Blutige Fehde: Thriller (German Edition)
noch ein Zehner drin sein«, sagte er.
Sie starrte ihn an, und da begriff er.
Er hob die Hände. »Hör mal, ich …«
»Ein verdammter Cop?«
»Ich …«
»Du bist ein Scheißcop?«
Sie warf die Brieftasche nach ihm. Sie klatschte auf seine Brust und fiel zu Boden. Die Frau sah auf sie herab. Sie bückte sich, hob sie auf, nahm zwei Zehn-Pfund-Scheine heraus und warf noch einmal. Diesmal fing er sie auf. Er warf sie neben sich aufs Bett.
»Gütiger Himmel, wenn jemand wüsste, dass ich mich von einem Cop habe abschleppen lassen«, sagte sie. »Da wäre ich im Arsch, die würden mich glatt ausräuchern.«
Lennon grinste. »Dann erzähl denen doch einfach, ich bin Pilot.«
»Arschloch«, sagte sie und sammelte ein paar Kleidungsstücke zusammen. »Mann, ich wusste ja, dass die Cops ziemlich gut verdienen, aber so eine Bude?« Sie nahm ihre Jeans vom Stuhl in der Ecke. »Oder wohnst du zur Miete? Muss ja ein Vermögen …«
Etwas Schweres fiel zu Boden. Sie starrte auf das lederne Halfter hinab.
»Ist das da tatsächlich das, was ich glaube?«
Lennon zuckte die Achseln und nickte.
Sie musterte das Halfter weiter, während sie ihre Jeans anzog und sich das Geld in die Tasche stopfte. Dann hob sie es auf, drehte es in den Händen und zog die Pistole aus der Hülle. »Was für eine Marke ist das?«, fragte sie.
»Eine Glock«, antwortete er. Er sah zu, wie sie das Halfter auf den Boden warf. Ihr Nagellack war abgeplatzt.
»Hast du schon mal einen erschossen?«, fragte sie.
»Nein«, gab er zurück. Eine wohleinstudierte Lüge.
»Die Narbe da auf deiner Schulter. Du hast erzählt, die hättest du von einem Autounfall.«
»Das stimmt.«
»Glaube ich dir nicht.«
Er gab keine Antwort.
Sie fuhr über die Kanten der Glock, hob sie an ihre Nase und roch daran. Ihre Zunge glitt über die Oberlippe. »Ganz schön schwer«, sagte sie. »Ist sie geladen?«
»Natürlich«, sagte er.
»Solltest du nicht ein bisschen vorsichtiger sein? Solltest du sie mir nicht wegnehmen?«
»Vielleicht«, sagte er.
»Es gibt aber einen Sicherungshebel oder so was, stimmt’s?«
»Nein«, sagte er. Er formte seine Finger zu einer Pistole und zielte auf sie. »Man zielt bloß und drückt ab. Ganz einfach.«
Sie sah von der Glock hoch, konnte aber seinem Blick nicht standhalten. Langsam ging sie hinüber zur Kommode und trug dabei die Pistole so behutsam, als sei sie aus hauchdünnem Stoff. Dann legte sie sie ab, die Waffe machte auf dem Holz kaum ein Geräusch.
»Ich sollte los«, sagte sie.
8
Der Nomade kroch wieder ins Bett und zog das Laken über sich. »Ich bin eine Weile weg«, sagte er.
Sofia wandte ihm weiter den nackten Rücken zu, das Licht des späten Nachmittags sammelte sich in den Tälern ihres Fleisches. Zwischen den Schultern hatte sie auf ihrer dunklen Haut eine helle Narbe. Er hatte sie nie gefragt, woher die stammte, konnte es sich aber vorstellen. »Weshalb?«, fragte sie.
»Geschäftlich«, sagte der Nomade.
Sie reckte sich und rollte sich auf den Rücken, ihre Haut strich über seine, die Härchen an ihrem Unterarm kitzelten seine Schulter. »Wann bist du wieder da?«, fragte sie.
»Kommt drauf an«, sagte er. »Vielleicht dauert es gar nicht lange.«
»Vielleicht«, wiederholte sie. »Das hast du beim letzten Mal auch gesagt.«
»Dann such dir doch einen anderen zum Spielen. Macht mir nichts aus. Sieh nur zu, dass er ein Gummi überzieht. Ich will mir nichts von irgendeinem dreckigen Mistkerl einfangen.«
»Du Schwein«, sagte sie und rollte sich weg.
Er griff unter das Laken und kniff in die fleischigen Pobacken. Sie schlug seine Hand weg, das Klatschen hallte in dem hohen Zimmer wider. Mit seinen Gesimsen und der Stuckrose um die Lampe hatte man es ausstaffiert, als gehöre es in ein altes Herrschaftshaus,dabei stand dieses Gebäude hier bestimmt noch nicht länger als fünf oder sechs Jahre. Neues Geld, das wie altes aussehen will, dachte der Nomade. Sofia hatte das Anwesen von ihrem toten Ehemann geerbt und mit ihm noch ein halbes Dutzend anderer Immobilien, ein fettes Investment-Portfolio und eine Verkaufsvertretung für Luxusschlitten. Ob sie wohl wusste, dass er derjenige war, der ihren Mann ins Jenseits befördert hatte? Er nahm es an, aber sie ließ es nie durchblicken. Die Narbe auf ihrem Rücken war nicht die einzige. Beim ersten Mal, als er mit ihr ins Bett gegangen war, war in ihren Augen fast so etwas wie Dankbarkeit gewesen.
Doch es war nicht sie gewesen, die für den Mord
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