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Blutige Asche Roman

Titel: Blutige Asche Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Pauw
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sich gut verstanden, Ray?«
    Er zuckte die Achseln und wiederholte trotzig: »Er hat sich nicht gut um sie gekümmert.«
    »Und sein Auto? Stimmt es, dass du ihm die Reifen aufgestochen hast?«
    »Und ob!« Er schien sogar noch stolz darauf zu sein.
    »Warum?«
    »Damit er nicht mehr wiederkommt.«
    »Hat das was genutzt?«
    Er antwortete nicht. Ich merkte, dass ich hier nicht weiterkam.
    »Und wen gab es noch? Rositas Stiefvater, kam der manchmal zu Besuch?«
    »Manchmal. Er hat ihre Sachen repariert.«
    »Was für ein Typ war dieser Stiefvater?«
    Er zuckte die Achseln. »Alt. Und ganz grau. Seine Haare waren vorne kurz und hinten lang.«
    »Charmant. Hat Rosita mal was über ihn erzählt? Dass er aggressiv war, zum Beispiel? Oder dass er Geldprobleme hatte?«

    »Warum?«
    »Weil Rosita jede Menge Geld von einem Großonkel geerbt hat. Hat sie dir mal davon erzählt? Dass sie einen reichen Großonkel in England hatte?«
    »Nein. Was hat das mit dem Stiefvater zu tun?«
    »Er hat jetzt das ganze Geld bekommen.«
    Ray schien den Zusammenhang nicht zu begreifen. Ich ließ das Thema auf sich beruhen.
    »Freunde, Freundinnen?«
    »Nein.«
    »Jeder hat doch Freunde und Freundinnen.«
    »Ich nicht.«
    Mir fiel auf, dass ich eigentlich auch nicht viele besaß. Ray und ich hatten das soziale Erfolgs-Gen unserer Mutter eindeutig nicht geerbt. Für uns gab es keine Golfreisen mit Freunden, Vereine, Essen und endlose Telefonate. Ich hatte es versucht. Ich war sogar Mitglied eines Studentenvereins gewesen. Ich war rumgelaufen wie die anderen, in demselben dunkelblauen Pulli mit dem Schriftzug »Heroin«. Anschließend schämte ich mich ziemlich dafür. Aber damals gab es mir das Gefühl, irgendwo dazuzugehören. Das hätte sich gut anfühlen müssen, aber ich erinnerte mich vor allem an den Druck, der damit verbunden war. Ein falsches Wort, und man war draußen.
    »Sonst noch jemand?«
    »Nein.«
    »Nun, das ist ja übersichtlich.«
    »Wie meinst du das?«
    »Dass ich nicht mit allzu vielen Leuten sprechen muss, um einen Eindruck von Rosita zu gewinnen.«
    »Oh.«

    »Und du und Rosita, wart ihr gute Freunde?«
    Rays Gesicht verdüsterte sich, und er presste die Lippen zusammen.
    Nachdem ich ein paar Sekunden gewartet hatte, beschloss ich, es noch mal zu versuchen. »Hast du sie manchmal besucht?«
    »Ja.«
    »Und? Was habt ihr dann gemacht?«
    »Geredet.«
    »Worüber?«
    Er zuckte die Achseln. »Über alles.«
    Ich seufzte und sah auf die Uhr. »So kommen wir nicht weiter, Ray. Ich verstehe, dass es dir sehr schwerfällt, über Rosita zu sprechen. Aber wenn ich dir helfen soll, musst du wohl oder übel den Mund aufmachen.« Ich verstaute den Notizblock in meiner Tasche und dachte: Das war’s dann wohl. Er kann noch so oft behaupten, dass er unschuldig ist. Aber wenn er nichts hat, was das untermauert, ist es sinnlos. Was sollte ich Lode erzählen? Dass er so nett dreinschauen kann?
    »Ich war es wirklich nicht«, sagte er plötzlich. »Ich kann nur nicht so gut über diese Sachen reden. Über Rosita und A …« Seine Stimme brach. »Weil da Gefühle dabei sind. Und darin bin ich nicht gut.«
    Ich schloss kurz die Augen. Er machte es einem wirklich nicht leicht.
    »Bist du dir sicher, dass du sie nicht ermordet hast? Auch nicht aus Versehen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie waren schon tot. Ehrlich.«
    Ich sah ihn an und hatte den Eindruck, dass er sich wirklich Mühe gab, meinen Blick zu erwidern. Vielleicht glaubte ich ihm deshalb. Das war nur so ein Gefühl, das völlig unbegründet
war. Trotzdem glaubte ich, dass er in diesem Moment die Wahrheit sagte. »Na gut«, erwiderte ich. »Das reicht für heute. Übermorgen komme ich wieder, und dann müssen wir über den Tag reden, an dem Rosita starb, einverstanden?«
    Er sagte Ja und bat mich um die Fotos von den Fischen.
    »Natürlich«, sagte ich und reichte sie dem Wachmann. »Es geht ihnen ausgezeichnet, und Mama hat einen neuen Eiweißabschäumer gekauft.«
    »Wo sind Hannibal und King Kong?«
    Vor dieser Frage hatte ich mich bereits gefürchtet.
    »Sind sie nicht auf den Fotos?«, fragte ich lahm.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Wie ärgerlich. Nächstes Mal bringe ich ein Foto von ihnen mit, versprochen. Einverstanden?« Ich konnte ihm doch unmöglich sagen, dass sie nicht mehr lebten?
     
    »Gut gemacht«, sagte Mo. »Wirklich, sehr gut.«
    Wir liefen durch die endlosen Flure der Hopperklinik.
    »Finden Sie? Es gibt Gartenzwerge aus Beton, mit denen man sich besser

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