Blutige Erde Thriller
würde der Knüppel auf seinem Kopf landen, und er läge Tausende Meilen von zu Hause entfernt sterbend in irgendeiner Gasse. Wegen nichts. Wegen einer Brieftasche, die kaum genügend Geld enthielt, um davon einen Big Mac mit Fritten zu kaufen.
Josh schloss die Augen und wartete auf den Schlag, doch nichts geschah. Kein Schmerz, was er noch irgendwie nachvollziehen konnte, aber auch keine Desorientierung oder Bewusstlosigkeit. Kein blendendes Licht, um das Engel schwebten, und auch keine Feuergruben, die von Wesen mit Dreizacken bewacht wurden.
Der Druck um seinen Unterarm verschwand. Er öffnete die Augen und sah, dass sich nun zwei weitere Männe in der Gasse befanden und alle versuchten, einander umzubringen. Der Mann mit dem Knüppel lag auf dem Boden und steckte gerade einen so üblen Tritt gegen den Kopf ein, dass sich Josh bei dem damit einhergehenden Geräusch der Magen umdrehte. Der Mann, den er selbst zu Boden geschleudert hatte, wollte fliehen, fand jedoch schnell heraus, dass sein eigener Plan jetzt gegen ihn arbeitete. Er konnte nirgendwohin fliehen. Einen Augenblick später fand er sich auf allen vieren wieder und versuchte verzweifelt, den Mann abzuschütteln, der ihm einen Arm um die Kehle gelegt hatte.
Irgendetwas an dem oberen Mann wirkte vertraut - die Art, wie er sich bewegte, die Kraft seiner drahtigen Arme. Joshs Verstand hatte immer noch Mühe zu akzeptieren, dass er am Leben war, und so dauerte es einige Sekunden, bis ihm klarwurde, dass er einen seiner Retter kannte.
Der Mann unter Tfmena Llengambi war viel größer und jünger, doch bisher hatte er diesen Vorteil nicht für
eine Flucht nutzen können. Jetzt löste sich seine eine Hand vom Boden, verschwand unter seinem Hosenbund und tauchte einen Augenblick später mit etwas wieder auf, das im schräg einfallenden Sonnenlicht der Gasse funkelte.
Noch einmal durchströmte das Adrenalin mit aller Macht Joshs Körper, er sprang auf, rannte die paar Meter zu den kämpfenden Männern, schlidderte durch den Dreck und konnte gerade noch verhindern, dass sich das Messer in Tfmenas Rippen bohrte.
Das war die Chance, auf die der ältere Mann gewartet hatte. Er packte ein abgebrochenes Stück Beton und ließ es mit einem widerlichen Knirschen auf den Hinterkopf des jüngeren Mannes krachen. Josh ließ den schlaff gewordenen Arm los und rutschte mit strampelnden Füßen hastig aus dem Weg. Tfmena schlug wieder und wieder mit dem Betonstück zu, bis sich das Blut auf dem Boden mit etwas anderem vermischte, bei dem es sich, wie Josh annahm, um die Hirnmasse des Mannes handeln musste.
Und dann war wieder alles still. Josh warf einen Blick nach hinten und sah, dass seinen zweiten Angreifer ein ähnliches Schicksal ereilt hatte. Er war das Opfer seines eigenen Knüppels in den Händen eines jungen Mannes geworden, über dessen schwer atmende Brust sich ein Britney-Spears-T-Shirt spannte.
Tfmena stand auf, reichte Josh seine ruhige, kräftige Hand, um ihm auf die Beine zu helfen, und klopfte ihm den Staub von den Kleidern. Sein Gesichtsausdruck war merkwürdig gelassen und schien ein bisschen weniger Verachtung zu enthalten als zuvor.
Tfmena hob Joshs Brieftasche auf, reichte sie ihm und sagte etwas auf Yvimbo, das aufgrund des Tones leicht zu verstehen war: »Verschwinden Sie von hier. Damit haben Sie jetzt nichts mehr zu tun.«
Josh murmelte ein Dankeschön, schüttelte die Hand des Mannes und versuchte, nicht die beiden Leichen anzusehen, während er langsam zurückwich. Schließlich drehte er sich um und rannte. So schnell er konnte, stürmte er hinaus in das blendende Licht des Marktplatzes. Er rannte vorbei an amüsierten Afrikanern, die ihm eilends aus dem Weg gingen, an dem verkohlten Affen, der immer noch nicht verkauft war, an Tischen mit protzigen Uhren und Ghettoblastern, und er hielt erst an, als Erschöpfung und Hitze ihn überwältigten.
Schwer atmend beugte er sich vornüber und versuchte über das nachzudenken, was gerade passiert war. Als er sich schließlich wieder aufrichten konnte, sah er, dass er vor einem Kleidergeschäft stand, dessen Ladenschild der Situation angemessen verkündete: »Dead White Man Shoppe«.
»Hast du deine Unterhosen vergessen?«
Er wirbelte mit erhobenen Fäusten herum und erkannte, dass JB Flannary hinter ihm stand.
»Ruhig, Tiger. Friede, okay?«
Josh stand einfach nur da. Sein Atem ging immer noch so schwer, dass er nicht antworten konnte.
Flannary deutete auf Joshs Brust. »Du hast da was
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