, wie es die Spezialisten der Dienststelle Tschernowskijs rekonstruierten.
    Aus zerrissenen Bettlaken hatte sie sich ein Seil geknüpft, an dem sie sich ein Stockwerk tiefer hinunterließ bis zu den offenen Fenstern der als Büros

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