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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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»Vielleicht bunkert er ja irgendwo in Belfast irgendwelche Sachen. In einem Versteck oder bei einem Freund, wo er sein Zeug lagern kann.«
    »Möglich«, sagte Gordon. »Ich knöpfe ihn mir noch mal vor und versuche, in diese Richtung etwas herauszukriegen. Falls ja, lasse ich es Sie wissen.«
    »Eins noch«, sagte Lennon, bevor Gordon einhängen konnte.
    »Was?«
    »Dan Hewitt.«
    »Was soll mit dem sein?«, fragte Gordon.
    »War der in irgendeiner Weise an den Verhören beteiligt?«
    Gordon schwieg.
    »War Dan Hewitt beteiligt?«
    »Er hat bei meinen Verhören dabeigesessen«, sagte Gordon. »Und er ist in die Zelle des Verdächtigen gegangen, um sich noch einmal sämtliche Namen, die der angegeben hatte, nennen zu lassen. Der Verdächtige wurde aggressiv, und Detective Chief Inspector Hewitt musste Tränengas einsetzen, um ihn in Schach zu halten. Weshalb fragen Sie?«
    »Ich traue ihm nicht«, sagte Lennon.
    »Detective Chief Inspector Hewitt ist Ihr Vorgesetzter«, erklärte Gordon. »Es ist nicht an Ihnen, ihm zu trauen oder nicht. Außerdem ist er bei der Special Branch, was ihn von Ihrer Warte aus in der Hackordnung irgendwo zwischen mir und dem Allmächtigen ansiedelt. Ich will nichts mehr davon hören, verstanden?«
    »Seien Sie ihm gegenüber einfach nur vorsichtig«, sagte Lennon.
    »Schluss damit.«
    Lennon lauschte auf Gordons Atem. Aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, dass Gordon seine Meinung teilte, es aber nicht laut sagen konnte. »In Ordnung«, sagte er. »Vergessen Sie, was ich gesagt habe.«
    »Habe ich schon. Sie hören wieder von mir.«
    Lennon steckte sein Telefon ein und ging ins Wohnzimmer. Marie lag dösend auf dem Ledersofa und hatte sich eine Decke bis zum Kinn hochgezogen. Sie hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan, und man sah es ihr an. Die dunklen Ringe unter ihren Augen ließen sogar vermuten, dass sie schon seit Monaten nicht mehr gut geschlafen hatte.
    Lennon setzte sich so leise wie möglich in den Sessel und verzog beim Ächzen des Leders das Gesicht. Ellen sah von ihrem Spiel auf und lächelte. Sie hatte noch mehr Figuren gemalt und dann sorgfältig ausgerissen. Jetzt legte sie sie in verschiedenen Positionen zusammen, je nachdem, welche Rollen sie in dem Schauspiel ausfüllten, das sie gerade auf dem Fußboden aufführte.
    »Ist das deine Mummy?«, fragte Lennon und zeigte auf eine der Figuren.
    »Mm-hmm«, bestätigte Ellen.
    »Und das bist du?«
    »Mm-hmm.«
    »Du hast gar kein Bild von mir gemacht.«
    Ellen schüttelte den Kopf.
    »Warum nicht?«
    »Weiß nicht«, sagte Ellen.
    »Aber von Gerry Fegan hast du eins gemacht.«
    »Mm-hmm.«
    »Magst du Gerry?«
    Ellen lächelte. »Mm-hmm.«
    »Und magst du mich auch?«
    Ellen runzelte die Stirn. »Weiß nicht.«
    »Vielleicht ja doch«, sagte Lennon. »Gib mir nur eine Chance.«
    Ellen wischte sich schniefend mit dem Ärmel die Nase ab, sagte aber nichts.
    »Ich konnte früher auch gut malen«, erzählte Lennon. »Als ich noch ein kleiner Junge war. Ich habe damit nicht weitergemacht, aber damals war ich ziemlich gut. Ich hab sogar Preise gewonnen.«
    »Was hast du gewonnen?«
    »Einmal einen Pokal und ein ander Mal eine Medaille«, erzählte Lennon. »Und einmal einen Büchergutschein.«
    Ellen stapelte ihre ausgerissenen Figuren auf einen Haufen, was bedeutete, dass sie mit ihnen fertig war. Sie nahm den Block und den Stift und reichte beides Lennon. »Mal mir ein Bild«, verlangte sie.
    Lennon nahm den Block und den Stift. »Was denn?«
    Ellen verknotete ihre Finger und dachte nach. »Eins von mir«, sagte sie.
    Lennon nahm aus ihrer kleinen Auswahl den Bleistift. Im Kopf kramte er wieder hervor, was er vor einem Vierteljahrhundert im Kunstunterricht gelernt hatte, und malte zuerst ein auf dem Kopf stehendes Ei, dann unterteilte er es, damit er wusste, wo Augen und Nase hingehörten. Ellen stellte sich neben ihn und beugte sich über die Sessellehne. Sie kicherte. »Das bin ich aber gar nicht.«
    »Warte nur ab«, sagte Lennon. Er zeichnete die Ovale für die Augen ein, die sanfte Wellenform des Mundes und die Nase, die der ihrer Mutter so ähnlich sah. Mit kurzen Strichen schraffierte er die Wangenknochen, mit längeren die welligen Haare. »Siehst du?«
    Ellen lachte kurz auf und hielt sich dann den Mund zu, als ob ihr etwas herausgerutscht wäre.
    Lennon hob den gelben Buntstift vom Boden auf. Er war zwar  stumpf, aber es würde schon gehen. Er strichelte damit zwischen die dunkleren Linien und zeichnete so

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