Blutige Erde Thriller
ihre Schrift entziffern zu müssen. »Er ist ein russischer Geschäftsmann. Alle Welt ist davon überzeugt, dass er tief in den internationalen Drogen- und Waffenhandel verwickelt war. Die tschechischen Behörden wollten ihn wegen Steuerhinterziehung festsetzen, doch irgendwie kam er aus der Sache raus. Danach setzten ihm die Europäer erst so richtig zu. Ein Staatsanwalt meinte sogar, er würde es sich zur Lebensaufgabe machen, Fedorov hinter Gitter zu bringen.«
»Dieser Artikel ist über zehn Jahre alt. Wie ist es gelaufen?«
»Nicht so gut. Der Staatsanwalt hing irgendwann an einem Baum.«
»Selbstmord?«, fragte Flannary hoffnungsvoll.
»Nur wenn er es außerdem geschafft hat, sich anzuzünden, bevor er starb.«
»Na wunderbar.«
»Danach ist Fedorov mehr oder weniger verschwunden.«
»Aber jetzt haben Sie ihn aufgespürt.«
Sie nickte. »Ich denke, Sie dürften das hier interessant finden: Es gibt jede Menge Spekulationen darüber, dass er mithilfe korrupter Regierungen den Kokaintransport durch mehrere afrikanische Staaten organisiert haben soll. Seine Idee war wohl, Polizei und Militär für sich arbeiten zu lassen anstatt gegen sich. Außerdem würden die meisten Menschen in diesen Ländern einen Sack Kokain nicht mal dann erkennen, wenn es vorne draufstünde.«
»Da haben wir also unsere Verbindung zu Afrika«, sagte er. Er spürte, wie sein Kater ein wenig nachließ.
»Es wird noch besser. Was glauben Sie wohl, wann NewAfrica erstmals seine Geschäfte aufgenommen hat?«
»So um die Zeit, als Fedorov verschwunden ist?«
»Genau. Plötzlich kannte man überall sein Gesicht, und die Behörden in Europa ließen ihm keine Ruhe mehr. Also setzt er sich nach Amerika ab und nutzt seine afrikanischen Kontakte, um eine kriminelle Hilfsorganisation aufzuziehen.«
»Aber er brauchte einen aalglatten Strohmann«, sagte Flannary. »Und da kommt Stephen Trent ins Spiel.«
Sie grinste breit und senkte ihre Stimme. »Gratulation, JB. Das ist eine unglaubliche Geschichte - ein bekannter Krimineller, der den Menschen unvorstellbares Leid zufügt. Und jetzt haben Sie die Chance, alles in großem Stil an die Öffentlichkeit zu bringen. Um das Leben der Menschen, die dieser Mann zu Opfern macht, grundlegend zu verändern.«
» Wir haben die Chance, Tracy. Wir.«
ZWEIUNDDREISSIG
»Was denkst du?«, sagte Annika.
Sie standen mit dem Wagen auf einem Hügel, der einen freien Blick auf Annikas Dorf bot. Im Osten hatte die aufgehende Sonne den Himmel in ein orangefarbenes Band verwandelt, das die winzigen Hütten und die weiß getünchte Kirche unter ihnen in ein unwirkliches Licht tauchte.
Aus ein paar Ofenrohren, die als Kamine dienten, stieg Rauch auf, und eine einzelne Frau war unterwegs zum Fluss, um Wasser zu holen, doch davon abgesehen lag das Dorf still und ruhig da.
»In diesen Hütten könnte eine ganze Armee auf uns warten«, sagte Josh. »Wir sind im Begriff, unser Leben darauf zu verwetten, dass Gideon zu dämlich ist herauszufinden, wer du bist.«
»Oder dass er glaubt, wir wären niemals so verrückt hierherzukommen.«
»Unsere Chancen sind gering. Sehr, sehr gering.«
Die aufsteigende Sonne vertrieb die Schatten, doch zum ersten Mal, seit er in dieses Land gekommen war, beruhigte es ihn nicht, sie verschwinden zu sehen. »Es tut mir leid, dass ich dich da mit reingezogen habe, Annika.«
»Genau deswegen bin ich doch hierhergekommen, oder etwa nicht? Weil ich versuchen will, Menschen zu helfen.« Sie lächelte, schaffte es aber nicht ganz, ihre Angst zu verbergen. »Außerdem ist das JBs Schuld. Ich werde ihm einen wirklich heftigen Tritt versetzen, wenn ich ihn das nächste Mal sehe.«
Josh ließ den Motor des Land Cruisers an und fuhr langsam den Hügel hinab. Vor der Kirche hielten sie an und stiegen aus.
Sie sprachen nicht, als sie durch das Tor schlichen, das Annikas Garten schützte, und das Zimmer betraten, das seit ihrer Ankunft in Afrika ihr Zuhause gewesen war. Es war noch karger, als er es sich vorgestellt hatte: ein ordentlich gemachtes Doppelbett mit fadenscheinigen Decken, ein alter Schrank und ein Schreibtisch, über dem ein Kreuz hing.
»Du musst mir ein bisschen helfen«, sagte sie, während sie sich neben den Schrank kniete. Sie zogen ihn ein kleines Stück von der Wand weg, und dann begann Annika, die losen Bodenbretter darunter aufzuhebeln.
»Was ist das denn?«, fragte Josh, der einen Blick auf ein Stück graues Metall erhaschen konnte. »Das kann unmöglich dein Ernst
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