Blutige Fehde: Thriller (German Edition)
gewalttätig bekannt ist. Da ist das eine vernünftige Vorsichtsmaßnahme.«
Der Nomade stand auf. »Sie haben nur ein Auge, auf das Sie zielen können, also zielen Sie auf jeden Fall gut.«
»Hinsetzen!«, befahl der Cop und hielt die Dose ausgestreckt vor sich.
»Leck mich doch, du schwarzer …«
Wie heiße Nadeln traf das Spray auf sein gesundes Auge. Er keuchte und wollte schreien, aber inzwischen brannten auch schon seine Nasenlöcher und sein Hals. Statt eines Schreis kam nur ein durch die Zähne gepresstes Zischen. Eine Hand auf seiner Brust stieß ihn zurück. Er landete hart. Obwohl er es besser wusste, hob er seinen Ärmel ans Auge.
»Nicht reiben«, sagte der Cop. »Damit machen Sie es nur noch schlimmer. Warten Sie, bis Ihre Tränen es ausgespült haben.«
»Gottverdammter Hurenbock von einem Arschloch«, stieß der Nomade hervor. Er hätte noch weitergemacht, hätte den Copbis in die Hölle und wieder zurück verflucht, aber das Brennen schnürte ihm die Kehle zu. Er hustete und spuckte, während jeder Teil seines Kopfes, der Flüssigkeiten ausscheiden konnte, in Aktion trat.
»Halten Sie den Mund und hören Sie zu«, befahl der Cop.
Der Nomade atmete zischend wieder ein und stampfte vor Schmerz mit den Füßen.
»Hören Sie mir jetzt zu? Ich besorge Ihnen ein nasses Tuch, sobald Sie mir zugehört haben. Hören Sie mir zu?«
Der Nomade beruhigte sich. Er kniff die Augen zusammen und nickte.
»Gut«, sagte der Cop. Der Mann hockte sich vor ihn hin, doch sein Auge brannte so sehr, dass der Nomade nur seine verschwommenen Umrisse erkennen konnte. »Also, unser gemeinsamer Freund ist ein überaus großzügiger Mensch. Deshalb werden Sie heute Abend in Ihrer Zelle auch keinen Unfall erleiden. Auf diese Weise kommt Ihr kleines Projekt wieder in Gang, und gleichzeitig wird Ihnen aus der Patsche geholfen. Habe ich jetzt Ihre Aufmerksamkeit?«
Der Nomade atmete durch die Nase aus. »Reden Sie«, sagte er.
65
»Er packt nicht aus«, sagte Detective Chief Inspector Gordon.
Von der Kochnische aus beobachtete Lennon die spielende Ellen. Er hatte sich das Telefon zwischen Schulter und Ohr geklemmt. Gordon hörte sich müde an.
»Haben die Fingerabdrücke irgendetwas ergeben?«, fragte er.
»Nicht das Geringste«, antwortete Gordon. »Die DNA-Proben sind zwar noch unterwegs, aber davon erhoffe ich mir auch nichts. Es hat sich herausgestellt, dass sich hinter jedem Namen und jeder Adresse, die er angegeben hat, real existierende Personen verbergen, lauter Männer in seinem Alter. Der muss uns mindestens ein Dutzend vorgelogen haben, die hatte er alle im Kopf. Er trägt billige Klamotten von Dunnes und Primark, alle neu. In seinem Portemonnaie war nur Geld, sonst nichts, Pfund und Euro, außerdem eine Schlüsselkarte von einem Hotel auf der University Street. Wir versuchen gerade, von der Hoteldirektion die Zustimmung für eine Durchsuchung des Zimmers zu kriegen. Die müsste bald kommen. Vielleicht brauche ich Sie dafür.«
»Nein«, sagte Lennon. »Ich kann Marie und Ellen nicht allein lassen.«
»Wo sind die beiden?«, fragte Gordon. »Und wo stecken Sie überhaupt?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen. Nicht, solange wir nicht wissen, wer er ist und wer ihn geschickt hat.«
»Verstehe«, sagte Gordon. »Jetzt haben wir ihn zwar, und die beiden sind außer Gefahr, aber ich kann das verstehen. Ich werde schauen, ob ich jemand anderen auftreiben kann, der das Hotelzimmer durchsucht. Aber Sie wären mir lieber.«
»Ich dachte, ich bin beurlaubt«, sagte Lennon. »Noch dazu auf Ihr Geheiß.«
»Nun ja, jetzt liegen die Dinge eben anders. Nebenbei bemerkt, glaube ich nicht, dass bei der Durchsuchung wirklich etwas herauskommt. Ein so vorsichtiger Mann wie dieser Kerl würde wohl kaum etwas herumliegen lassen, damit die Putzfrau darüber stolpert.«
»Was ist mit seinem Wagen?«, fragte Lennon.
»Wir haben im Parkhaus des Krankenhauses einen Mercedes Kombi gefunden und nach Ladas Drive abgeschleppt. Sie nehmen ihn gerade auseinander, aber alles, was wir bislang gefunden haben, sind leere Wasserflaschen, blutbefleckte Papiertaschentücher und jede Menge Müll. Zugelassen ist er in Meath, aber die Garda Síochána hat uns wissen lassen, dass der Wagen offiziell schon vor fünf Jahren verschrottet wurde.«
»Keine Waffen?«
»Nur die Desert Eagle, die er bei sich hatte, und ein paar Ersatzmagazine«, sagte Gordon.
»Das ist alles?«
»Das ist schon eine ganze Menge.«
Lennon dachte nach.
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