Blutige Erde Thriller
zur Macht hatte vor zwölf Jahren begonnen, zu einer Zeit, als es nur wenig Gewalt gab und die einzige Sorge der Menschen in seinem Land darin bestand, sich selbst und ihre Familien zu ernähren. Das Land wurde von einem Mann geführt, der großen Rückhalt bei den einzelnen Stämmen besaß, sich jedoch kaum dafür interessierte, etwas anderes zu tun, als in der Hauptstadt ein verhältnismäßig luxuriöses Leben zu führen.
Als ausländische Bergbauunternehmen immer größeres Interesse an den Bodenschätzen des Landes zeigten, erkannte der frühere Präsident den Paradigmenwechsel viel zu spät. Er hatte alles, was er wollte, die Bevölkerung hungerte nicht und war auch nicht besonders aufrührerisch, und er hatte den Weißen immer misstraut.
Unglücklicherweise hatte sein Misstrauen vor Mtiti Halt gemacht, den er wie einen eigenen Sohn betrachtete.
Fast über Nacht waren Geld und Macht in einem Ausmaß verfügbar, mit dem man tatsächlich etwas bewirken konnte. Der Putsch war geradezu lächerlich simpel. Mtiti betrat mit einigen seiner Vertrauten den damaligen Präsidentenpalast und prügelte seinen Mentor mit einer Schaufel zu Tode, die er zuvor einem der Gärtner abgenommen hatte. Bis heute wusste niemand mit Sicherheit zu sagen, warum er diese Methode gewählt hatte. Er hatte eine Pistole bei sich gehabt.
»Es gibt da etwas, das ich mich frage, Stephen. Was tun Sie für mich?« Sein Ton war immer noch herzlich, doch der Blick seiner stumpfen Augen wurde schärfer - ein Warnsignal, mit dem Trent nur allzu vertraut war.
»Verzeihung, Exzellenz, ich glaube, ich verstehe nicht recht.«
»Die Rebellen im Süden werden immer stärker, und Ihre Regierung spricht davon, die Militärhilfe für mich zurückzuschrauben. Ich frage mich, wie das passieren konnte.«
»Exzellenz, ich bin sicher, Sie wissen, dass es unserer Wirtschaft gerade alles andere als gutgeht und dass viele unserer Ressourcen für den Krieg gegen den Terror aufgewendet werden -«
»Und was ist mit meinem Krieg gegen den Terror?«, sagte Mtiti, und seine tiefe Stimme hallte zwischen den Wänden des kleinen Raums wider. Aus dem Augenwinkel sah Trent, wie die beiden Gefangenen beim Klang der Worte erstarrten. Mtitis Lächeln war immer noch breit, doch es wirkte jetzt leer.
»Sir, wir -«
»Ist es das, was Amerika will, Stephen? Soll dieses Land in Bürgerkrieg verfallen? Vielleicht sollte ich die amerikanischen
Firmen loswerden und sie durch europäische und asiatische ersetzen. Sie wissen, dass ich von denen Tag für Tag umworben werde.«
»Exzellenz, wir haben wirklich keine Kontrolle über -«
»Ausreden! Als wir unsere Beziehungen aufnahmen, hatte ich mehr erwartet als das. Jetzt frage ich mich, warum ich sie überhaupt noch fortführe.«
Es fiel Trent immer schwerer ruhig zu bleiben, und wieder wischte er sich über die Stirn. Geschäftliche Beziehungen hörten in diesem Teil der Welt nicht einfach auf. Es endete immer damit, dass einer der Beteiligten ohne Aussicht auf Erfolg um sein Leben bettelte.
»Sir, wir arbeiten wirklich hart daran, Ihr Image aufrechtzuerhalten. Unsere Hilfsorganisation schickt pausenlos wohlwollende Berichte an USAID und an die UNO, und wir tun alles in unserer Macht Stehende, um hervorzuheben, mit welchen Schwierigkeiten Sie zu kämpfen haben. Und hier vor Ort haben wir Ihnen mit einigen Problemen geholfen, deren Lösung ansonsten die Aufmerksamkeit der ausländischen Presse auf sich gezogen hätte -«
»Also bin ich nur mit Ihrer Hilfe an der Macht?«, schrie Mtiti. Im nackten Licht der Glühbirne über ihnen war deutlich zu sehen, wie ihm der Speichel dabei aus dem Mund flog. »Ist es das, was Sie mir sagen wollen? Dass ich in meinem eigenen Land ohne Sie machtlos bin?«
»Natürlich nicht, Exzellenz. Wir sind hier, um Ihnen das Leben leichter zu machen. Das ist alles.«
»Nun, dann erledigen Sie Ihren Job wohl nicht besonders gut, was? Denn mein Leben ist nicht leicht. Und es wird jeden Tag schlimmer.«
Trent zog ein zwanzig mal fünfundzwanzig Zentimeter großes Foto aus der Aktenmappe, die er in der Hand hielt, und streckte es Mtiti hin in dem Versuch, ihn von einem
Thema abzubringen, das nur übel enden konnte. »Das ist der Ort für den Fotoshoot, den wir für Sie vorbereitet haben.«
Mtitis Gesicht verdüsterte sich. »Mit den Yvimbo.«
»Ja, Sir.«
»Ich habe beschlossen, es nicht zu machen.«
Trent war darauf bedacht, durch seine Miene nichts zu verraten. »Exzellenz, wir haben darüber
Weitere Kostenlose Bücher