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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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aufs Meer, der Strand lag keine zweihundert Meter weit weg.
    Vielleicht, dachte Orla.
    Als sie merkte, dass sie laut gesprochen hatte, hielt sie sich die Hand vor den Mund. Ihr Vater bewegte sich.
    »Hmm?« Er blinzelte sie an, seine Augen sahen aus wie Fischmäuler, die im Trockenen nach Luft schnappten. »Was ist los? Wie spät ist es?«
    »Psst«, machte Orla. »Es ist noch früh.«
    »Warum weckst du mich dann auf, zum Teufel?« Er versuchte sich im Bett aufzurichten, verhedderte sich aber mit seinem Gerudere nur in den Decken und Laken. »Was ist los?«
    Orla legte ihm eine Hand auf die Brust. Dann zog sie hinter seinem Kopf die Kissen zurecht. »Ganz ruhig. Nichts ist los. Es ist nur wegen dem kleinen Mädchen.«
    Während sie ihn in Sitzhaltung zog, fragte Bull: »Was ist mit ihr?«
    »Sie hat etwas gesagt.« Orla zog die Decke hoch und glättete sie. »Irgendeinen Unsinn, dass Gerry Fegan kommt.«
    Bulls Augen wurden schmal. »Unsinn? Aber trotzdem anscheinend wichtig genug, dass du herkommst und mich weckst.«
    »Vielleicht hat sie irgendwie Kontakt mit ihm aufgenommen«, sagte Orla. »Ich traue dem Zigeuner, den du angeheuert hast, nicht über den Weg. Weiß der Himmel, was alles passiert ist, als er sie entführt hat.«
    »Hör auf mit den ganzen Spekulationen«, herrschte Bull sie an. »Sag mir lieber, was du glaubst. Kommt Fegan?«
    Orla sah ihren Vater scharf an. »Wir müssen damit rechnen. Wenn er so gefährlich ist, wie du sagst, dürfen wir kein Risiko eingehen.«
    Bull starrte auf die Wand und dachte nach. »Richtig«, sagte er. Er nahm ihre Hand und drückte sie. »Du hast recht. Du bist wirklich ein gutes Mädchen. Besser als alle Männer, die ich großgezogen habe, wenn man die überhaupt so bezeichnen kann.«
    Orla zog die Decke zurück und versuchte, die Tränen zu unterdrücken, die ihr in die Augen schossen. »Danke«, sagte sie. Sie zog die Beine ihres Vaters vom Bett und kniete sich hin, um seine Pantoffeln hervorzuholen.
    »Bald ist es ausgestanden«, sagte sie. »Bald ist Gerry Fegan tot, und alles ist vorbei.«
    O’Kane ließ die Schultern sacken und atmete seufzend aus.
    »Dem Himmel sei Dank«, sagte er.

84
    Lennon folgte den Anweisungen des Navigationsgeräts zunächst nach Westen, dann nach Norden. Er und Fegan überquerten eine kleine Brücke, den Boyne, und fuhren dann in westlicher Richtung weiter. An der letzten Kreuzung hatte sich die Navigationsstimme verabschiedet und ihn einer einspurigen Straße überlassen, der er nun folgte. Weiter vorne sah er zwischen hohen Baumwipfeln das Dach eines alten Herrenhauses.
    In seinem Bauch rangen Übelkeit und Hunger miteinander. Seine Augen waren trocken vor lauter Übermüdung. Sein Kopf fühlte sich vor Erschöpfung an, als hätte er Rost angesetzt. Lennon zwinkerte ein paarmal und ließ das Seitenfenster herunter. Kühle, feuchte Luft blies ihm ins Gesicht. Er atmete tief ein.
    Die Straße wand sich nach Süden und folgte dann der Biegung des Flusses. Ein Kaninchen sprang ihm vor den Wagen, der weiße Schwanz hüpfte hektisch auf und ab, dann war es im Gebüsch verschwunden. Einen Kilometer weiter hielt er an.
    »Wie gehen wir die Sache nun an?«, fragte Lennon.
    Fegan drehte sich zu ihm um. »Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, wir sind da«, antwortete Lennon. »Wie gehen wir die Sache also an? Schleichen wir uns irgendwie rein, oder was machen wir?«
    Fegan machte die Beifahrertür auf. »Sie können tun, was Sie wollen. Ich gehe einfach rein.«
    »Warten Sie! Himmel, Sie können doch nicht einfach da so reinmarschieren.«
    »Die wissen sowieso, dass ich komme«, sagte Fegan. »Sinnlos, dann erst noch herumzuschleichen.«
    »Woher wissen die es?«, rief Lennon ihm nach, aber bevor er seine Frage beendet hatte, knallte schon die Tür zu.
    Er sah Fegan nach, der die Straße vor ihm entlangmarschierte. Durch das Geäst der Bäume stahl sich das erste Sonnenlicht und strich über seine Schultern.
    »Verdammter Idiot«, murmelte Lennon.
    Sorgte Fegan am Ende noch dafür, dass Marie und Ellen umgebracht wurden? Möglich, aber welche Alternative gab es? Er und Fegan hatten unterwegs herzlich wenig miteinander gesprochen, und erst recht nicht darüber, was sie machen wollten, wenn sie angekommen waren. Gerade verschwand Fegan vorne hinter einer Biegung.
    Lennon trommelte mit den Fingern aufs Lenkrad und ging alle Möglichkeiten durch. Allmählich beschlich ihn Panik.
    Mit Sicherheit würden sie Fegan umbringen, sobald er am Tor

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