Blutige Erde Thriller
Rotes.«
Josh blickte an sich herab und sah die Blutspritzer auf seinem weißen T-Shirt. War es sein eigenes Blut? Oder stammte es von dem Mann, zu dessen Ermordung er gerade seinen Teil beigetragen hatte?
»Auf dem Markt wurden Hühner geschlachtet«, hörte er sich selbst sagen.
Flannary nickte wissend. »Du solltest vorsichtiger sein. Manchmal gehen Blutflecken nicht mehr so leicht raus.«
ZWÖLF
Die Vorderseite der Bar war völlig offen, doch schien es sich dabei weniger um eine architektonische Entscheidung zu handeln als um das Zeugnis einer vergangenen Gewalttat. Ob die behelfsmäßige Terrasse das Werk einer Bombe oder eines außer Kontrolle geratenen Fahrzeugs war, war schwer zu sagen.
»Hey, sieh mal, wen ich da beim Schlendern durch die Straßen gefunden habe«, sagte Flannary, als er sich in die relative Dunkelheit im Innern schob und an einen Tisch trat, wo Katie alleine an einem Bier nippte, obwohl die Bar von den weißen Gesichtern der Mitarbeiter verschiedener Hilfsorganisationen dominiert wurde. Josh erkannte ein paar von ihnen aus der Siedlung und erwiderte reflexartig ihr Winken, während Flannary ihn in den Stuhl gegenüber Katie schob.
Sie runzelte die Stirn und murmelte eine steife Begrüßung; offensichtlich hatte sie sich noch nicht so recht entschieden, ob sie ihm seine Beleidigung vom Abend seiner Ankunft verzeihen sollte.
»Was kann ich dir mitbringen?«, fragte Flannary.
Josh rutschte auf dem Stuhl hin und her. Er war noch immer so voller nervöser Energie, dass er nicht ruhig sitzen konnte. »Ich könnte ein Bier vertragen.«
»Ich denke, das dürfte sich einrichten lassen«, sagte Flannary, ging nach hinten durch und begann mit einem Mann zu verhandeln, der die Bar bewachte. Sie bestand aus dem umgebauten Karren eines Straßenhändlers. Josh starrte auf den Tisch vor sich.
»Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Katie nach etwa einer Minute.
Er hörte sie kaum, da in seinem Kopf immer noch das gerade Geschehene ablief. Wie hatte er nur so dumm sein können, alleine in diese Gasse zu gehen? Jetzt waren zwei Menschen tot. Sollte er es irgendjemandem erzählen? Stephen Trent? Der Polizei?
Flannary kam zurück, knallte die Bierflasche auf den Resopaltisch und ließ sich in einen Stuhl fallen. Josh griff nach dem Bier und nippte daran. Es schmeckte nach Wasser, schien jedoch einen winzigen Schuss des Alkohols zu enthalten, den er so dringend brauchte.
»Was zum Teufel mache ich hier überhaupt?«
Josh wurde sich erst bewusst, dass er laut gesprochen hatte, als ihm auffiel, wie die Gespräche an den Nachbartischen verstummten.
»Deine Zeit verschwenden?«, fragte Flannary und zuckte zusammen, als ihm Katie unter dem Tisch einen Tritt versetzte.
»Jeder stellt sich irgendwann mal diese Frage«, sagte Katie.
Josh blickte vom Tisch auf und sah sie an. »Du auch? Was ist deine Antwort?«
Sie nahm einen großen Schluck Bier und stellte die Flasche zurück auf den Tisch. »Ich habe gelernt, mich darauf zu konzentrieren, die kleinen, alltäglichen Schlachten zu gewinnen. Wenn du erst damit anfängst, über das große Ganze nachzudenken …« Sie verstummte.
Ein rundlicher Mann an einem der Nebentische brachte ihren Gedanken zu Ende. »Dann wirst du verrückt.«
Er war von CARE, erinnerte sich Josh, und er fragte sich, ob es sein Land Cruiser war, der mit einem aufmontierten Maschinengewehr über Land fuhr.
»Ich komme mir vor wie auf einem anderen Planeten.«
»Wie das?«, fragte Katie.
Er dachte darüber nach, ob er ihr und Flannary erzählen sollte, was in der Gasse passiert war, beschloss jedoch, den Mund zu halten. Wenn er nicht darüber sprach, könnte er sich vielleicht irgendwann einmal einreden, dass das alles nie passiert war.
»Seit ich hier bin, habe ich mir den Arsch aufgerissen vor lauter Arbeit, und wisst ihr, was ich dabei gelernt habe? Nichts. Ich bin alle Bücher des Projekts durchgegangen, und ich habe immer noch keine Ahnung, wohin all unser Geld verschwunden ist. Ich weiß nicht, wie viel wir den Leuten zahlen, und nicht einmal, wer für uns arbeitet. Es gibt im Hauptbuch zum Beispiel den Eintrag: ›Durchfall Gebirgslandschaft‹. Was zum Teufel soll das denn heißen? Ich weiß nur, dass es zweihundertsiebzig Scheine gekostet hat.«
»Warum fragst du nicht Gideon?«, schlug Flannary vor.
»Das würde ich ja gerne, aber jedes Mal, wenn ich ihn etwas frage, bekomme ich eine Antwort, die überhaupt nichts aussagt. Und das auch nur, wenn er überhaupt
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