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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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Er hatte sofort nach dem Telefon gegriffen.
    Der Wählton hörte auf, stattdessen vernahm er Atmen.
    »Marie?«, rief Fegan, hektisch vor Angst.
    »Sie kann gerade nicht ans Telefon kommen.«
    Eine Männerstimme. Die Sorte Stimme, mit der Fegan sich nur allzu gut auskannte. Ihm drehte sich der Kopf. Er setzte sich aufs Bett.
    »Wo ist sie?«, fragte er.
    »Hier«, sagte die Stimme. »Mit ihrem kleinen Mädchen.«
    »Wer ist dran?«, fragte Fegan.
    Pause. Dann: »Ist das etwa der berühmte Gerry Fegan?«
    »Rühr sie nicht an.«
    »Ich weiß alles über dich«, sagte die Stimme. »Ich kann es kaum erwarten, dich persönlich kennenzulernen. Irgendwie habe ich das Gefühl, wir zwei könnten richtig Feuer unterm Dach machen.«
    Fegans Magen verkrampfte sich, und er zuckte zusammen. »Wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst, bringe ich dich um.«
    »Dafür ist es schon zu spät. Ich möchte ehrlich mit dir sein, Gerry. Marie sieht nicht gerade aus, als wäre sie in Bestform.«
    »Ich bringe dich um«, stieß Fegan hervor. »Qualvoll.«
    »Du solltest dir lieber diesen Cop vorknöpfen. Den Kindsvater. Weißt du, was dieser nutzlose Scheißkerl gemacht hat?«
    »Ich bringe dich um«, wiederholte Fegan.
    »Er hat das Kind und seine Mutter in einem Bordell in Carrickfergus untergebracht. Hat sie einfach nur raufgebracht und dann sich selbst überlassen. Meine Güte, so würde man nicht mal seinen Hund behandeln.«
    »Ich …«
    »Ja, du bringst mich um, das habe ich schon verstanden. Mir läuft die Zeit davon, Gerry. Ich muss los.«
    Die Leitung war tot.
    Fegan stand auf und trat ans Fenster. Sein Zimmer nahm den halben ersten Stock eines Reihenhauses in Beschlag. Die Straße unter ihm ächzte unter der Stille. Im Licht der Laternen warfen die geparkten Autos und Gartenmauern ihre Schatten. Von der nahen Botanic Avenue drang gelegentlicher Straßenlärm herauf. Es war mindestens eine Stunde her, seit auf den hinter der Pension verlaufenden Gleisen der letzte Zug vorbeigefahren war. Fegan hatte die Stille immer geschätzt, aber jetzt lag sie so schwer auf ihm wie eine kalte, feuchte Decke.
    Der Mann mit der höhnischen Stimme hatte Carrickfergus erwähnt. Aber wo in Carrickfergus?
    Ein Geheul durchbrach die Stille, es hallte über die Straße und griff nach Fegans Herz wie ein eiskalter Finger. Er hielt den Atem an. Da war es wieder. Der markerschütternde Schrei eines Tieres, ein Leidensschrei. Fegan spähte die Häuserreihe auf und ab.
    Dann entdeckte er es. Das Tier kam zwischen zwei Autos hervorgeschlichen,die lange Schnauze am Boden. Seine langen, spitzen Ohren zuckten. Dann hob es den Kopf, riss das Maul weit auf und heulte wieder. Der Schrei gellte durch die Straße und über die Straßendächer hinweg.
    Der Fuchs trottete auf die Straße und folgte einer Witterung, die sein Interesse geweckt hatte. Plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen, angespannt. Dann hob er den hageren Oberkörper, unter dem Fell sah man das Spiel seiner Muskeln. Zitternd und feindselig sah er zum Fenster hoch.
    Fegan legte die Hand gegen die Scheibe. Der Fuchs hob seine Schnauze in den schwarzen Himmel und heulte noch einmal auf. Er fletschte die Zähne. Fegan konnte es durch die Scheibe nicht hören, aber er war sich sicher, dass der Fuchs knurrte. Plötzlich stand er in Flammen. Fegan blinzelte verwirrt, doch dann hörte er den Motor eines Autos. Je näher es kam, desto mehr reflektierte der Fuchspelz das Scheinwerferlicht. Der Fuchs starrte in die Scheinwerfer, dann noch einmal hoch zu Fegan und schoss in die Dunkelheit davon.
    Das Auto fuhr vorbei, ohne dass der Fahrer das Tier überhaupt bemerkt hatte.
    Irgendwo in der Ferne, jenseits des Flusses, heulten Sirenen auf. Irgendwo im Dunkel unter dem Fenster antwortete der Fuchs.
    In Carrickfergus. Ein Bordell, hatte er gesagt.
    Hinter der Rezeption unten befand sich ein Büro. Fegan fiel wieder ein, dass ihm durch die offene Tür ein Haken mit einem Schlüsselbund aufgefallen war. Einer davon war ein Autoschlüssel gewesen. Geräuschlos wie ein Lufthauch verließ Fegan sein Zimmer.

74
    Der Nomade fuhr. Die Frau und dieses gruselige Kind kauerten schweigend auf der Rückbank. Anstatt Belfast zu durchqueren, war er von Carrickfergus aus erst in nördlicher und dann in westlicher Richtung gefahren und dann ab Templepatrick weiter nach Süden. Bis er über die Grenze war, würde er sich von der Autobahn fernhalten und ebenso von den größeren Städten wie Banbridge oder Newry. Eine Stunde

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