Bluthunde
optimal eingestellt, ich habe meine Chance mit beiden Händen ergriffen.«
»Hast du nicht«, korrigierte Struller.
»Du weißt, was ich meine, Blödmann!«
»Weiß ich. Toll. Hast du gut gemacht, Krake. Aber mal was anderes. Ich brauche deine Kneipe.«
»Meine Kneipe? Für eine Feier?«
»Feier? Was soll ich denn bitte feiern? Nein, ich werde deine Kneipe semiprofessionell reinigen lassen.«
»Hier muss nichts gereinigt werden!«
»Doch!«
»Hier ist alles sauber!«
»Ist es nicht.«
»Struller, du hetzt mir doch nicht diese verrückte Oma Jensen auf den Hals?«
Struller stutzte. Hatte er gar nicht dran gedacht. Gute Idee, eigentlich. Aber nein, diesmal nicht. »Nee, ich schicke dir ganz unverbindlich zwei Putzkolonnen vorbei. Die gucken sich deinen Laden an und werden dir ein Angebot machen. Du wirst sie ein paar Wischer Probeputzen lassen und ihnen jeweils sagen, dass du dir das Angebot überlegst. Du planst etwas Langfristiges.«
»Warum sollte ich das tun?«, fragte Krake irritiert.
»Weil ich einen Mord aufklären möchte.«
Weit war der Weg bis in Lambertz Büro nicht. Aber tückisch.
»Hallo Pit!«, rief ihm jemand über den Flur hinterher.
»Oha.« Struller hatte die Stimme erkannt, zog den Kopf ein und beschleunigte seinen Schritt.
Vergeblich.
»Hallo Pit, ich bin es, nur ganz kurz, du brauchst dich nicht zu kümmern!«
Der Mann hatte tatsächlich einen kurzen Sprint eingelegt, der Mann hatte ihn erreicht, der Mann hatte einen Arm auf seine Schulter gelegt, der Mann war Bertie Spurtmann.
»Oh, Bertie. Nicht kümmern klingt gut.«
»Äh, ja. Du hast ja so viel um die Ohren, das wäre ja eigentlich dein Job gewesen.«
»Mein Job?«, fragte Struller.
»Ja. Als Trauzeuge. Den Junggesellenabschied zu organisieren.«
»Welchen Junggesellenabschied?«
»Meinen«, strahlte Bertie nach Luft hechelnd. Sein Gesicht war puterrot, der Brustkorb unter seinem grauen Pullunder hob und senkte sich im Sekundentakt.
Hoffentlich klappte das noch mit der Hochzeit, dachte Struller, wäre ja doof, wenn die Pumpe jetzt den Geist aufgab. »Beruhig dich erst mal, du …«
»Alles in Ordnung, Pit. Ist ja auch schon alles erledigt«, winkte Bertie ab. »Doris hat alle meine Freunde erreicht und eingeladen. CTT hat sofort zugesagt.«
»CTT?«
»Carl-Timo Tordelmann, ein ganz alter Schulfreund von mir. Ich freue mich so. CTT. Wir beide waren schon in der Schulzeit legendär.«
Das konnte Struller sich vorstellen und warf einen schnellen Blick auf seine Armbanduhr. Die Trottel aus der ersten Reihe.
»Pit«, schwelgte Spurtmann mit rudernden Armen. »Wir waren wie Fisch und Wasser, wie Yin und Yang …«
»Wie Dick und Doof?«
Spurtmann blinzelte und ruckelte seine grüne Cordhose hoch. »Ja, so in etwa. Gute Kumpels. Wir gehen ins
Aquarium
. Da hat Doris einen Tisch bestellt, erst mal. Und dann machen wir ganz Düsseldorf unsicher. CTT … Bestimmt fünfzehn Jahre lang habe ich den nicht mehr gesehen«, schwärmte Spurtmann und war den Tränen nahe.
»Tja«, sagte Struller.
»So oft habe ich Doris von meinem alten Freund vorgeschwärmt. Weil der ja auch im Bereich Medizin tätig ist. Als Klangmasseur ist der nach seiner Ausbildung nach Schweinfurt gezogen. Ach, was haben wir alles zusammen erlebt! Gemeinsam schwarzgefahren sind wir, Diavorträge zum Thema Bodenerosion in Bolivien, unsere legendären Feuerzangenbowle-Abende, stilecht mit Heinz-Rühmann-Film. Zusammen sind wir dreimal durch die Führerscheinprüfung gefallen, unsere wilde Radtour durch die Vulkaneifel. Total verregnet, ach, eine wilde Zeit war das.«
»Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen«, brummte Struller.
»Echt?«, fragte Bertie.
»Nein. Ich hasse Vulkane. Bertie, äh, ich …«
»Ich weiß, ich weiß, du bist schon wieder in Eile, mein Freund. Lass dich nicht aufhalten. Weißte Bescheid jetzt, ist alles angerichtet. Ich freu mich so.«
»Ja, äh … tschüss!«
Struller holte tief Luft, grüßte noch mal fahrig und schritt eilenden Fußes davon. Dieser CTT war ihm jetzt schon suspekt. Was sollte das denn für ein Typ sein? Die Hochzeit. Junggesellenabschied. Vielleicht könnte er sich doch bei Schwester Irmtraud irgendwas wegen der schiefen Hüfte bescheinigen lassen. Er versuchte, sich wieder auf seinen Fall zu konzentrieren, ratterte mit dem Paternoster eine Etage nach unten und stieß ein paar Flure weiter eine Bürotür auf.
Der ungewöhnliche Kollege, der ihn dort bereits erwartete, trug sein schneeweißes Hemd offen
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