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Blutige Asche Roman

Titel: Blutige Asche Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Pauw
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Bäcker.«
    Ich reagierte nicht.
    »Schön, dass du ein bisschen auf meine Mädels aufpasst, wenn ich nicht da bin.«
    Ich starrte auf meine Füße, bis Rosita und Anna den Flur betraten.
    Ich nahm Anna mit nach Hause, um mir mit ihr die Fische anzusehen. Ich erzählte ihr, wie die Fische hießen, und sie sprach mir nach. »Hannibal, François, Maria …«
    Während sie im bläulichen Licht des Aquariums neben mir saß, versuchte ich nicht daran zu denken, wie Victor Rosita auszog. Die Kuhle zwischen ihren Schlüsselbeinen streichelte. Ihre Dinger in seine Hände nahm und sie küsste. Sich auf sie legte und pumpende Bewegungen machte. Ihre Mumu befingerte und beschmutzte.
    »Chili, Saturn, Venus …« Ich wiederholte die Namen der Fische ein ums andere Mal, um mich zu beruhigen.
    Manchmal saßen Anna und ich vor dem Aquarium, bis es dunkel wurde, das Bett aufgehört hatte zu quietschen und Victors Auto davongefahren war.
     
    Ich saß an meinem Schreibtisch in meiner Zelle, vor mir ein leeres Blatt Papier. Dr. Römermann wollte, dass ich Rosita einen Brief schrieb, aber ich hatte ihr nur eines zu sagen:
     
    Ich bin noch immer wütend auf dich. Obwohl ich dich vermisse. Sehr sogar.

15
    »Das hier wird dir gar nicht gefallen«, sagte Bienie. Sie hatte einen Schnellhefter mit Zeitungsausschnitten in der Hand. »Ich warne dich. Dein Ray ist nicht gerade ein angenehmer Zeitgenosse. Meine Güte, warum liegt diese hässliche Decke auf dem Sofa? Hat deine Mutter die Mauser? Oder ist sie inkontinent?«
    Ich riss ihr die Mappe aus der Hand und blätterte sie durch. Abgeschlachtet, las ich. Und Ray B., mein Nachbar, das Monster. In der Nieuwe Revu las ich, wie Ray sich in die Liebe zu seiner Nachbarin hineingesteigert und sie mitsamt ihrer Tochter ermordet hatte, als seine Liebe unbeantwortet blieb.
    Mir wurde ganz schlecht. Was machte meine Mutter mit dem Aquarium eines Mörders, der außerdem ihren Nachnamen trug?
    »Ein netter Kerl«, sagte Bienie. »Weißt du schon, ob du mit ihm verwandt bist?«
    Wir saßen am Esstisch. Ein antikes Prachtstück aus Mahagoni, das sich bereits seit Generationen im Besitz der Familie meines Vaters befand. Ein halbes Jahr nach seinem Tod hatte seine Schwester den Tisch zurückgewollt. Er sei eines der wenigen noch erhaltenen Erbstücke. Sie hatte sogar angeboten, meiner Mutter einen neuen Tisch zu kaufen. »Ich denke gar nicht daran«, hatte meine Mutter gesagt. Seitdem hatten wir nicht mehr sehr viel Kontakt zu der Familie meines Vaters.
Obwohl mir die entsprechende Tante zu Arons Geburt einen Teddy geschickt hatte.
    Ich schenkte noch Wein nach und las mir die Artikel erneut durch. Es strengte mich an, die Informationen aufzunehmen. Nur Bruchstücke blieben hängen. Man hatte die beiden Leichen im Flur gefunden, in einer Blutlache. Auf die Frau war einundzwanzig Mal mit einem scharfen Gegenstand eingestochen worden. Auf das Mädchen fünf Mal. Ein kleines, unschuldiges Kind. Ich fröstelte.
    Aber das Schrecklichste war die Kippe, die auf der Leiche des kleinen Mädchens ausgedrückt worden war. Ray hatte sich erst wie ein Wahnsinniger gebärdet und danach eine Zigarette geraucht. Welcher Mensch konnte so grausam sein?
    Ich dachte an das Logbuch, das Ray in all den Jahren beängstigend genau geführt hatte. Aber auch an die krakelige Kinderschrift, mit der King Kong Unordnung in sein Logbuch gebracht hatte. Wer war er?
    »Du hast meine Frage noch nicht beantwortet«, sagte Bienie. »Ist er mit dir verwandt oder nicht?«
    »Da steht, dass er elf Jahre älter ist als ich.«
    »Vielleicht ist er dein Bruder.«
    »Das kann nicht sein.« Gleichzeitig wurde mir klar, wie wenig ich über das Leben meiner Mutter wusste, bevor sie meinen Vater kennengelernt hatte. Aber ich wusste, dass sie mich ziemlich schnell nach der Hochzeit bekommen hatte.
    »Überleg doch mal: dein Opa, deine Oma. Haben sie nach deiner Mutter vielleicht noch einen Nachzügler bekommen?«
    Ich rechnete nach. Meine Großeltern waren kurz hintereinander gestorben, einige Jahre vor meinem Vater. Sie waren beide sehr alt geworden, meine Oma sogar weit über achtzig, wenn ich mich nicht irrte.

    »Schreib die Jahreszahlen auf«, sagte Bienie, pragmatisch wie immer.
    Ich nahm einen Stift und ein leeres Blatt Papier. »Das Geburtsjahr meiner Oma war glaube ich 1918. Das Geburtsjahr meiner Mutter 1941, das von Ray 1962, mein Geburtsjahr 1973.«
    »Wenn Ray dein Onkel ist, wäre deine Oma vierundvierzig gewesen, als sie ihn bekam. Das

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