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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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regeln. Sie hätte eine Stange Geld gekriegt und ich mich um einen neuen Job kümmern können. Und wie die Dinge damals standen, fand ich diesen Deal nicht mal schlecht. Beinahe wäre ich darauf eingegangen.«
    »Und warum dann doch nicht?«, fragte Marie.
    »Mir ist wieder eingefallen, was es mich schon gekostet hatte, überhaupt Polizist zu werden. Wie viel ich verloren hatte, nur weil ich dort eingetreten war. Da wäre ich doch bescheuert gewesen, mich von dieser verrückten …« Er schluckte und warf einen Seitenblick auf Ellen. »Ich wollte mich von ihr nicht aus meinem Job vertreiben lassen, nur weil sie nicht damit zurechtkam, was sie getan hatte.«
    »Nicht damit zurechtkam, was sie getan hatte? Mein Gott, das ist doch lächerlich.«
    Lennon ignorierte die höhnische Bemerkung. Er zögerte einen Moment und überlegte, ob er es Marie wirklich erzählen sollte.
    »Manchmal habe ich euch beobachtet. Dich und Ellen.«
    »Du hast uns nachspioniert?«
    »Nein«, sagte er. »Doch. Nein, nicht wirklich spioniert. Ich wollte nur meine Tochter sehen. Du hast mir ja nie erlaubt, sie kennenzulernen.«
    »Du hattest es nicht verdient, sie kennenzulernen.«
    Die neue Figur neben der Strichmännchen-Frau und ihrem Baby war ein Mann. Sein Gesicht war nicht rund wie das der Frau, sondern lang und spitz. Ellen hatte die Zunge heraushängen, so sehr konzentrierte sie sich auf die Striche, aus denen sein Körper und die Beine werden sollten.
    »Sie ist meine Tochter«, erklärte Lennon.
    »Du hast kein …«
    »Sie ist meine Tochter«, wiederholte Lennon. »Ich bin ihr Vater. Ich habe ein Recht, sie zu kennen. Und sie hat ein Recht, mich zu kennen.«
    »Rechte«, sagte Marie verächtlich. Sie stand auf und trat ans Fenster, von dem aus man auf den Yachthafen schaute. »Komm mir doch nicht mit Rechten. Du hast mich verlassen und mich ein Kind allein großziehen lassen, weil du nicht den Mumm hattest, ein Vater zu sein. Du hast dein Recht auf sie vor sechs Jahren verloren.«
    Lennon folgte Marie zum Fenster. Unter ihnen schaukelten die Masten der Segelboote. Seemöwen kreisten und stürzten hinab. »Du benutzt sie, um mich zu bestrafen. Das hast du immer getan.«
    Sie sah ihn über die Schulter an. Ihr Gesicht verriet keinerlei Gefühl. »Und das wird auch so bleiben«, sagte sie.
    Lennon konnte ihrem Blick nicht standhalten, deshalb schaute er hinunter auf Ellens Bild. Das Strichmännchen hatte eine Pistole in der Hand. Lennon hockte sich neben sie und legte einen Finger auf die Figur.
    »Wer ist das, mein Schatz?«
    »Gerry«, sagte Ellen.
    Lennon zeigte auf die andere Figur. »Und das da?«
    »Das ist die geheime Dame.«
    »Wofür hat Gerry denn eine Waffe?«
    »Damit er die Bösewichter verscheuchen kann.« Als Mund von Strichmännchen-Gerry malte sie eine schnurgerade Linie.
    »Welche Bösewichter muss er denn verscheuchen?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Ist Gerry denn kein Bösewicht?«, fragte Lennon.
    Ellen legte ihren Buntstift hin und sah ihn ernst an. »Nein, der ist nett. Er kommt und hilft uns.«
    »Nein, mein Schatz«, sagte Lennon. »Er weiß doch gar nicht, wo ihr seid.«
    »Weiß er doch«, sagte Ellen. Sie nahm wieder ihren Buntstift. »Bald ist er da.«

63
    Gerry Fegan ging nicht langsamer, als er sich Marie McKennas Wohnung in der Eglantine Avenue näherte. Eine Polizistin lehnte an einem Streifenwagen und aß aus einer Styroporschale Pommes frites. Auf dem Autodach stand eine Flasche Cola. Gerade kam ein zweiter Polizist aus dem Haus. Er warf einen vollgestopften Müllsack auf die Rückbank des Wagens und schloss die Tür. Dann versuchte er, von der Frau eine Fritte zu stibitzen. Sie zog die Schale weg, aber erst, nachdem er sich schon ein paar geschnappt hatte. Er grinste die Frau an und aß sie auf.
    Auf der anderen Straßenseite war Fegan keine zehn Meter mehr von dem Haus entfernt, als ein junger Mann herauskam. Er sah aus wie ein Student. Nachdem er ein paar Worte mit den Polizisten gewechselt hatte, lief er ebenso wie Fegan in Richtung Malone Road. Wahrscheinlich zur Uni oder vielleicht zum Büro des Studentenwerks.
    Fegan beschleunigte seinen Schritt auf das Tempo des Jungen. Die Polizisten waren viel zu sehr damit beschäftigt, sich über die Fritten zu streiten, um ihn zu bemerken. Was war hier geschehen? Der Cop, den er am Telefon gehabt hatte, hatte gesagt, Marie und Ellen seien in Sicherheit, und Fegan glaubte ihm. Aber für wie lange? Wenn jemand versucht hatte, ihnen etwas anzutun, dann würde er

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