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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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herum und setzte sich auf die Kante. Billiges Aftershave stach Fegan in die Nase.
    »Ich habe gesehen, wie du dir diesen russischen Muskelprotz vorgenommen hast«, sagte Packie. »Der war zweimal so groß wie du, trotzdem hast du ihn plattgemacht.«
    Fegan hatte schon geahnt, dass er diese Sache noch bereuen würde. Andrej war kein Russe, er war Ukrainer und hatte eine große Klappe. Den ganzen Tag lang hatte er an Fegan herumgestichelt. Dann hatte er etwas Hässliches über Fegans Mutter gesagt. Fegan war nicht aus der Haut gefahren, sein Pulsschlag hatte sich kaum erhöht. »Ich wollte nur, dass er mich in Ruhe lässt«, erklärte er.
    »Mann, und wie er dich in Ruhe gelassen hat«, sagte Packie. »Der ist nicht mal gekommen, um seinen Lohn abzuholen.«
    Frankie saß einstweilen schweigend da und ließ seinen Bruder reden. Er sah Fegan an und lächelte.
    »Es kommt nicht wieder vor«, sagte Fegan. »Ich bin keine Kämpfernatur.«
    »Paddy Feeney mag vielleicht keine Kämpfernatur sein«, erwiderte Packie, »aber Gerry Fegan ist ganz bestimmt eine.«
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, ich bin nicht dieser Fegan.« Er stand auf. »Ich bin Paddy Feeney, und damit hat es sich. Wenn Sie mir nicht glauben wollen, kann ich auch nichts machen. Auf mich wartet Arbeit.«
    Er wandte sich zur Tür.
    »Setz dich hin, zum Teufel!«, befahl Frankie.
    Fegan wandte sich wieder zu den Brüdern um. Eigentlich hatte er gedacht, er habe es hinter sich, von dieser Sorte Männer herumkommandiert zu werden. Unbarmherzigen Männern mit einer inneren Leerstelle, die es ihnen ermöglichte, vom Leid anderer Menschen zu profitieren. Fegan hatte viele solcher Männer kennengelernt. Einige hatte er getötet, aber das war in einer anderen Welt und in einem anderen Leben gewesen. Er setzte sich wieder hin.
    Frankie lächelte. »Du bist also Paddy Feeney aus Donegal. Hast du hier ein anständiges Leben, Paddy?«
    »Ich kann mich nicht beschweren«, sagte Fegan.
    »Verdienst du ordentlich?«
    »Es reicht«, sagte Fegan.
    »Du bist handwerklich geschickt«, sagte Frankie.
    Fegan gefiel die Art nicht, wie Frankie sich über die Lippen leckte. »Ich kann gerade sägen. Mehr braucht man für den Job hier nicht.«
    »Aber du hast doch mehr drauf als nur das«, sagte Frankie.
    Fegan sah auf seine Füße.
    »Willst du ein bisschen mehr Geld verdienen?«
    »Ich verdiene genug«, antwortete Fegan.
    »Genug gibt es gar nicht«, sagte Frankie. »Nur hier und da ein kleiner Auftrag, nichts besonders Anstrengendes. Gutes Geld für einen Mann mit geschickten Händen.«
    »Ich brauche nicht mehr Geld«, wehrte Fegan ab.
    »Vielleicht nicht, aber darum geht es hier ja auch gar nicht«, gab Frankie zurück. »Sagen wir mal, wir nehmen dich beim Wort. Sagen wir mal, wir glauben dir, dass du Paddy Feeney aus Donegal bist und nicht Gerry Fegan aus Belfast. Wir kontaktieren den Mann nicht, der diesen Gerry Fegan sucht, und sagen ihm auch nicht, dass wir wissen, wo er steckt. Einen, der so heißt, kennen wir nicht. Wie viel wäre dir das wert?«
    Fegan sah erst Frankie und dann Packie an. »Ich muss wieder an die Arbeit. Ich muss das Treppengeländer fertigmachen.«
    »Klar, denk erst mal ein oder zwei Tage drüber nach«, sagte Packie.
    »Sag uns in ein paar Tagen Bescheid«, sagte Frankie.
    Fegan stand auf und ging zur Tür.
    »Noch was, Gerry«, sagte Packie.
    Fegan blieb stehen.
    »Er meinte, Paddy«, sagte Frankie.
    »Bleib schön hier«, sagte Packie. »Ein paar Freunde von uns werden dich im Auge behalten. Du wirst sie nicht sehen, jedenfalls nicht die ganze Zeit über. Aber sie werden dich sehen.«
    Fegan blickte sich nicht um. »Das Geländer muss fertig werden«, sagte er und schloss die Tür hinter sich.

7
    Der Türsteher des Vavery’s nickte, als Lennon eintrat. Die Bar wirkte in letzter Zeit sauberer und heller. Den Umsatz mochte das Rauchverbot zwar vielleicht nicht gesteigert haben, aber auf jeden Fall hatte es die Luft verbessert. Belfasts traditionelle Studentenkneipe schien inzwischen eher ein älteres Publikum anzuziehen. Kein Haschischwölkchen kitzelte Lennon in der Nase, die Frisuren waren weniger exotisch, die vorherrschende Kleiderordnung war weniger schmuddelig. Während er sich auf einen Hocker an der Bar setzte, überließ sich Lennon einen Moment lang nostalgischen Erinnerungen an seine Studentenzeit, als er und seine Kumpel hier noch ihre Stipendien für Apfelwein verpulvert hatten.
    Lennon hatte am Queen’s Psychologie studiert und

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