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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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Zeitverlust konnte man in Kauf nehmen, wenn man dafür unbemerkt blieb.
    Er fragte sich, ob die Frau es bis zum Zielort schaffen würde. Hier und da hörte er ihren rasselnden Atem, dann hustete sie. Bevor sie abgefahren waren, hatte er sich kurz ihre Verletzungen angesehen. Ein paar Schrotkugeln steckten in ihren Wangenknochen, ein paar mehr in der rechten Schulter. Wirklich besorgniserregend waren allerdings die, die sich über der rechten Brust häuften. Der Nomade vermutete, dass einige davon in den Brustkorb und vielleicht sogar in die Lunge eingedrungen waren. Er hatte die Frau, so gut es ging, mit einem Handtuch verbunden, aber vermutlich hatte sie innere Blutungen. In einem Krankenhaus hätte sich das alles wieder beheben lassen, da war er sich sicher. Aber sie fuhren in kein Krankenhaus. Vielleicht würde sie es bis Drogheda schaffen, vielleicht auch nicht. Seine einzige Sorge war, wie das Kind reagieren würde, wenn seine Mutter in seinen Armen starb, und wie Bull reagieren würde, wenn er die beiden vor seiner Haustür ablieferte.
    Vielleicht hätte er die zwei schon in der Wohnung erledigen sollen. Das wäre wahrscheinlich das Beste gewesen. Aber da war etwas an dem Kind, wie es ihn ansah …, als ob es seine sämtlichen Geheimnisse kennen würde. Sogar Dinge, die er vor sich selbst geheim hielt. Was auch immer es war, jedenfalls hatte es ihn davon abgehalten, dem Kind das Genick zu brechen. Sollte sich doch Bull um die zwei kümmern.
    Die Frau und das Kind hatten ihren Zweck erfüllt. Sie hatten Gerry Fegan aus der Deckung gelockt. Sollte Bull entscheiden, wie es weiterging. Vielleicht würde er Fegan ja den Cops in die Hände spielen. Wenn er eingesperrt war, konnte man ihm leichter beikommen. Bloß wo blieb da der Spaß? Aber egal, Bull konnte tun und lassen, was er wollte, solange er nur zahlte.
    Der Wagen näherte sich dem Verkehrskreisel in Moira, als die Frau fragte: »Wo bringen Sie uns hin?« Ihre Stimme war leise, aber unbeugsam. Vielleicht war sie gar nicht so übel verletzt, wie er gedacht hatte. Er musterte sie im Rückspiegel und sah, dass sie sich gerade ein Straßenschild einprägte.
    »Zu einem Mann«, sagte er.
    »Was für einem Mann?«
    »Das sehen Sie schon, wenn wir da sind.« Er fuhr auf die lange Gerade innerhalb des Kreisverkehrs. »Und jetzt seien Sie bitte still, Schätzchen, wenn es recht ist.«
    »Ist es O’Kane?«
    »Ich sagte, seien Sie still.«
    »Der Letzte, der uns zu ihm gebracht hat, ist jetzt tot.«
    Während er den Kreisverkehr verließ, richtete der Nomade seine Aufmerksamkeit abwechselnd auf das Dorf Moira vor ihnen und Marie McKenna im Rückspiegel. »Ach ja?«
    »Gerry Fegan hat ihn getötet.«
    Der Nomade fuhr sich mit der Zunge über die Oberlippe. »Im Ernst?«
    »Sie wird er auch töten.«
    Im Rückspiegel sah er, wie das kleine Mädchen sich die Ohren zuhielt und sein Gesicht an der Brust der Mutter vergrub. Marie zuckte vor Schmerz zusammen, schob das Kind aber nicht weg.
    »Glauben Sie?«, fragte er.
    »Ich weiß es.«
    Der Nomade grinste sie im Rückspiegel an. Er hätte auch noch gezwinkert, wenn er gekonnt hätte. »Na, da wäre ich mir nicht so sicher.«
    Eine oder zwei Minuten huschten noch die Straßenlaternen der Hauptstraße vorbei, dann verblassten sie hinter ihnen.
    Marie lachte auf, hustete und lachte erneut.
    »Was ist denn so lustig?«, fragte er.
    Sie zog ein Papiertaschentusch hervor und hustete hinein. Ihr Gesicht wurde ausdruckslos. »Was so lustig ist? Ich habe heute früh jemandem gesagt, ich hätte keine Lust, schon wieder wie so ein gottverdammtes Burgfräulein in Nöten behandelt zu werden.«
    Das kleine Mädchen nahm eine Hand vom Ohr und hielt sie der Mutter vor den Mund. »Du hast ein böses Wort gesagt«, flüsterte es.
    »Ich weiß«, sagte Marie in die Finger des Kindes hinein. »Tut mir leid.«
    Das besänftigte Kind hielt sich wieder beide Ohren zu und vergrub sein Gesicht.
    »Erzählen Sie mir ein bisschen über Gerry Fegan«, sagte der Nomade, während sie sich schon einem neuen, diesmal kleineren Dorf näherten. Das musste eigentlich Maghealin sein, aber sicher war er sich nicht, weil er das Ortsschild nicht lesen konnte.
    »Er ist ein guter Mensch«, sagte Marie. »Ganz egal, was er getan hat.«
    »Ein guter Mensch«, wiederholte der Nomade. Er ließ sich die Worte auf der Zunge zergehen. »Und ich nicht?«
    Marie hustete und ächzte vor Schmerzen. Als sie wieder bei Atem war, fragte sie: »Was reden Sie denn da?«
    »Nach

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