Blutige Erde Thriller
verschwinden, Josh. Sucht euch eine Grenze und fahrt rüber. Nein, warte. Wenn Gideon darin verwickelt ist, dann gilt das auch für Mtiti. Er wird als Erstes die Grenzen und die Konsulate abriegeln.«
»Irgendwelche Ideen wären nicht schlecht, JB.«
Zum zweiten Mal herrschte lange Stille in der Leitung, bevor Flannary sich wieder meldete. »Ich arbeite an dieser Sache, Josh. Wenn das erstmal an die Öffentlichkeit gelangt, haben Stephen Trent und Mtiti einen verdammt großen Haufen wichtigere Sorgen als euch. Bis dahin allerdings werden sie so ziemlich nichts unversucht lassen, um euch zum Schweigen zu bringen.«
Josh lehnte sich in seinem Sitz zurück und betrachtete Annika. Die Lichter vom Armaturenbrett schimmerten auf ihrem Haar, das ihr ums Gesicht wirbelte.
»Wie lange?«
»Ich werde dich nicht anlügen, Josh. Ich habe herausgefunden, dass Stephen Trent ein ehemaliger Anlagebetrüger ist, aber das beweist noch überhaupt nichts. Und Informationen aus Afrika zu besorgen, ist fast unmöglich. Ich versuche jetzt herauszukriegen, wer bei NewAfrica die Fäden zieht, aber die schlagen ihre Interna nicht gerade an Plakatwände an, wenn du verstehst, was ich meine. Und dann ist da noch der Erscheinungstermin des Magazins -«
»Der Erscheinungstermin des Magazins? Willst du mich verarschen?«
»Beruhige dich, Josh, ich -«
»Wir sind mitten in Afrika auf der Flucht, JB. Sag mir nicht, dass ich mich beruhigen soll. Sag mir, dass dir etwas eingefallen ist, wie du uns hier raus- und in die Staaten zurückholen kannst.«
»Und inwiefern würde das helfen? Der Hauptsitz von NewAfrica ist hier.«
Josh schwieg, als er sich plötzlich daran erinnerte, welches Interesse Stephen Trent an Laura gezeigt und wie er darauf bestanden hatte, dass sie sich noch einmal treffen und über seine Schwester unterhalten sollten.
»Scheiße!«
»Was?«, fragte Flannary. »Was ist los?«
Josh legte ohne zu antworten auf und wählte sofort die Nummer seiner Schwester.
»Komm schon«, sagte er, während er nervös mit den Fingern auf seinen Oberschenkel trommelte. »Geh an das verdammte Telefon.«
»Hallo?«
»Laura!«
»Josh! Ich bin so froh, dich zu hören. Es tut mir leid wegen -«
»Du musst sofort von zu Hause verschwinden.«
»Was ist mit Mom? Ich dachte, du -«
»Halt die Klappe, Laura! Du wirst jetzt genau das tun, was ich dir sage. Hörst du? Genau das .«
EINUNDDREISSIG
JB Flannary betrat mit wackeligen Schritten das Büro. Er spürte kaum den Becher heißen Kaffee, der ihm die Hand verbrannte, und ignorierte die Begrüßungen der Leute um sich herum. Die gute Nachricht war, dass die Hochzeit seines Bruders schließlich ein Ende gefunden hatte. Die schlechte Nachricht war, dass er sie als Vorwand benutzt hatte, sich bis zur Bewusstlosigkeit zu betrinken beziehungsweise herauszufinden, ob er es noch konnte. Die Antwort lautete nein, und jetzt musste er für den Versuch mit einem Kater bezahlen, der sich möglicherweise als tödlich erweisen würde.
»JB!«
Er zuckte zusammen und ging weiter, während Tracy im Laufschritt zu ihm aufschloss.
»Warum sind Sie nicht ans Telefon gegangen? Ich habe schon den ganzen Vormittag versucht, Sie zu erreichen!«
Er sah sie aus den Augenwinkeln an, unfähig, seinen Kopf zur Seite zu drehen, ohne dass es sich anfühlte, als triebe ihm jemand einen Eispickel in den Schädel. Ihre Wangen waren rosig. Wirklich und wahrhaftig rosig.
»Du meine Güte. Sie sehen schrecklich aus, JB.«
»Was habe ich Ihnen über die Verwendung von ›du meine Güte‹ gesagt?«, brachte er mühsam hervor, als er den durch Stellwände abgetrennten Arbeitsbereich betrat, den Robert Page ihm zur Verfügung gestellt hatte, und sich auf einen Stuhl fallen ließ.
»Dass ich es durch ›verdammte Scheiße‹ ersetzen soll. Aber -«
Er legte einen Finger auf seine Lippen, um sie zum Schweigen zu bringen. »Nicht jetzt, okay? Ich muss hier einfach eine Weile in absoluter Stille sitzen bleiben.«
In Wahrheit hatte er sich vor der Hochzeitszeremonie seines Bruders komplett gedrückt und war nur so lange auf dem Empfang geblieben, bis die Band die erste Hochzeitsschnulze angestimmt hatte. Obwohl das kaum möglich schien, war es danach Schritt für Schritt weiter bergab gegangen. Er war ins Hotel zurückgekehrt, hatte die Nacht mit einer Flasche Tequila verbracht und wie ein Besessener darüber nachgegrübelt, welchen Anteil er daran trug, dass Josh und Annika in solche Gefahr geraten waren.
Er hatte der
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