Blutige Fehde: Thriller (German Edition)
endlich verschwinden«, sagte Lennon.
»Also los, Jungs.« Roscoe verabschiedete sie mit einem Wedeln der Hand.
Betont lässig schlenderten sie an Lennon vorbei, rollten dabei die Schultern und starrten ihm in die Augen, was heißen sollte, dass sie sich von einem Fremden mit einer Waffe nicht beeindrucken ließen.
Lennon behielt Roscoe im Auge. Er hörte Slant stöhnen und fluchen, als seine Freunde ihn aufsammelten. Dann ging die Tür zu, und Lennon hörte nur noch seinen eigenen Atem. Schweiß tropfte ihm aus den Augenbrauen.
»Das war nicht gerade nett, Jack.«
Lennon antwortete nicht. Er trat noch einen Schritt näher und richtete dabei die Pistole weiter auf Roscoes Stirn.
»Mich hier so zum Affen zu machen«, fuhr Roscoe fort. Seine Hand auf dem Tisch fing an zu zittern. Er zog die Lippen über die Zähne. »Wenn irgendein anderer Scheißkerl das versuchen würde, würde ich ihm das Genick brechen. Ich würde die Waffe nehmen und sie ihm so weit in den Arsch schieben, dass er daran ersticken würde. Ich würde ihm meinen Stiefel in …«
»Ich bin nicht zum Spaß hier, Roscoe«, unterbrach Lennon ihn. »Ich weiß, was du getan hast. Es macht mir nicht das Geringste aus, dir eine Kugel in dein borniertes Spatzenhirn zu jagen. Hast du mich verstanden? Also keine Drohungen und keine Spielchen. Sonst erschieße ich dich.«
Roscoe stand auf. Er lehnte sich vor und stützte sich mit den Fingerknöcheln auf der Tischplatte ab, unter seinem Bauch gerieten die Spielkarten durcheinander. »Pass besser auf, was du sagst, Jack. Ich habe dir geholfen, du hast mir geholfen. Ich würde nichtunbedingt sagen, dass wir Freunde sind, aber für einen Taig warst du eigentlich immer in Ordnung. Doch ich lasse mir von niemandem drohen. Niemand macht mich vor meinen eigenen Jungs zum Idioten. Du spielst gerade mit deinem Leben, Jack. Mach nicht noch …«
Lennon zielte auf das herzförmige Tattoo auf Roscoes linkem Handrücken. Er drückte ab. Einen Zentimeter von Roscoes Fingern durchschlug die Kugel die Tischplatte. Roscoe riss seine Hände weg, gab aber keinen Laut von sich. Er trat nur vom Tisch zurück und schüttelte den Kopf.
»Zu wem bist du gegangen?«, fragte Lennon. »Wem hast du es verraten?«
Roscoe hob die Hände und ging noch ein Stück zurück. »Wovon redest du überhaupt, Jack? Ich habe niemandem irgendwas gesagt. Du machst gerade einen schweren Fehler, Kumpel.«
Lennon folgte ihm. Ohne auf die zerspringenden Flaschen zu achten, stieß er den Tisch beiseite und warf ihn dabei um. Unter seinen Schuhen knirschte zwischen den Geldscheinen das Glas. Er schob die Waffe zurück ins Halfter und ballte ein paarmal die Hände zu Fäusten. »Du hast jemandem verraten, wo Marie und Ellen waren. Du hast jemandem verraten, wo meine Tochter war. Und jetzt haben sie die beiden entführt.«
Roscoe ging noch weiter zurück, bis er an der Bar war. »Verflucht, Jack, was redest du da eigentlich für einen Scheiß. Ich habe es dir schon mal erklärt, ich bin kein Informant. Ich habe niemandem ein Sterbenswört…«
Lennon erwischte Roscoe mit dem Ellbogen am Kinn. Roscoe fiel um wie ein nasser Sack. Er rollte auf die Seite und presste sich beide Hände ans Kinn.
»Er hat meine Tochter«, sagte Lennon.
Roscoe krümmte sich am Boden. Er spuckte Blut auf die schmutzfarbenen Fliesen.
»Er hat meine Tochter«, wiederholte Lennon. »Hast du mich verstanden?«
»Meine Zunge«, jammerte Roscoe undeutlich. »Jetzt habe ich mir in die Zunge gebissen, du verdammter katholischer Bastard.«
Lennon stellte sich über Roscoe und stützte sich mit einer Hand auf der Theke ab. »Rede endlich, oder ich bringe dich um, ich schwöre bei Gott.«
»Das kannst du dir in deinen verdammten Katholen-Arsch schieben«, keuchte Roscoe. Er spuckte noch einmal aus und sprenkelte dabei den Boden rot.
Lennon trat ihm in den Unterleib. Roscoe krümmte sich und rollte sich mit dem Rücken zu Lennon zusammen. Lennon zielte mit dem Fuß auf Roscoes Niere und spürte, wie das Fleisch unter dem Tritt nachgab.
Als die Schreie aufhörten, hockte Lennon sich hin und sagte: »Du hast es verraten. Und jetzt erzählst du mir, mit wem du geredet hast. Mit ist das nämlich scheißegal, verstehst du. Ellen ist das einzige Gute, was die Welt mir zu verdanken hat. Heute habe ich mit ihr gesprochen. Zum ersten Mal nach fünf Jahren habe ich mit meiner eigenen Tochter gesprochen. Sie hat zwar keine Ahnung, wer ich bin, aber das spielt keine Rolle. Ich habe die
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