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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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durch seine Schultern und Arme.
    Gestern Abend hatte Tommy Sheehy ihm, kurz bevor erSchluss gemacht hatte, eine Nachricht von den Doyles überbracht. Sie wollten heute Morgen auf der Baustelle mit Fegan sprechen. Seitdem verursachte diese Vorladung ihm Bauchschmerzen. Er kannte die Doyle-Zwillinge, beides pausbackige, kumpelhafte Typen. Ständig schlugen sie ihren Arbeitern auf den Rücken, machten Witze, manchmal drückten sie ihnen auch zwinkernd ein paar Scheine in die Hand mit den Worten: »Heb mal ein Glas, Junge, du bist ein guter Malocher.«
    Dann nickten die Arbeiter lächelnd, sagten danke, sahen den Doyle-Brüdern jedoch keine Sekunde in die Augen. Die Jungs saßen auf der Baustelle mit ihren Sandwiches und Thermoskannen beisammen und palaverten. Fegan beteiligte sich an den Gesprächen nicht oft. Jeder wusste, dass er ein stilles Wasser war, aber er hörte zu. Sie erzählten, dass Packie Doyle die Leber eines Mannes an seinen Hund verfüttert hatte. Sie erzählten, dass Frankie Doyle einen anderen Mann gezwungen hatte, seiner Frau vor den Kindern den kleinen Finger abzuschneiden. Fegan kannte sich gut genug mit harten Jungs aus, um zu wissen, dass die meisten Geschichten nichts weiter waren als eben Geschichten. Die Wahrheit war vermutlich noch viel hässlicher.
    Bei Killern kannte Fegan sich aus, und Packie Doyle stank drei Meilen gegen den Wind danach, von Frankie ganz zu schweigen. Sie wollten Fegan um neun sehen. Der Wecker klingelte. Fegan brachte ihn mit der flachen Hand zum Schweigen. Hupen und Schreie drangen von der Straße herauf und hallten zwischen den hohen Gebäuden wider.
    Fegan stand auf, durchquerte das Zimmer und zog die Jalousie auf. Ohne das unwillige Quietschen zu beachten, zog er das Fenster hoch. Die Septemberwärme wehte herein. In diesem alten Gemäuer war die Luft immer kälter als draußen.
    Er war erst seit zwei Monaten hier und liebte New York, trotz seines erbärmlichen Zimmers, das er mit Mäusen und Kakerlakenteilte. Diese Stadt besaß kein Gedächtnis. Niemanden interessierte es, wer er war und was er getan hatte. Er konnte durch die Menge laufen und war genauso unbescholten wie alle anderen, seine Schuld war begraben. Bis gestern Abend jedenfalls. Bis die Doyles nach ihm geschickt hatten.

    »Du bist Gerry Fegan aus Belfast«, begann Packie Doyle.
    » Der Gerry Fegan«, ergänzte Frankie Doyle.
    »Sie verwechseln mich«, sagte Fegan.
    Die Doyles grinsten ihn beide auf dieselbe Weise an, Frankie von seinem Platz hinter dem Mahagoni-Schreibtisch aus, Packie von seinem Posten auf dem Fensterbrett, von dem aus er die Gasse hinter der Bar überblickte. Plastikplanen bedeckten jede Oberfläche, um sie vor Putz und Sägespänen zu schützen.
    »Klar doch«, sagte Packie.
    »Wir verwechseln dich«, sagte Frankie.
    »Mein Name ist Paddy Feeney«, erklärte Fegan. »Ich stamme aus Donegal. Ich habe Ihrem Vorarbeiter meinen Ausweis gezeigt.«
    Der Vorarbeiter hatte keine Probleme damit gehabt, für die Renovierungsarbeiten einen illegalen Einwanderer einzustellen. Die meisten Jungs hier waren Illegale, von woher auch immer. Er hatte Fegan einen Tag gegeben, um seine Fähigkeiten als Zimmermann unter Beweis zu stellen. Den Pass hatte er sich nicht allzu genau angesehen.
    »Wenn du nicht Gerry Fegan aus Belfast bist«, sagte Frankie, »dann stört es dich ja sicher auch nicht, dass jemand nach einem Mann dieses Namens sucht.«
    Packie fügte hinzu: »Jemand, der bereit ist, gutes Geld für Informationen über den Aufenthaltsort eines gewissen Gerry Fegan aus Belfast zu zahlen. Sie haben sogar ein Foto geschickt.«
    Frankie legte einen Computerausdruck auf den Schreibtisch.Er zeigte einen Mann Mitte bis Ende zwanzig mit spitzem, hohlwangigem Gesicht. Das Bild war mindestens zwei Jahrzehnte alt, ein altes Fahndungsfoto der Polizei.
    »Das bin ich nicht«, sagte Fegan.
    »Sieht dir aber ähnlich«, sagte Frankie.
    »Sehr ähnlich«, sagte Packie.
    Fegan musterte den jungen Mann auf dem Bild. Die Brust schnürte sich ihm zu.
    »Wir haben ein bisschen herumgefragt«, sagte Frankie.
    »Und ein paar Jungs in Belfast angerufen«, sagte Packie.
    »Die erzählen, Gerry Fegan ist ein verrückter Scheißkerl.«
    »Ein knallharter Bursche.«
    »Gefährlich.«
    »Ein Killer.«
    Beide Männer besaßen Köpfe so rund wie Glühbirnen, ihre Körper waren fett. Wer dumm war, dachte vielleicht, sie seien fett und langsam. Fegan wusste es besser.
    Packie rutschte vom Fensterbrett, kam um den Schreibtisch

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