Blutige Erde Thriller
eine Stelle siehst, in die wir reinpassen, bieg ab.«
Minuten vergingen, während sie mit den Augen jede Lücke im Laubwerk überprüften, doch schließlich fanden sie etwas Brauchbares. Vorsichtig bogen sie ab, doch sie kamen nicht einmal fünf Meter weit, bevor ihnen mehrere Felsbrocken den Weg abschnitten. Sofort sprangen sie
aus dem Wagen und zogen große Farnwedel vor die Öffnung, um sie zu verbergen.
Ein paar Minuten später zwang sie das immer hellere Leuchten von Gideons Scheinwerfern, in den Land Cruiser zurückzukehren. Zitternd legte Annika ihre Hand auf den Zündschlüssel, bereit, Gideons Wagen zu rammen, falls er anhalten sollte.
Doch er hielt nicht an. Er schoss mit kaum mehr kontrollierbarer Geschwindigkeit an ihnen vorbei, und sein Wagen gab ein metallisches Knirschen von sich, das Josh nach den vielen Jahren, die er in Autowerkstätten gearbeitet hatte, nur allzu vertraut war. Der Afrikaner hatte seinem Fahrzeug zu viel abverlangt. In spätestens einer Stunde würde der Wagen liegen bleiben.
Gut zehn Minuten lang saßen sie einfach nur schweigend da, bevor Annika den Wagen langsam auf die Straße zurücksetzte und die Richtung einschlug, aus der sie gekommen waren.
»Wo fahren wir jetzt hin?«, fragte sie.
»Ich weiß nicht. Ich hatte gehofft, du hättest eine Idee.«
»Zurück in mein Dorf?«
»Das dürfte wohl der erste Ort sein, an dem sie uns suchen.«
»Hast du Geld?«
Er schüttelte den Kopf. »Nicht viel. Das meiste habe ich ausgegeben, als wir das letzte Mal getankt haben. Und du?«
»Nein.«
Ihre Lage war auf fast lächerliche Weise absurd: Ein Mangel an Bargeld könnte ihnen zum Todesurteil werden. Wo würden sie etwas zu Essen bekommen? Ein sicheres Dach über dem Kopf? Benzin? Wie sollten sie sich vor Mtitis Soldaten verstecken, wenn ihre weiße
Haut einer blinkenden Neonreklame über ihren Köpfen gleichkam?
»Das war heute das erste Mal, dass ich Gideon gesehen habe, und ich bin sicher, dass er auch mich heute zum ersten Mal gesehen hat«, sagte Annika. »Woher sollte er wissen, wer ich bin und wo ich lebe?«
»Soll das ein Witz sein? Wie viele blonde, über eins achtzig große Frauen spazieren denn in diesem Land herum? Und du warst vor ein paar Tagen mit mir zusammen in der Siedlung. Er muss nur rumfragen.«
»Warum sollte er? Vielleicht haben wir noch Zeit.«
Josh dachte kurz darüber nach, doch um ganz ehrlich zu sein, fiel ihm die Entscheidung aufgrund des völligen Mangels an Alternativen nicht schwer.
»Na gut.«
Er zog das Telefon aus der Tasche, schaltete es ein und deaktivierte die GPS-Funktion, während es nach Satelliten suchte. Er hatte vier neue Nachrichten - alle von JB, wie Josh beim Anhören feststellte.
»Josh, ruf mich an.«
»Hey, Josh. Du hast dich noch nicht gemeldet. Ruf mich an, sobald du das hier hörst, okay?«
»Josh, ich fange an, mir Sorgen zu machen. Wo bist du?«
»Verdammt nochmal, Josh. Wenn du für diese Schweine arbeitest und Annika irgendetwas passiert ist, dann schlitze ich dich auf und werfe dich einer Horde wildgewordener Hunde vor. Das schwöre ich.«
»Wer war es?«, fragte Annika, die sich auf die dunkle Straße vor ihnen konzentrierte.
»JB, JB, JB und noch mal JB.«
Josh wählte und hörte, wie der Anschluss am anderen Ende klingelte, wobei er die relative Klarheit der Verbindung genoss, nachdem er sich in den letzten Tagen
mit den lokalen Telefonleitungen hatte herumschlagen müssen.
»Hallo?«
»JB, hier ist Josh.«
»Wo zum Teufel hast du gesteckt? Warum hast du nicht zurückgerufen?«
»Ich habe getan, was du mir gesagt hast, und das hat unter anderem dazu geführt, dass ich mich vor beschissenen Maschinengewehrsalven in Sicherheit bringen musste.«
»Ist mit Annika alles in Ordnung?«
»Es geht ihr gut. Mir übrigens auch, danke der Nachfrage.«
»Was ist passiert?«
»Wir haben uns das Projekt angeschaut, über das du am meisten Informationen gesammelt hattest, aber es sieht so aus, als wäre es bereits wieder aufgegeben worden, bevor es auch nur halb fertig war.«
»Ich wusste es!«
»Da ist noch mehr. Sie haben meine Leute abgeholt, um sie zu einem Projekt umzusiedeln, das angeblich bereits fertiggestellt wurde.«
»Und?«
»Sie sind alle tot, JB. Gideon und seine Leute haben sie mithilfe eines Bulldozers mitten im Dschungel verscharrt. Dann hat Gideon dort auf uns gewartet. Es ist pures Glück, dass wir noch am Leben sind.«
Schweigen.
»JB, bist du noch dran?«
»Ihr müsst von dort
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