Blutige Fehde: Thriller (German Edition)
erreichen kann, wird herbeordert. Außerdem wissen Sie doch, dass Carrickfergus zum Distrikt D gehört. Da können wir nur Leute hinschicken, wenn es sich um einen Notfall handelt. Wenn nicht, müssen Sie auf ein Team aus Lisburn warten.«
»Notfall?«, fragte Lennon. »Was zum Teufel soll das denn heißen? Hier geht es um meine Tochter. Und genau derselbe Mann, der Gordon getötet hat, hat sie jetzt in seiner Gewalt.«
»Aber eben nicht hier bei uns«, antwortete der Beamte.
Lennon verschlug es derart den Atem, dass ihm keine Antwort einfiel.
»Um irgendetwas Brauchbares zu finden, müssen ein erfahrenes Spurensicherungsteam und Leute von der Forensik die Wohnung auseinandernehmen«, fuhr der Beamte fort. »Die Forensiker sind aber im Augenblick noch hier beschäftigt. Ein Spurensicherungsteam schickt Lisburn so bald wie möglich. Es tut mir leid, Sir, aber mehr kann ich im Augenblick nicht für Sie tun. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen. Hier herrscht nämlich das totale Chaos.«
Lennon beendete das Gespräch. Er lief in der kleinen Küche auf und ab und blieb schließlich am Spülbecken stehen. Er drehte den Hahn auf, spritzte sich Wasser ins Gesicht und trocknete sich mit dem Ärmel ab. Dann ging er ins Wohnzimmer und von dort in den Flur. Seine Glock lag auf dem Fußboden. Sie hatte Marie nichts genutzt. Er bückte sich und hob sie auf.
In der Tür scharrte hüstelnd der Constable mit den Füßen. Er hieß Wallace und beobachtete Lennon mit nervöser Dienstbeflissenheit. Er sah nicht so aus, als sei er schon lange dabei, wahrscheinlich noch in der Probezeit und einem älteren Sergeant zur Seite gestellt, um das Geschäft zu lernen.
»Sollten Sie die wirklich aufheben, Inspector?« Lennon sahden Mann scharf an, und der senkte den Kopf. »Ich meinte nur, die ist doch schließlich ein Beweisstück an einem Tatort, oder?«
Auf dem Weg in den Flur schlug Lennon ihm auf die Schulter. »Sie werden es bestimmt weit bringen, Constable Wallace.«
Die Lifttür ging auf, und Sergeant Dodds kam heraus. Noch im Näherkommen zückte er sein Notizbuch.
»Irgendwas?«, fragte Lennon.
»Nichts Brauchbares«, antwortete Dodds. »Nur drei andere Wohnungen sind bewohnt. Alle haben Schüsse gehört, zwei Leute haben die 999 angerufen. Alle haben ihre Türen abgeschlossen und sich geduckt, bis sie unsere Sirene gehört haben. Niemand hat etwas gesehen.«
Lennon hatte nichts anderes erwartet. »Na gut«, sagte er. Er ging zum Lift. »Aus Lisburn kommt ein Team der Spurensicherung, sobald die dort die Leute zusammengetrommelt haben. Die Forensiker kommen, sobald sie wegkönnen. Wallace, Sie bleiben hier. Dodds, Sie warten unten am Hauseingang. Lassen Sie niemanden über die Treppe, wenn Sie es verhindern können.«
Dodds folgte Lennon in den Lift. »Und wo wollen Sie hin?«
»Ich muss jemanden treffen.«
»Wen?«
»Irgendjemanden eben«, gab Lennon zurück. Er hoffte inständig, dass Roscoe Patterson heute Abend auf Sauftour war.
76
Der Nomade legte seine Schulter an die Tür und drückte. Sie ging nur ein paar Zentimeter auf, dann leistete die Hecke Widerstand. »Gottverdammte Scheiße«, fluchte er. Er rutsche zurück und kroch mit dem Kopf voran auf die andere Seite. Er stöhnte auf, als der Schalthebel ihn in die Eier stieß. In ein oder zwei Sekunden würde dieser hässliche, tiefe Schmerz sich zu dem in seiner Brust gesellen, wo der Sicherheitsgurt ihm die Luft aus dem Leib gepresst hatte. Sein Nacken tat auch weh. Dieser Schmerz wiederum schien in den Schultern zu beginnen, an seinem Hinterkopf hochzukriechen und dann in gerader Linie bis auf seine Stirn hinunterzugleiten.
Er machte die Beifahrertür auf und kletterte hinaus. Dann schnappte er sich Maries Mobiltelefon und drückte auf eine Taste. Das Display war zwar zersprungen, aber es funktionierte noch und warf ein schwaches Licht. Er benutzte es als behelfsmäßige Taschenlampe, um den Schaden am Wagen zu inspizieren. Gar nicht so schlimm, wie er befürchtet hatte. Die Hecke hatte den Aufprall auf die Böschung abgefedert, und der alte Volkswagen war solide gebaut. Er leuchtete auf die Reifen. Allzu nass war die Erde nicht. Eigentlich musste er es schaffen, rückwärts aus dem Gebüsch herauszukommen.
Das Licht ging aus, das Telefon schaltete wieder in den Standby-Modus. Der Nomade drehte sich am Rande der kleinen Landstraßeeinmal um die eigene Achse. Über Lurgan im Westen lag ein orangefarbener Schimmer. Von der Autobahn im Norden konnte er das
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