Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
Vom Netzwerk:
mit den Fingerknöcheln gegen das Holz, und die Tür ging auf. Sie hatte schulterlanges braunes Haar und roch nach einer starken Seife.
    »Leg erst mal einen Hunderter auf die Kommode, mein Guter«, sagte sie mit schottischem Akzent und lächelte dabei. »Dann reden wir darüber, was so alles drin ist. In Ordnung , Schätzchen?«
    Lennon zwang sich dazu, ihr weiter in die Augen zu sehen. »Roscoe und ich haben so eine Abmachung.«
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und rief über seine Schulter hinweg : »Roscoe?«
    Aus dem Wohnzimmer erscholl Roscoes Stimme. »Alles, was er will. Ich regle das dann mit dir, keine Sorge.«
    Für einen Moment entglitten ihre Gesichtszüge, ob aus Wut oder Traurigkeit, konnte er nicht erkennen. Dann strahlte sie wieder, als wäre hinter ihren Augen ein Licht angezündet worden, und ihre Lippen teilten sich zu einem Lächeln, mit dem man Glas schneiden konnte. »Alles, was du willst, Darling«, sagte sie.

17
    Declan Quigley hatte Bull O’Kane erst vor ein paar Monaten das Leben gerettet, indem er seinen mächtigen Leib in einen Wagen gehievt hatte und zu einem Krankenhaus in Dundalk gerast war. Trotzdem wollte O’Kane, dass Quigley beseitigt wurde. Es stand dem Nomaden nicht zu, Bull zu hinterfragen.
    Quigley wohnte bei seiner Mutter in einem zweistöckigen roten Backsteinhäuschen in der Lower Ormeau. Der Nomade fuhr die Umgebung des Hauses ab. Er konnte hier nicht einfach den Wagen abstellen und darauf hoffen, dass niemand ihn bemerkte, wie er es vor Marie McKennas Wohnung gemacht hatte. Das hier war eine enge nachbarschaftliche Gemeinschaft. Jeder Fremde, der sich zu lange am selben Ort aufhielt, fiel unweigerlich auf.
    Eine Bande von etwa fünfzehn Jugendlichen schlenderte von einer Straße zur nächsten und näherte sich langsam der Kreuzung mit dem von Loyalisten beherrschten Donegal Pass. Die suchen Krawall, dachte der Nomade. Er fuhr wieder zurück in Richtung von Quigleys Straße.
    Bull hatte ihm gesagt, die Mutter sei altersschwach und wisse nicht mal mehr, ob Tag sei oder Nacht. Ihr etwas anzutun sei unnötig, selbst wenn sie alles mitbekam. Diesen Punkt hatte Bull unmissverständlich klargemacht, und der Nomade hatte auch vor, sich an sein Versprechen zu halten.
    Er stellte den Mercedes in einer Parkbucht auf der Ormeau Road ab, gleich neben einer umzäunten Siedlungsbaustelle auf einem ehemaligen Sportplatz. Bis zu Quigleys Haus war es ein ganzes Stück, aber dies war der einzige abgelegene Stellplatz für den Wagen, den er hatte finden können. Während er die Hauptstraße entlanglief, hielt er den Kopf gesenkt und vermied jeden Augenkontakt mit den wenigen Menschen, denen er begegnete.
    Der Nomade lief zunächst hoch bis zur Ormeau-Brücke und dann in einem weiten Bogen am Fluss entlang zurück. Auf seinem Weg nach Norden zählte er die Seitenstraßen ab. Bull hatte ihm gesagt, wie viele es waren. Irgendwo in Richtung Donegal Pass heulte eine Polizeisirene auf, gefolgt von Jubelgeschrei. Anscheinend hatten die Jugendlichen ihren Krawall bekommen.
    Er duckte sich in die schmale Gasse hinein, die hinter Quigleys Hinterhof verlief. Vom Fluss aus das siebte Haus, hatte Bull gesagt. Der Nomade hielt sich dicht an der Mauer und zählte die Gartentore. Vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, tastete er sich durch die dunkle Gasse vor. Seine Absätze verfingen sich in irgendwelchem Unrat, alten Plastiktüten und Zigarettenschachteln. Dann trat er gegen eine leere Dose und erstarrte. Auf das Scheppern hin bellte in einem der Häuser ein Hund los. Als das Gekläff wieder aufhörte, tastete er sich weiter.
    Irgendwo auf der Ormeau Avenue heulte wieder eine Sirene auf. Am anderen Ende der Gasse sah der Nomade einen Streifenwagen vorbeischießen. Im nächsten Moment hörte er Reifen quietschen und das atemlose Keuchen und Lachen von irgendwelchen Jungen. Er tastete sich schneller voran, erreichte Quigleys hölzernes Gartentor, drückte dagegen und stellte fest, dass es offen war. Während er in den Hinterhof huschte, behielt er das andere Ende der Gasse im Auge. Dort tauchten gerade zwei Jugendliche auf, die im gleichen Tritt um die Ecke gerannt kamen.
    Der Nomade zog das Tor hinter sich zu. Es war ebenso hochwie die Mauer und würde ihn verbergen, besaß aber keinen Riegel. Er hörte das Trappeln von Füßen, als die Jungen die Gasse entlangrannten.
    »Schnell, sie kommen«, rief eine Stimme.
    »Scheiße, versteck dich«, rief eine zweite.
    Der Nomade hörte Hände auf

Weitere Kostenlose Bücher