Blutige Asche Roman
sie stellen und ihr dann mal so richtig in den fetten Arsch kneifen.« Einen Moment lang hatte ich schon Angst, er würde mich in den Po kneifen. Seine Hand kam näher. Ich umklammerte die Griffe der Heckenschere.
Endlich drehte sich mein Betreuer um. »Alles in Ordnung?«, fragte er.
»Bestens«, sagte Rembrandt. »Reetje und ich quatschen nur ein bisschen.«
»Du solltest ihn lieber nicht ablenken.«
Rembrandt hob die Arme. »Na gut. Siehst du, ich bin schon weg. Alles bestens.«
Ich fuhr damit fort, die Hecke zu stutzen. Es gelang mir nicht mehr, den richtigen Rhythmus zu finden.
»Wenn du’s nicht machst, mach ich es«, rief mir Rembrandt noch zu.
»Wovon redet der?« Mein Betreuer stand neben mir. Ich sah, dass uns Rembrandt aus einer gewissen Entfernung beobachtete, und versuchte, mich auf die Hecke zu konzentrieren.
»Nichts«, sagte ich einfach. Ich bekam einen ganz heißen Kopf, so als hätte ich Fieber. Meiner Meinung nach war ich nicht verrückt nach Janneke. Obwohl sie sehr nett war. Sie hatte mir sogar ein Stück selbst gebackenes Brot mitgebracht. Ich hatte davon probiert und gesagt: »Mehr Zucker.«
Ehrlich gesagt, dachte ich schon manchmal an sie, wenn ich mir einen runterholte. Aber Rosita konnte sie natürlich nicht das Wasser reichen. Ich dachte an ihre weißen Zähne, ihre Kuhle und ihre Nägel, die immer zu lang waren, und wurde traurig.
»Ich habe keine Lust mehr«, sagte ich zu meinem Betreuer. »Darf ich morgen weitermachen?«
»Klar, mein Junge, kein Problem.«
Zurück auf der Station betrachtete ich die Fotos. Chili, Saturn, Venus. Ich hielt sie mir ganz nahe vors Gesicht und studierte jedes Detail. Die Fische machten einen guten Eindruck auf mich. Und Iris Kastelein, die behauptete, meine Schwester zu sein, hatte Recht gehabt: Die Koralle war gewachsen. Meine Mutter hatte sich eindeutig gut um das Aquarium gekümmert, aber ich vermisste einige Tiere. Wo war King Kong? Und wo war Hannibal? Außerdem entdeckte ich einen mir unbekannten Zwergkaiser. Ich würde danach
fragen, wenn Iris Kastelein, die behauptete, meine Schwester zu sein, wieder zu Besuch kam.
Meine Mutter hatte Fragen nie gut beantworten können. Keine Ahnung, warum, aber irgendwann hatte ich aufgehört, ihr welche zu stellen. Sie dagegen stellte mir jede Menge Fragen, wenn sie zu Besuch kam. Wie es mit meiner Arbeit ginge. Ob ich auch ordentlich äße. Wie es mit Rosita wäre. Anfangs hatte sie sich über die Neuigkeit gefreut, dass ich mich mit einer Nachbarin angefreundet hatte. »Vielleicht wird doch noch alles gut mit dir«, hatte sie sogar gesagt.
Aber dann waren Rosita und Anna einmal vorbeigegangen, als ich mit meiner Mutter auf dem Gartenweg stand.
Rosita winkte mir zu, und ich winkte zurück. »Ist sie das?«, hatte meine Mutter gefragt. »Das kann ja nichts werden.«
»Warum denn nicht?«
»Sieh dir nur den Rock an. So kurz, das ist doch unmöglich. Hält sie sich für sechzehn?«
Ich betrachtete Rositas Rock. Er war weiß und reichte ihr knapp über den Po. Es gab mir einen Stich. »Ihr ist immer warm. Ich weiß nicht, ob sie sich für sechzehn hält. Meiner Meinung nach ist sie fast dreißig. Aber ich werde sie fragen.«
Meine Mutter sah mich kopfschüttelnd an. »Wenn ich es nur komisch finden könnte, dass du so bist.«
Meine Mutter mochte Rosita nicht, und Rosita wusste ihrerseits auch nicht viel Gutes über meine Familie zu sagen. Ständig saß ich zwischen den Stühlen. »Und wo ist eigentlich dein Vater?« Rosita schnitt gern schwierige Themen an. Dann setzte sie sich neben mich aufs neue Sofa - »denn das brauche
ich, Ray, siehst du denn nicht, wie durchgesessen und ausgeblichen das alte ist?« Sie zog die Knie an, so dass ihr Rock nach oben rutschte und ich ihre braunen Beine sehen konnte. Sie hatte einen Aschenbecher auf dem Schoß. Sie rauchte eine Zigarette und sah mich mit ihren zusammengekniffenen Augen an. Meine Mutter fand rauchen gar nicht gut, erst recht nicht in Gegenwart eines Kindes.
»Er ist abgehauen«, sagte ich. »Er hatte keine Lust auf ein Kind.«
»Was soll das heißen, ›er ist abgehauen‹? Hast du ihn denn nie kennengelernt?«
»Nein. Er ist abgehauen, als meine Mutter erfuhr, dass sie mit mir schwanger war.«
»Alle Männer sind gleich.«
Ich würde nie abhauen. Und schon gar nicht bei Rosita. Ich wollte, dass sie das ein für alle Mal begriff. Doch sie ließ sich lieber immer wieder aufs Neue von Annas Vater enttäuschen.
»Hat er nie versucht,
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