Blutige Erde Thriller
dass es dir bei allem nur darum ging, dich selbst zu retten. Und ich bin davon überzeugt, dass es unsere Absichten sind, die zählen, und nicht so sehr unser Handeln.«
»Annika, du musst versteh-«
»Du lässt mich nicht ausreden!«
»Entschuldigung.«
»Was ich die ganze Zeit nicht bedacht habe, war, dass du dich auch an den Pool hättest setzen und Gideon das Projekt überlassen können, während du nur noch auf das Flugzeug wartest, das dich nach Hause bringt. Du hattest keinen Grund, dich in all diese Dinge einzumischen, als JB dich darum gebeten hat. Aber du hast es getan.«
»Und jetzt sind viele Menschen tot. Vielleicht bald auch wir.«
»Ja, vielleicht. Aber ich glaube nicht, dass du für so viele Dinge Rechenschaft ablegen musst, wenn das letzte Urteil über dich gefällt wird.«
»Vor dem Himmelstor? Ich weiß nicht. Im Moment lebe ich, und ich würde gerne dafür sorgen, dass das so bleibt.«
»Man sollte den Tag nicht vor dem Morgen loben.«
»Dem Abend.«
»Was?«
Trotz der Hitze nahm er sie in seine Arme. Es fühlte sich so gut an, sie wiederzuhaben. »Egal.«
Die Fahrt dauerte noch eine Stunde, während der Annika mit ihrem Gesicht an seinen Hals geschmiegt schlief und er an sein Zuhause dachte, an Laura und an die alte Frau mit der Erde in den Augen.
»Wir da!«, rief der Fahrer plötzlich.
Annika schreckte hoch, und die Decke glitt von ihnen
herab, so dass sie von der blendenden Vormittagssonne beschienen wurden. Josh stützte sich auf die Ellbogen und sah blinzelnd durch das Fenster. Was er sah, verblüffte ihn. Das Fahrzeug der Müllabfuhr - ein einfacher, offener Kipplader - stand da, doch anstelle einer einsam vor sich hingammelnden Mülldeponie erkannte er eine staubige Ebene voller Menschen.
Wie üblich wirkte Annika weder überrascht noch sonderlich beunruhigt. Sie kletterte über den Sitz, stieg durch die Heckluke aus und schob einen Augenblick später ihren Kopf noch einmal in den Wagen. »Kommst du?«
»Wo zum Teufel sind wir?«
Sie reichte ihm die Hand, er nahm sie und folgte ihr hinaus in die Hitze, während die Menge darauf wartete, dass der Mülllaster ausgeladen wurde. Der Mann, der sie gefahren hatte, kam um ihren Wagen herum nach hinten und streckte ihnen die Hand hin. »Viel Glück.«
Josh konnte seine Verwirrung lange genug abschütteln, um die Hand ihres Fahrers zu nehmen und sie zu drücken. »Sie haben uns gerettet, Mann. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar wir Ihnen sind.«
Offensichtlich verstand er kein Wort, doch seine Augen wurden immer größer, als Josh ihm den Ring reichte, den er von Stephen Trents Finger gezogen hatte. Zu seiner Überraschung schüttelte der Mann nur den Kopf und machte sich zu Fuß auf den Weg zurück in die Stadt.
»Das hier ist ein Markt«, sagte Annika, und zog ihn in Richtung der Menschen. Er schätzte, dass es mindestens einhundert waren. »Was die Reichen wegwerfen, ist für die Armen immer noch von Wert.«
Er rührte sich nicht von der Stelle. »Ich dachte, niemand würde hier sein, Annika. Wie stehen die Chancen, dass niemand von all diesen Leuten weiß, dass Mtiti nach uns sucht?«
»Nicht so gut«, sagte sie und zog heftiger an seinem Arm. »Aber es ist sinnlos, sich über Dinge Sorgen zu machen, die wir nicht beeinflussen können.«
Die meisten Anwesenden konzentrierten sich ganz auf die Männer, die die Müllsäcke vom Lastwagen warfen, doch Josh und Annika zogen immer mehr Aufmerksamkeit auf sich, als Annika sich mit ihm im Schlepptau durch die Menge schob.
»Du gehst in diese Richtung«, sagte sie und deutete nach rechts. »Ich sehe da drüben nach.«
»Wir sollten zusammenbleiben«, sagte er nervös.
»Nein. Es ist besser, wenn wir so schnell wie möglich finden, was wir suchen, und dann verschwinden.«
Widerwillig sah er zu, wie die amüsierten Afrikaner beiseitetraten, damit Annika den in ordentlichen Reihen dargebotenen Müll betrachten und gelegentlich näher untersuchen konnte.
Er tat dasselbe, während er sich an einer Reihe von Menschen vorbeikämpfte, die in ihm unverständlicher Sprache über Dinge verhandelten, die selbst seine Familie ohne zu überlegen weggeworfen hätte.
Es gab ziemlich viel Papier, aber anscheinend war er der Einzige, der sich für diese besondere Art von Abfall interessierte. Das meiste war geschreddert. Man konnte es vielleicht noch verwenden, um ein Herdfeuer anzufachen, doch sonst taugte es für kaum etwas. Nachdem er sich zehn Minuten lang gegen die
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