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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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Brian Anderson vermutet. Als man den korrupten Cop tot in Toners Leihwagen gefunden und sich kurz darauf in Middletown dieses Blutbad ereignet hatte, hatte sich die Partei flugs von dem Anwalt und McGintys übrigen Lakaien distanziert. Toners Arbeit im Diensteder Menschenrechte war also vermutlich zum Erliegen gekommen, aber es gab immer noch genügend Gangster und Ganoven, die anwaltliche Vertretung benötigten. Ob die Partei hinter ihm stand oder nicht, Patsy Toner war auf jeden Fall ein mit allen Wassern gewaschener Strafverteidiger mit viel Erfahrung darin, wie man mit der Staatsanwaltschaft und den Gerichten umsprang.
    Dennoch, Lennon konnte sich nicht daran erinnern, wann er den kleingewachsenen Advokaten und seinen lächerlichen Schnurrbart zum letzten Mal gesehen hatte. Er nahm sich vor nachzuforschen.
    Lennon stellte die Dusche ab und verließ das dampfende Bad. Er trocknete sich ab und schlang einen Bademantel um sich. Das Badezimmer war zwar klein, aber wunderbar ausgestattet. Es war einer der Hauptgründe gewesen, warum er sich für diese Wohnung entschieden hatte. Mit einem Handtuch um den Kopf betrat er das Schlafzimmer. Wie jedes Mal fiel ihm auch diesmal wieder ein, wie er als Kind immer geschrien hatte, wenn seine Mutter ihm nach der Badewanne zu fest die Haare gerubbelt hatte.
    Seine Mutter.
    Es war schon fast wieder einen Monat her, seit er sie das letzte Mal in ihrem Altenheim besucht hatte. Nicht, dass es für sie einen Unterschied gemacht hätte. Vielleicht würde er morgen Abend nach Newry hinunterfahren. Das war zwar ein ziemlich unangekündigter Besuch, aber die Routine würde trotzdem ablaufen wie üblich. Er würde seiner jüngeren Schwester Bronagh eine SMS schicken und die Zeit angeben, wann er bei seiner Mutter erscheinen wollte. Er würde keine Antwort erhalten. Wenn seine Wunschzeit mit der eines anderen Familienmitglieds kollidierte, würden die anderen diskret ihre Pläne ändern. Allen kam es zupass, die Sache auf diese Weise zu regeln.
    Als Lennons Mutter die ersten Gerüchte gehört hatte, dasssein Bruder Liam bei den Jungs im Ort eingestiegen und sich der Sache verschrieben hatte, hatte sie ihn angefleht, sich das noch einmal zu überlegen. Sie hatte ihm prophezeit, er werde im Gefängnis landen oder – schlimmer noch – von den Cops oder den Briten erschossen werden.
    Liam hatte gegrinst, und sie hatte geschimpft, dann hatte er sie umarmt und ihr gesagt, sie solle doch nicht jeden Tratsch glauben. Er habe kein Interesse daran, gegen irgendjemanden zu kämpfen. Schließlich hatte er doch eine Arbeit beim örtlichen Automechaniker. Er hatte eine Zukunft. Warum sollte er sich die mit so einem Unsinn verbauen?
    Lennon konnte sich noch gut daran erinnern, wie Liam ihn über die zitternde Schulter seiner Mutter hinweg angesehen hatte. Da wusste Lennon, dass er log.
    Und auch, als Liam mit einem blauen Auge auftauchte, wusste Lennon, dass er log.
    Seit einem Monat verbrachte er zu Hause die Semesterferien und verdiente sich in der örtlichen Tankstelle ein bisschen Kleingeld dazu. Der Diesel, der dort verkauft wurde, war illegale Ware, Kraftstoff für landwirtschaftliche Zwecke, der in einer der überall im Land versteckten Filteranlagen entfärbt worden war. Alle wussten, dass Bull O’Kane diese Anlagen betrieb, aber es wussten auch alle, dass sie besser den Mund hielten, selbst wenn irgendwann von dem gepanschten Diesel die Kraftstoffpumpen ihrer Autos im Eimer waren. Es mochte vielleicht einen Tausender oder gar mehr kosten, einen defekten Motor wieder zu reparieren, aber wenn man den Mund aufmachte und sich beschwerte, kostete es einen noch erheblich mehr. Wer das machte, galt als Spitzel, und Spitzel kamen nie gut weg, wenn überhaupt.
    Als Lennon seinen Bruder nach dem Hurling-Spiel auf ein Glas getroffen hatte, war Liam zwar außer Atem und ganz aufgekratzt, aber unversehrt gewesen. Trotzdem stellte er Liam nichtzur Rede, als der in den Morgenstunden des nächsten Tages mit einem geschwollenen Bluterguss unter dem Auge nach Hause kam und seiner Mutter weismachte, er sei im Spiel von einem Hurling-Schläger getroffen worden.
    Später, als schon Vogelgezwitscher in das Schlafzimmer drang, das die zwei Brüder sich teilten, lag Liam da und starrte, die muskulösen Arme hinter den Kopf gelegt, an die Decke. Seine mächtige Brust hob und senkte sich. Während Lennon ihn im Halbdunkel beobachtete, rangen in seinem Herzen Angst, Liebe und Zorn um die Oberherrschaft. Als Liam ihn

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