Blutige Erde Thriller
der möglicherweise darüber nachdachte, ihm in die Quere zu kommen. Aber im Moment gab es immer noch Leute, über deren Verbleib er im Unklaren war, und Mtitis Stimme am anderen Ende der Leitung war nicht diejenige, die er zu hören gehofft hatte.
»Exzellenz, ich fühle mich geehrt durch Ihren Anruf.«
»Aber mir scheint, Sie haben ihn nicht erwartet. Muss ich davon ausgehen, dass Sie Stephen Trent verloren haben?«
Fedorov dachte darüber nach, wie er die Situation im günstigsten Licht erscheinen lassen könnte, doch er konnte unmöglich sicher sein, was Mtiti wusste. Er war ein Tier, aber man durfte ihn nicht unterschätzen, wenn man ihm auf seinem Territorium begegnete.
»Meines Wissens wollten sie Annika Gritdal in Gewahrsam nehmen, damit wir dieses … Problem lösen können.«
»Das war vor zwanzig Stunden, Aleksei. Vor zwanzig Stunden . Ich will wissen, wo sie sind, und zwar sofort.«
»Sie haben einige Ihrer Leute dabei, nicht wahr, Exzellenz? Haben Sie Kontakt zu ihnen aufgenommen?«
Mtitis Antwort war so laut, dass seine Stimme aufgrund der bescheidenen Verbindung ganz verzerrt klang. »Wenn ich Kontakt zu meinen Männern aufnehmen könnte, würde ich dann Sie anrufen?«
»Nein«, sagte Fedorov. Obwohl er nicht daran gewöhnt war, dass man ihn anschrie, gelang es ihm, den Ärger in seiner Stimme zu unterdrücken. »Nein, ich schätze, das würden Sie nicht.«
Das Gebiet, das Annika als Versteck ausgesucht hatte, lag außerhalb Mtitis Reichweite. Es war für seine Regierung eine Art Schwarzes Loch, das von Rebellen kontrolliert wurde. Im Augenblick schien es wahrscheinlich, dass Trents Konvoi angegriffen worden war. Aber mit welchem Ausgang? Mtitis Männer waren zweifellos tot, aber würden die Rebellen auch Trent und Hagarty umbringen? Für zwei Weiße sollte sich doch eigentlich bessere Verwendung finden.
»Also, was ist passiert?«, fragte Mtiti herrisch.
»Man kann nicht von mir erwarten, dass ich zu jeder Stunde darüber Bescheid weiß, was in Ihrem Land vorgeht, Mr President. Ich bin Tausende von Meilen entfernt.«
»Wollen Sie damit andeuten, dass ich die Dinge nicht unter Kontrolle habe? Dass ich schwach -«
»Ich will überhaupt nichts andeuten«, unterbrach Fedorov ihn, wobei er diesmal ein wenig von seinem Ärger und seiner Frustration in seinen Ton einfließen ließ. »Bis auf die Möglichkeit, dass unseren Leuten etwas zugestoßen ist und -«
»Ich frage mich.«
»Was?«
»Ich muss mich doch inzwischen ein wenig über Ihr Engagement für unsere gemeinsamen Hilfsaktivitäten wundern, Aleksei. Plötzlich ist jeder Angestellte, den Sie uns schicken, inkompetenter als sein Vorgänger. Und der Einzige von Ihren Männern, der sich als halbwegs zuverlässig erwiesen hat, ist plötzlich verschwunden. Da muss ich mich doch fragen, ob sich Ihre Prioritäten verschoben haben.«
Mtiti hatte seine Worte sorgfältig gewählt, wohl weil er glaubte, dass das Gespräch möglicherweise abgehört wurde - dass der wahre Zweck von NewAfrica aufgedeckt worden war und Fedorov jetzt mit den amerikanischen Behörden zusammenarbeitete.
»Die Situation war bisher für uns beide äußerst profitabel, Mr President. Ich würde nichts tun, um das zu gefährden.«
Ein kurzes Schweigen trat ein. »Im Interesse meines Volkes beende ich alle Projekte von NewAfrica und verstaatliche alle Vermögensanteile, die Sie an meinem Land -«
»Das können Sie nicht tun!«, schrie Fedorov.»Wir haben Jahre gebraucht, um diese Unternehmung aufzubauen. Ich habe -«
»Wären Sie dann vielleicht gewillt, mir zu zeigen, dass Sie unsere Beziehung ernst nehmen?«
Fedorov zog seine Pistole und zielte auf Hagartys Schwester, das einzig Lebendige in diesem Lagerhaus.
Sie tauchte aus ihrer Benommenheit auf und versuchte, durch den Knebel hindurch zu schreien, während sein Finger über dem Abzug zitterte. Für alles, was ihr verdammter Bruder getan hatte, für den ganzen beschissenen Aufwand, den er ihn gekostet hatte, verdiente sie zu sterben. Sie verdiente das Schlimmste, das ihm einfallen würde …
Sein Finger entspannte sich, und widerwillig schob er die Waffe zurück in seinen Hosenbund. Noch nicht.
»An was denken Sie dabei?«
»Ich glaube, ich könnte mich unter einer Bedingung dazu überreden lassen, dass NewAfrica seine Geschäfte fortführen darf: Und zwar müssten Sie persönlich hierherkommen und die Lösungsbestrebungen für all jene Probleme überwachen, die durch Sie überhaupt erst entstanden
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