Bluthunde
die eigene Koje zu verzichten.«
»Deine Flucht hat nicht zufällig mit 445 Gramm feinstem Kokain zu tun, welches ich bei dir zwischen den Nudeln im Küchenschrank gefunden habe?«
Freese richtete sich auf. »Ich habe keine Ahnung, wem der Stoff gehört. Mir gehört er nicht, ich weiß von keinem Koks. Ich stehe mehr auf Apfelschorle.«
Jensen tippte grinsend auf die dicke Kriminalakte zwischen ihnen auf dem Tisch. »Das war nicht immer so.«
»Ich habe mit dem Kokain nichts zu tun. Gehört mir nicht, ich habe auch nicht gewusst, dass da was liegt.«
»Anderes Thema. Samstagnacht warst du der Chef im Ring im 4004. Was ist da dein Job?«
»Das 4004 gehört einem alten Kumpel von mir …«
»Tim Winters.«
»Richtig. Der lebt auf Ibiza. Ich kenn ihn von früher, er hat mich angestellt. Ich teil mir die Aufgabe mit Miro Pesic. Ist ein Kroate. Er ist mehr der Hausmeister und kümmert sich um die Handwerker, um die Rechnungen und dass alle Birnen leuchten. Ich bin für die Veranstaltungen zuständig. Ich gucke, dass genug zu trinken da ist, dass die DJs nicht einschlafen und die Türsteher keine Scheiße bauen. Zwischendurch bring ich die Kohle auf die Kasse. Außerdem gibt es noch den Werner. Werner Weißblech. Das ist so eine Art rechte Hand vom Miro. Mit dem hab ich aber gar nichts zu tun. So ist das aufgeteilt.«
»Samstag ist Pesic früher gegangen?«
»Der hat einen Job, der verkloppt teure Töpfe und Pfannen. Der hatte einen Stand in Eller und musste früher weg, richtig. Der drehte seine Kontrollrunde, das war so gegen 22.00 Uhr, danach verabschiedete er sich.«
Struller blickte Freese scharf an, versuchte jede verräterische Regung zu erfassen. »Was ist mit der Parkhalle?«
Freese blieb völlig entspannt. »Was soll mit der Parkhalle sein? Die wird nicht benutzt, da steht kein Auto drin. Ich fahre mit dem Rennrad zur Arbeit, ich brauche auch keine Parkhalle.«
»Wer schließt die Halle zur Diskothek hin ab?«
»Miro. Ich hab das zum Feierabend kontrolliert. Das war gegen vier, halb fünf. Die Tür war abgeschlossen.«
»Da hat es einen Vorfall gegeben.«
»Eine Vergewaltigung?«
Jensen hob die Augenbraue. »Wieso das denn?«
»Was soll man da sonst machen? Hatten wir schon mal, war vorgetäuscht.«
»Nein«, erklärte Struller und entnahm einer zweiten Akte Schröders blutige Fotos vom Tatort und legte sie Freese vor.
Der schluckte. Immerhin, eine erste Regung, stellte Jensen fest, aber jeder würde auf die fiesen Fotos irgendwie reagieren. Sicher auch der, der für das rote Massaker verantwortlich war.
»Was ist das denn für eine Sauerei?«
»Das wäre meine nächste Frage an dich gewesen«, lächelte Struller.
»Keine Ahnung. Kann ich nichts mit anfangen, habe ich auch nichts mit zu tun. Ich bin an dem Abend nicht in der Parkhalle gewesen.«
»Und wenn wir am Türknauf von innen deine Fingerabdrücke gefunden haben?«, fragte Struller leise.
Manni Freese lächelte schief. »Dann würde ich sagen, dass das gut sein kann, weil ich ab und an die Halle kontrolliere. Und weil ich nicht durch Türen gehen kann, mache ich sie vorher auf. Am Knauf.«
Strullers Blick blieb ausdruckslos. Sie hatten zwar keine Fingerabdrücke gefunden, aber ein Versuch war es wert gewesen.
Manni Freese rappelte mit den Handschellen. »Fertig jetzt? Die Dinger nerven.«
»Du hattest doch schon mehrmals Gelegenheit, dich dran zu gewöhnen.«
»Die Dinger machen nur Spaß, wenn
ich
sie umlege«, grinste Freese und schlackerte ordinär mit seiner Zunge.
Struller stand auf. »Da kommt gleich einer mit dem Schlüssel. Du kannst gehen. Wir sehen uns!«
»Ich hoffe nicht«, frohlockte Manni Freese.
»Die Hoffnung stirbt zuletzt. Vögel wie dich, sehe ich immer zweimal«, bemerkte Struller und packte die Akten zusammen.
Die beiden Polizisten verließen gemeinsam das Vernehmungszimmer. Jensen schloss hinter ihnen die Bürotür und flüsterte entsetzt. »Du willst den Freese laufen lassen, obwohl bei dem fast ein halbes Kilo Koks im Kühlschrank lag? Das wird wohl kaum Eigenbedarf gewesen sein? Den müssen wir einbuchten!«
»Ruhig, Brauner«, bremste Struller. »Natürlich ist das eine Menge Koks und dieser tätowierte Riese wird seine Strafe bekommen, aber du solltest in der Polizeischule gelernt haben, dass bei einer Festnahme zur Straftat der Haftgrund dazukommen muss.«
»Danke für die Belehrung«, maulte Jensen.
»Sei nicht zickig!«
»Ich bin nicht zickig, ich bin enttäuscht.«
»Für mich gehört der
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