Blutige Erde Thriller
unmissverständlich deutlich gemacht hatte, schien Mtitis Laune zu verbessern. Er schob die Waffe in das Halfter zurück, ging in die Hocke und half Trent beim Aufstehen. »Tut mir leid, Stephen. Mir war nicht bewusst, dass Sie krank sind. Ich werde Sie sofort zu meinem persönlichen Arzt bringen.«
ELF
Josh Hagarty schob sich durch die Menschen, die die schmutzige Straße entlangeilten, und versuchte sich vorzustellen, wie sie lebten. Er hatte gehofft, dass sein Besuch in der Stadt lehrreich für ihn sein würde, doch jetzt fragte er sich, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn er am Pool der Siedlung ein paar von Lugandas brutalen Margaritas getrunken hätte. Hier war alles so anders, dass es ihm schwerfiel, irgendeine Art von Kontext zu finden, in den er die Dinge hätte einordnen können.
Die Gebäude auf beiden Seiten der Straße waren im Kolonialstil erbaut. Sie waren immer noch beeindruckend, doch die abblätternde Farbe und einige eingestürzte Balkone verrieten den unweigerlichen Verfall. Wie fast alles andere auch.
Er zuckte zusammen, als eines der Kinder, die ihn umringten, seine Hand packte und die Blasen drückte, die er sich zugezogen hatte, weil er zu schnell von seiner Schreibtischarbeit zum Schwingen einer Spitzhacke übergegangen war.
»Du mir geben Geld«, sagte der Junge fröhlich.
Mehr Englisch schien er nicht zu sprechen, doch wenn man nur vier Worte kannte, dann waren diese vier ziemlich gut, das musste Josh ihm lassen.
»Ich bin absolut pleite, Kleiner. Du hast einen echten amerikanischen Versager vor dir.«
Keins der etwa zehn Kinder um ihn herum verstand ihn, doch alle lachten laut und brachten so zum Ausdruck, dass ihre Umgebung und ihre schlechten Aussichten ihren
Lebensgeist nicht hatten brechen können. In Wirklichkeit hatte er ein wenig Kleingeld in seiner Tasche, doch er war davor gewarnt worden, es zu verteilen. Es hatte etwas damit zu tun, dass man afrikanische Kinder nicht zu Bettlern machen und so ihre Zukunft zerstören sollte. Er verstand den Gedanken dahinter, doch es war etwas völlig anderes, hier zu stehen und mit der Realität konfrontiert zu werden. Er hatte gedacht, dass er über Armut ziemlich gut Bescheid wüsste, doch rasch wurde ihm klar, dass er nicht das Geringste darüber sagen konnte.
Die Kinder verloren das Interesse, als deutlich wurde, dass er nicht nachgeben würde, und überließen ihn den nicht übermäßig neugierigen Blicken der Erwachsenen um ihn herum. Die Menge wurde dichter, als er sich dem Marktplatz näherte, auf den die wachsamen Augen Umboto Mtitis von einem großen Wandgemälde aus herabsahen. Die Darstellung war etwas moderner als diejenigen Wandgemälde, die er in der Hauptstadt gesehen hatte, und der Text war im Stil eines Graffitis angefertigt worden: »Tore sind die Türen zur Zukunft.«
Er hatte keine Ahnung, was das bedeuten sollte, doch es schien die miteinander konkurrierenden Wellen der Möglichkeiten und der Hoffnungslosigkeit einzufangen, die ihn seit seiner Ankunft hin und her warfen.
Gideon war an diesem Morgen nicht aufgetaucht, also hatte Josh einen frustrierenden Tag damit verbracht, die Leute, die in seinem Projekt arbeiteten, mithilfe seines gesamten pantomimischen Geschicks dazu zu bringen, gerade Linien zu graben. Er war zwar nicht sicher, ob die Terrassen unbedingt gerade sein mussten, doch er hatte nichts anderes zu tun.
Das größte Problem, dem sie sich gegenübersahen, war das Bewässerungssystem, und er war noch einmal in das Maisfeld gegangen, um zu sehen, wie die Männer, die es
angelegt hatten, mit diesem Problem umgegangen waren. Doch anstelle der eleganten, traditionellen Lösung, die er erwartet hatte, fand er ein kompliziertes System aus Röhren und benzinbetriebenen Pumpen. Woher diese stammten und woher er weitere bekommen könnte, war ihm ein Rätsel.
Josh ging an den Marktbuden vorbei, die in Bratensauce getränkte Teigstücke anboten, bei denen es sich anscheinend um das Nationalgericht handelte; dann an Stoffhändlern, die Webprodukte verkauften, auf denen gepunktete Muster sich zu Darstellungen von Umboto Mtiti zusammenfügten. Schließlich kam er in den Abschnitt mit den Fleischverkäufern. Er blieb abrupt vor einem Tisch stehen, auf dem sich etwas befand, das wie ein verkohltes Kind aussah, dessen geschwollene Zunge noch immer rosa aus dem lippenlosen Mund ragte. Josh unterdrückte seinen Ekel und schob sich langsam näher, während die Frau hinter dem Tisch die Fliegen verscheuchte. Die ganze
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