Blutige Erde Thriller
und laute Schritte zu hören, als er den fast dreißig Zentimeter hohen Stapel packte und sich verzweifelt im Zimmer umsah. Er konnte nirgendwohin fliehen. Er warf die Dokumente in den Papierkorb neben Trents Schreibtisch, während jemand im Flur etwas zu rufen begann, was sich wie eine Reihe von Befehlen anhörte. Es dauerte einige Sekunden, bis er die Stimme einordnen konnte, doch als es so weit war, wurden seine Bewegungen noch hektischer.
Mtiti.
Josh schob die Schublade zu, verschloss den Aktenschrank und ließ sich genau in dem Augenblick hinter dem Schreibtisch zu Boden fallen, als die Bürotür aufflog. Er schob sich am Schreibtischsessel vorbei und quetschte sich in den kleinen Freiraum, der einmal von Stephen Trents Beinen beansprucht worden war, während er hörte, wie Mtitis Männer im Zimmer ausschwärmten. Seine
eigenen unregelmäßigen Atemzüge drangen an sein Ohr. Sie klangen in dem beengten Raum, in dem er sich zusammenkauerte, viel zu laut. Das Adrenalin ließ ihn zittern, und er gab sich Mühe, nicht mit lautem Krachen gegen das polierte Holz zu stoßen, das ihn umgab. Der Schreibtischsessel wurde zurückgezogen und verschwand hinter der unteren Körperhälfte eines Soldaten in Kampfuniform. Josh hielt den Atem an, als der Mann sich vorbeugte, doch kein Gesicht tauchte auf. Stattdessen begannen zwei Hände, die Schubladen herauszuziehen und auf Trents Schreibunterlage zu stapeln.
Die mittlere Schublade war verschlossen, und nach einer kurzen Diskussion wurde eine Pistole sichtbar. Josh schaffte es gerade noch, sein Gesicht zu bedecken, als die Kugel das Schloss durchbohrte und hölzernes Schrapnell in seinen schweißbedeckten Unterarm jagte. Nach ein paar Tritten mit einem Militärstiefel sprang die Schublade auf.
Das knirschende Geräusch, mit dem Metall über Fliesen schabte, als die Aktenschränke in den Flur hinausgezogen wurden, übertönte Mtitis Befehle teilweise. Josh blieb völlig regungslos und konzentrierte sich darauf, so ruhig wie möglich zu atmen. Mehr konnte er nicht tun, um seine Panik einzudämmen, ein nie zuvor empfundenes Klaustrophobiegefühl abzuwehren und dem Drang zu widerstehen, auf der Stelle loszurennen.
Dann war es vorbei. Die Stimmen und das Geräusch der Möbel, die über den Boden schabten, wurden immer leiser, während Mtiti und seine Männer in Richtung Eingangstür gingen. Fünf Minuten später sprang der Motor des Fahrzeugs vor der Villa mit einem Dröhnen an und entfernte sich kurz darauf.
Er bewegte sich nicht und war froh, den Kaffee abgelehnt zu haben, den das Hausmädchen ihm angeboten
hatte. Koffein und eine volle Blase wären ihm in dieser Situation wirklich keine Hilfe gewesen. Als die Stille anhielt, wagte er es schließlich, einen Blick auf seine Uhr zu werfen.
Acht Uhr zweiunddreißig.
Er beugte sich vor und sah sich über den Schreibtisch hinweg verstohlen im Zimmer um. Es war fast vollständig leer geräumt worden. Aktenschränke, Bücherregale, Schreibtischschubladen und sogar der Inhalt der Bar sowie die Ablagekörbe mit der ein- und ausgehenden Post waren verschwunden.
Die Tür war offen, aber es befand sich niemand mehr im Flur, also stand Josh auf und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Er versuchte, seine Fassung zurückzuerlangen, um die Villa ruhigen Schrittes verlassen zu können, als er plötzlich erstarrte. Verblüfft sah er nach unten.
Der Papierkorb war noch da. Und darin befanden sich immer noch die Unterlagen, die er hineingeworfen hatte.
DREIUNDVIERZIG
Aleksei Fedorovs Telefon klingelte, und er zog es hektisch aus der Tasche.
»Stephen! Wo waren Sie?«
»Hier ist nicht Stephen.«
Fedorov, der auf und ab geschritten war, blieb abrupt stehen, als er Umboto Mtitis Stimme hörte. Um ihn herum im Lagerhaus war alles still. Das Blut war aus JBs Körper in einen Abfluss im Boden geflossen, und seit einer halben Stunde waren die leise fallenden Tropfen das Einzige, was sich in der kalten Luft bewegte. Josh Hagartys Schwester hatte es aufgegeben, sich gegen ihre Fesseln zu wehren, seit sie gesehen hatte, was mit den anderen geschehen war. Sie starrte nur noch mit leerem Blick auf die Leichen von Robert Page und Flannarys junger Assistentin, die noch immer zusammengesunken auf ihren Stühlen hingen.
Es war eine Atmosphäre, die Fedorov immer als beruhigend empfand. Leichen bedeuteten, dass man Probleme dauerhaft aus der Welt geschafft hatte; sie bestätigten die Fortdauer seiner eigenen Macht und dienten jedem als Warnung,
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