Bluthunde
Stuhl hing und schlüpfte flink hinein.
Golden Lover Swingerclub
stand in geschwungenen, goldenen Lettern über der Brust.
»Ähm, ich werfe mir auch kurz was drüber«, flüsterte Hilde leise.
»Nehmen Sie doch Platz, Herr … äh, fühlen Sie sich wie … Sie wissen, was ich meine«, hauchte Sigmar mit geröteten Wangen.
»Ich denke, ja«, antwortete Jensen erleichtert, endlich wieder mit Oberwasser. »Also, es geht um den blauen Passat und es geht um Samstagnacht.«
Hilde trat wieder hinzu. Sie trug einen Bademantel, der im gleichen Club gehäkelt worden war wie der flauschige Umhang ihres Gatten. Untenrum war der Näherin allerdings wohl der Stoff ausgegangen. Oma Jensen hätte den Mantel als einen breiten Gürtel bezeichnet.
»Samstag? Oh je«, stöhnte Hilde.
»Nun denn. Ich will offen sein …«, fing Sigmar Bosselmann an. »Meine Frau und ich, wir … äh, praktizieren ein sehr offenes, vielseitiges Liebesleben.«
Diesen Eindruck hatte Jensen inzwischen ebenfalls gewonnen, wollte aber jetzt nicht unterbrechen.
»Für Samstagabend haben wir beide uns mit einem gleichgesinnten Paar aus Rheinberg Orsoy verabredet. Den Wagen haben wir vor dieser Diskothek im Hafen geparkt.«
»Das 4004«, half Jensen.
»Genau. Das haben wir schon häufiger gemacht, also, uns mit anderen Paaren getroffen. Wir parken aber immer ein wenig abseits, weil man anhand des Autokennzeichens ja ermitteln kann, wo der Betreffende wohnt. Und es gab in der Vergangenheit schon mal Streit.«
»Zwischen Ihnen und dem anderen Paar?«
»Nein, bei denen untereinander. Bei einem Pärchen aus Stadtkyll in der Eifel. Seinerzeit haben sich beide unsterblich in meine Hilde verliebt. Meine Hilde hat was Einnehmendes, der kann man regelrecht verfallen.«
Hilde blickte verschämt zu Boden.
»Kann man ja verstehen«, lobte Jensen, um ein bisschen gute Stimmung zu verbreiten.
»Ja, und dann wurden wir in die Auseinandersetzung reingezogen, es wurde ständig angerufen. Das grenzte an Belästigung. Seitdem sind wir mit unserem Auto viel vorsichtiger.«
»Verstehe. Von wann bis wann haben sie sich denn … getroffen? Und wo?«
Die beiden tauschten einen verschämten Blick, Hilde seufzte und Sigmar zuckte mit den Schultern. »Wir treffen uns zuerst immer am Rhein. Da gibt es in Höhe des Kraftwerks eine etwas abgelegene Wiese, die man jetzt direkt vom Fußweg aus nicht einsehen kann. Dann begeben wir uns immer in eine der alten Hafenruinen.«
»Wegen der Atmosphäre«, flüsterte Hilde.
»Meine Frau liebt es in örtlicher Hinsicht außergewöhnlich. Wir haben immer ein paar Decken und ein tragbares Radio dabei, wegen der Stimmung. Ohne Musik, also, das wäre nichts für mich. Wir haben uns um 22.00 Uhr getroffen und sind bis um halb vier geblieben.«
»Halb vier?«
Sigmar nickte. »Ein ganz nettes Paar, wir haben uns sehr gut verstanden.«
»Sigmar nimmt stimulierende und erhaltende Tabletten«, erklärte Hilde.
Sigmar schüttelte unwillig den Kopf. »Solche Details interessieren den Herrn von der Polizei nicht, Schatz.«
Jensen blieb unbestimmt. »Ich bräuchte die Namen und die Adresse des Pärchens.«
»Damit können wir leider nicht dienen. Wir kennen die beiden aus dem Internet, und da nennen sie sich Bumsi und Bamsi. Das hat uns gereicht.«
»Bumsi und Bamsi aus Rheinberg Orsoy?«
»Ja. Wir beide sind als Mrs. Hot & Mr. Spicy unterwegs.«
Jensen blinzelte. Irgendwie nicht verkehrt. Er strich sich nachdenklich übers Kinn. So ein richtiges Alibi war das jetzt nicht. Auch wenn er den beiden ihre Geschichte abnahm, streichen ließen sich Hot und Spicy so natürlich nicht. Die konnten ihm ja viel erzählen. Ausreichend Phantasie hatten sie ja … »Tja, eine Bestätigung der Angaben durch Bumsi und Bamsi würde wohl für ein Alibi ausreichen, aber so?«
»Wofür bräuchten wir denn überhaupt ein Alibi?«, fragte Mr. Spicy.
»Es hat einen Unfall gegeben«, erklärte Jensen.
»Mit unserem Auto?«, fragte Mrs. Hot.
»Möglicherweise war jemand in den Unfall verwickelt, der genau dort geparkt hat, wo auch Ihr Fahrzeug gestanden hat. Da müssen wir jetzt was überprüfen.«
Sigmar kratzte sich ganz unspicy am Bauch. »Nun ja, ich könnte Ihnen vielleicht den Film zeigen.«
»Film?«
»Wir haben alles aufgenommen …«
»Da weiß ich aber nicht, ob mir das recht ist, Sigmar«, wandte Hilde ein und wieder hatte sich eine feine Röte auf ihre strammen Wangen gelegt.
»Hilde, das ist alles nichts Schlimmes, was wir da machen, das
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