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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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Familie. Wir haben beide einen hohen Preis dafür bezahlt, dass du Polizist geworden bist. Im Krankenhaus habe ich meinen Vater mit Eis gefüttert, und er hat mich dabei beobachtet. Ich weiß nicht, ob er mich wirklich wahrgenommen hat, aber ich habe mich gefragt, was er wohl gedacht hat. Da ist mir klar geworden, dass ich ihn eigentlich nicht mehr kenne. Meinen eigenen Vater. Ich sitze da an seinem Bett und trauere um ihn und weiß nicht, wer er überhaupt ist.«
    Eine Träne stahl sich aus Maries Auge, kroch leise über ihre Wange und tropfte auf Ellens Haar.
    »Du kannst sie sehen, wenn du möchtest«, sagte sie unvermittelt. »Wenn diese Sache hier vorbei ist, wenn wir wieder ein Zuhause haben. Wenn du Ellen dann sehen willst, soll es mir recht sein. Nur, falls du willst.«
    »Das würde ich gern«, sagte Lennon. »Danke.«
    »Schon in Ordnung«, sagte Marie. »Lass sie bloß nie wieder im Stich. Nie wieder.«
    »Das werde ich nicht«, sagte Lennon. »Ich schwöre.«
    Marie schloss die Augen, vergrub sich noch tiefer unter der Decke und hielt Ellen noch fester umklammert. Als ihr Atem verriet, dass sie schlief, und Ellens träumende Augenlider flatterten,stand Lennon auf und ging hinaus in den Flur. Er betrat das Badezimmer und machte die Tür hinter sich zu. Dann schloss er ab und drehte den Wasserhahn auf.
    Und zum ersten Mal nach sechzehn Jahren, übertönt vom Plätschern des Wassers, weinte Jack Lennon.

66
    Niemand bemerkte Fegan, als er McKennas Bar in der Springfield Road betrat. Es war noch früh, nur ein paar wenige Gäste saßen mit ihrem Guinness oder Whiskey da. Der Barmann Tom hockte hinter der Theke, nur ein Teil seines Kopfes war noch zu sehen. Er füllte Flaschenbier und Apfelwein in Kühlboxen. Das Klirren der Flaschen gellte in der Düsternis umso lauter.
    Hier hatte die ganze Sache angefangen; nur ein paar Monate war das her. Michael McKenna hatte Fegan eine Hand auf die Schulter gelegt und damit seinen eigenen Tod heraufbeschworen. Wenn das nicht geschehen wäre, wenn McKenna ihn an diesem Abend nicht gefunden hätte, hätte er selbst sich dann wohl auf diesen entsetzlichen Feldzug begeben? fragte Fegan sich manchmal. Vielleicht würden die Zwölf ihn dann ja immer noch verfolgen, ihm im Dunkel auflauern, dann plötzlich auftauchen und ihn quälen, obwohl er sich nichts sehnlicher wünschte als Schlaf.
    Fegan betrat den Schankraum und hielt sich dabei im Schatten. An der Theke saß niemand. Einen Moment lang sah er Tom bei seiner Arbeit zu, dann näherte er sich langsam und geräuschlos. Mit einem leeren Bierkasten in der Hand, richtete Tom sich auf. Er drehte sich um, sah Fegan und erstarrte.
    »Hallo, Tom«, sagte Fegan.
    Tom starrte ihn nur mit weit aufgerissenem Mund an.
    »Ich will mit dir sprechen«, sagte Fegan.
    Toms Augen schossen einmal nach links und nach rechts, dann kehrten sie wieder zu Fegan zurück.
    Fegan nickte zur Tür hinter der Bar. »Da hinten«, sagte er.
    Tom rührte sich nicht.
    Fegan ging zur Querseite der Bar, hob den Klappdeckel und trat hindurch.
    »Was willst du, Gerry?«, fragte Tom, seine Stimme klang wie Sand auf Papier.
    »Nur mit dir reden«, antwortete Fegan. Er wies auf die Tür. »Dauert auch nicht lange. Danach lasse ich dich wieder in Ruhe.«
    Immer noch mit dem Bierkasten in der Hand, ging Tom rückwärts, bis er an der Tür war. Fegan warf einen prüfenden Blick auf die schummrigen Ecken der Bar. Niemand beobachtete sie. Sie betraten das Hinterzimmer, einen kleinen Raum mit einem Spülbecken und einer Mikrowelle. In den Ecken waren Schachteln mit Knabbereien und Erdnüssen aufgestapelt. Fegan holte einen Hocker und stellte ihn mitten auf den Linoleumboden.
    »Setz dich«, sagte er.
    Tom setzte den Bierkasten ab und gehorchte. »Ich muss eine rauchen«, sagte er.
    Fegan nickte.
    Tom kramte ein Päckchen Silk Cut und ein Feuerzeug aus seiner Brusttasche. Er steckte sich eine Zigarette in den Mund. Seine Hand zitterte so sehr, dass er das Feuerzeug nicht anbekam. Fegan nahm es ihm ab und drückte auf das Rädchen. Die Flamme ging an, und Fegan hielt sie ans Ende der Zigarette. Sie tänzelte in der Flamme hin und her. Tom tat einen tiefen Zug, hustete, als der Tabak zubiss, und blies dabei das Feuerzeug aus.
    Fegan legte es auf die Anrichte. »Weißt du, warum ich zurückgekommen bin?«
    Tom schüttelte den Kopf und nahm noch einen Zug aus seiner Zigarette.
    »Jemand hat gestern versucht, Marie McKennas Tochter zu entführen«, sagte Fegan. »Ich muss

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