Bluthunde
viereckige Arena aufgebaut. Fünf mal fünf Meter schätzte Jensen, knapp einen Meter hoch. Der Boden war mit grauem Teppich ausgelegt. Jensen trat an die Umrandung heran. Auf dem Teppich erkannte er mehrere großflächige, dunkelbraune Flecken, die eigentlich nur einen Schluss zuließen: Blut. Außerdem stank das Teil bestialisch nach Muff, Feuchtigkeit und Metall.
»Ekelhaft«, murmelte Jensen.
Um die Arena herum standen handelsübliche Bierbänke. Jensens Blick fiel auf einen Kasten an der Wand. In den Kasten eingelassen war ein Laufband. Zum Joggen? Zum Warmlaufen?
Wer sich hier warmlaufen sollte, das konnte Jensen dann auf einer ausrangierten Schultafel nachlesen. In einer Spalte links standen mehrere Namen untereinander.
Catkiller, Tarkan, Thak III, Rambo 7, Hellboy
…
Hundenamen. Das waren Hundenamen. Und zackig versetzt aufgezeichnete Längsstriche rechts neben der ersten Spalte verhießen eindeutig, dass hier ein Turnier nach dem K.O.-System ausgerichtet werden sollte. Eine letzte Spalte ganz rechts war überschrieben mit
Schampion
. Nun ja, hier wurde also ein Champion ermittelt.
»Der Sieger eines Hundekampfturniers.«
Jensens Blick fiel auf ein Datum oben links in der Ecke. Jetzt wusste er auch, wann dieses blutige Spektakel stattfinden sollte …
Zurück im Büro ließ Struller sich in den Bürostuhl fallen, der warnend aufquiekte. Mit einer blechernen Fanfare fuhr der Computer hoch. Viertel vor eins. Jetzt konnte sein Praktikant aber langsam kommen. Struller beugte sich nach vorne. Von Lurchis abstoßenden, aber interessanten Informationen hatte es ihm eine eher beiläufig erwähnte Sache ganz besonders angetan. Er hackte den Begriff in die Suchmaschine und der PC bot ihm das Branchenverzeichnis an.
Struller stutzte. »Was soll das denn?«
Lurchi Lambertz hatte in seinem Vortrag Ärzte erwähnt, die verletzte Champions zusammenflickten. Und jetzt hatte er die Tierärzte gecheckt und keinen Dr. Thomas M. Gerda gefunden. Auch keinen ohne M Punkt.
Struller rieb sich nachdenklich das Kinn. »Dann: Ärzte!«
Wieder Fehlanzeige. Zumindest hatte Gerda keine eigene Praxis oder keine, die seinen Namen führte.
»Nächster Versuch«, murmelte Struller und versuchte es über den Namen und die Berufsbezeichnung.
Die Info auf dem Monitor ließ ihn erstarren. Dort stand:
… führten dazu, dass der weit über die Grenzen Düsseldorfs bekannte Chirurg, Dr. Thomas Gerda, auch in zweiter Instanz der fahrlässigen Körperverletzung mit Todesfolge schuldig gesprochen wurde. Seine Approbation wurde ihm aberkannt. Die Tatsache, dass der – wie im Laufe der Verhandlung in einem Gutachten festgestellt – schwer alkoholabhängige Arzt sich tief betroffen zeigte, sein Bedauern ausdrückte und im vollen Umfang geständig war, hatte Auswirkungen auf das – wie viele Beobachter meinen – deutlich zu niedrige Strafmaß. Verantwortliche der Klinik waren zu keiner Stellungnahme bereit und wiesen lediglich darauf hin, dass das Arbeitsverhältnis bereits mit Bekanntwerden des Skandals im vergangenen Herbst beendet worden sei. Gerdas Rechtsanwalt erklärte im Auftrag seines Mandanten …«
Struller wischte sich über die Augen. Dr. Gerda war gar kein Tierarzt, sondern ein zum Teufel gejagter, in Ungnade gefallener Chirurg. Was hatte das denn zu bedeuten? Hatte es überhaupt was zu bedeuten? Ihm war dieser Thomas M. von Anfang an nicht geheuer gewesen.
Und wussten die auf der Hundefarm darüber Bescheid? Immerhin: Sie hatten ihn gelobt. Wie rechnete so einer seine Kosten ab? Wovon bezahlte er seine Assistentin? Und wusste diese Bianca Groß, dass ihr Dr. Gerda gar kein ausgebildeter Tierarzt war?
Kannte sich ein Chirurg mit Tierinnereien aus, in medizinischer Hinsicht? Oder war Oberschenkel gleich Oberschenkel, egal ob er bei einem Menschen oder einem Tier gebrochen war?
»Seltsam«, wertete Struller seine Ausführungen. Und stellte sich selbst eine weitere Frage: Wenn schon der Arzt nicht echt war, was stimmte dann noch alles nicht auf der Hundezucht? Überprüfen ließe sich zumindest sofort mal schnell …
Er bemühte das elektronische Telefonbuch und wählte die Nummer. Trotz Mittagspause ging jemand ran.
»AWISTA Düsseldorf, Karsten Wever am Apparat.«
»Struhlmann, Polizei Düsseldorf, Mordkommission. Ich habe da mal eine Frage, die Entsorgungsstatistik eines Hundezüchters aus Düsseldorf betreffend«, formulierte Struller sein Anliegen und war gespannt auf die Antwort.
Das Ganze war … heikel,
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