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Blutige Asche Roman

Titel: Blutige Asche Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Pauw
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Es war nicht geplant, also können sie auch nichts dafür.«
    Ich nickte, um ihr einen Gefallen zu tun.
    »Aber du würdest so etwas niemals tun, stimmt’s? Du bist ein echter Schatz.«
    Mir wurde ziemlich warm, und ich versuchte, weder sie noch ihr Foto an der Wand anzuschauen. Deshalb sah ich mir Annas Zeichentrickfilm an.
    »Hattest du eigentlich mal eine Freundin?«
    »Äh, nein.«
    Sie lachte. »Das hätte ich mir denken können. So ein netter Mann wie du. Und auf deine Art bist du auch noch ziemlich klug. Trotzdem hattest du noch nie eine Freundin. Wieso denn das?«
    Ich fühlte mich unwohl. »Morgen kaufen wir einen Fisch, Anna und ich. Dann nehmen wir den Bus nach Amersfoort und gehen in die Fischhandlung.«

    Lachte sie mich aus? »Du redest um den heißen Brei herum. Du bist noch nie mit einer Frau zusammen gewesen, stimmt’s?« Sie legte ihre Hand auf mein Knie und beugte sich zu mir. »Oder gehst du manchmal zu den Nutten?«
    »Ich muss nach Hause«, sagte ich. »Ich muss die Fische füttern und die Werte messen. Ich muss ein Quarantänebecken für den neuen Fisch vorbereiten.«
    Jetzt lachte sie mich aus, da war ich mir sicher. Ich stand auf und verließ das Zimmer.
    »Tut mir leid«, rief sie mir nach. »Ich wollte dich nicht kränken.« Aber sie lachte noch immer.
     
    Am nächsten Tag fuhren wir nicht nach Amersfoort und am übernächsten auch nicht. Ich konnte Rosita nicht mehr gegenübertreten, nicht nachdem sie mir solche Sachen gesagt hatte. Aber die Madeleine hängte ich ihr in einer Plastiktüte an die Haustür. Ich hatte mir überlegt, ob ich das wirklich tun sollte. Aber ich schaffte nicht, es bleiben zu lassen.
    Ich vermisste Rosita. Ich vermisste unsere gemeinsamen Nachmittage, ich vermisste es, dass wir manchmal wegen nichts lachen mussten und einfach nicht mehr damit aufhören konnten. Ja, ich vermisste sogar die schwierigen Fragen, die sie mir immer stellte.
    Nachdem ich sie zwei Tage nicht gesehen hatte, sah ich, wie Annas Vater seinen Wagen vor ihrem Haus parkte. Ich saß hinter meinem dunkelroten Vorhang in der Hoffnung, einen Blick auf Rosita zu erhaschen, als er in die Straße einbog. Mir wurde schlecht, so sehr, dass ich glaubte, mich übergeben zu müssen.
    Er stieg aus. Ich musste daran denken, dass er Rositas Mumu sehen würde. Er schon, obwohl ihn Rosita ein Arschloch
genannt hatte. Mich nannte sie Schatz, mir sagte sie, ich sei anders als andere Männer. Aber er durfte an ihre Dinger, durfte der Vater ihres Kindes sein, obwohl er so ein schlechter Mensch war. Er durfte vorbeikommen, wann immer er Lust dazu hatte.
    Ich dachte an all die Male, die ich auf Anna aufgepasst hatte, weil er unbedingt mit Rosita zusammen sein wollte. Daran, wie er sich mit diesem blöden Grinsen im Gesicht mit mir unterhalten hatte. So als wäre er was Besseres als ich, während ich den Teppichboden, ein neues Sofa und einen neuen Buggy für Anna gekauft hatte. Obwohl meine Mutter gesagt hatte, ein vierjähriges Kind sei zu alt für einen Buggy. So wie sie überhaupt alles, was Rosita tat, schlecht oder lächerlich fand. Ich hätte meiner Mutter gern einen Gefallen getan. Aber am allerliebsten wollte ich Rosita einen Gefallen tun.
    Annas Vater lief den Gartenweg entlang. Keine Ahnung, warum, aber er wandte den Kopf und winkte mir zu. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht. So als sei ich sein Freund. Aber ich war nicht sein Freund. Oh nein, ich war kein bisschen sein Freund.
    Er verschwand aus meinem Blickfeld. Rosita würde aufmachen, in ihrem weißen Bademantel mit nichts darunter. Sie würde ihn anstrahlen, vielleicht so, wie sie mich anstrahlte, wenn sie nicht gerade weinen musste. Ich betrachtete wieder sein viel zu großes dunkelblaues Auto. Und dachte: Ich werde dafür sorgen, dass du nicht mehr fahren kannst. Dann kannst du auch nicht mehr vorbeikommen, und Rosita wird einsehen, dass sie mit mir besser dran ist.
    Ich wühlte in der Küchenschublade und fand ein großes Messer. Es war das Fleischmesser, das mir meine Mutter gekauft
hatte. Es hatte zu einem sogenannten Starterpaket gehört, zusammen mit Pfannen, Plastikschüsseln, Tellern und Besteck.
    Ich hatte nicht verstanden, was ich mit einem Starterpaket sollte, wo ich doch schon einige Jahre allein lebte. Außerdem gefiel mir das Messer nicht: Es war zu stumpf und lag nicht gut in der Hand. In der Bäckerei hatte ich bessere Messer, um Äpfel kleinzuschneiden und Nüsse zu hacken. Aber für das, was ich jetzt vorhatte, war es ideal.
    Ich

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