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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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ansprach, fuhr er erschrocken hoch.
    »Ich bin kein Informant.«
    »Was?« Lennon setzte sich im Bett auf.
    Liams Stimme zitterte. »Was auch immer geschieht, was auch immer du hörst, ich bin kein Informant.«
    »Wovon zum Teufel redest du überhaupt?«
    Liam schwieg zunächst, dann sagte er: »Irgendein anderer spioniert ihnen nach und schiebt es auf mich. Sollte mir etwas passieren, darfst du das nicht vergessen. Sag es Ma und den Mädchen. Aber rede sonst mit niemandem darüber, sonst landest du auch noch in der Scheiße.«
    »Versprochen«, sagte Lennon. »Aber was soll dir denn passieren?«
    »Weiß ich nicht«, sagte Liam. »Vielleicht auch gar nichts. Vermutlich sogar gar nichts.« Er rollte sich auf die Seite, seine Augen glänzten im frühen Morgenlicht, als sie Lennons Blick trafen. »Hör mal, vergiss einfach, was ich gesagt habe. Ich spinne bloß ein bisschen. In Ordnung?«
    »In Ordnung«, sagte Lennon.
    »Weißt du, wir sind alle mächtig stolz, dass du einen Universitätsabschluss machst. Bleib bloß am Ball. Mach diesen Magister – oder wie das noch mal heißt – und dann den Doktor.Dann kommst du aus diesem Scheißloch raus und wirst was Anständiges. Hörst du?«
    »Ja«, sagte Lennon, doch das Wort kam nur als ein Krächzen heraus.
    »Also dann«, sagte Liam und vergrub sich in den Bettlaken. »Jetzt schlaf mal.«
    Lennon legte sich wieder hin, aber Schlaf fand er keinen. Wenn er im Nachhinein an diese Zeit vor sechzehn Jahren zurückblickte, kam es ihm manchmal so vor, als hätte er damals schon gewusst, dass dies das letzte wirkliche Gespräch mit seinem Bruder sein würde.
    Sechzehn Jahre war es her, seit Liam gestorben war. Erst vor zwei Monaten war sein Todestag gewesen. Sechzehn Jahre, seit Lennon sich bei der damaligen Royal Ulster Constabulary beworben und sich damit beinahe jeden, den er je gekannt hatte, zum Feind gemacht hatte. Manchmal, wenn die Morgendämmerung über die Zimmerdecke kroch so wie damals in Middletown, dann verfluchte er sich für die Entscheidung, die er getroffen hatte.
    Manche behaupteten zwar, dass man auf dem Totenbett die Dinge bedauerte, die man nicht getan hatte. Lennon wusste, dass das nicht stimmte.
    Er rubbelte sich mit dem Handtuch über den Kopf und ging hinüber in den offenen Wohnbereich.
    Auf dem Wohnzimmertisch lag ein Stapel geöffneter Briefe. Ganz oben war eine Mahnung über die Hypothekenzahlung. Die würde er morgen begleichen, dann anrufen und schwören, dass es ein Fehler der Bank gewesen sei, die Zahlung zu verweigern. Darunter lagen zwei oder drei Kreditkartenauszüge. Die konnten noch ein, zwei Wochen warten. Solange er irgendwie mit der Hypothek und den Raten für den Wagen im Soll blieb, konnte er damit leben. Erst recht, wenn er nicht allzu viel darüber nachdachte.
    Lennon holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank und ging zurück zur Couch. Das Leder kühlte die Stellen seiner Haut, die das Wasser verbrüht hatte. Er machte die Flasche auf und trank einen Schluck. Im Kopf stellte er Berechnungen an: wie viel er für die Rechnungen brauchte, wie viel für Lebensmittel, wie viel für Diesel für sein Auto. Als das Ergebnis nicht befriedigend ausfiel, hörte er mit der Rechnerei auf.
    Das Telefon klingelte.
    »Ihr erster Tag in der Mordkommission fängt früh an«, meldete sich Detective Chief Inspector Gordon. »Punkt zwei in der Lower Ormeau. Offenbar eine ziemliche Sauerei. Ich bin in zwanzig Minuten da. Besser, Sie warten auf mich.«

    »Sie sind zu spät«, blaffte Gordon, als Lennon die Diele betrat. Der Detective Chief Inspector wartete in der Tür zum Wohnzimmer.
    »Ich bin gekommen, so schnell ich konnte«, sagte Lennon und drückte sich an einem Fotografen vorbei.
    »Aber nicht schnell genug. Sie wohnen doch nur ein Stückchen weiter den Fluss rauf. Haben Sie etwa getrunken?«
    »Nur ein Bier«, sagte Lennon. Er spähte über Gordons Schulter.
    »Er ist bereits für tot erklärt«, sagte Gordon. »Mindestens eine Stichwunde in der Brust, wahrscheinlich mehrere. Wir lassen erst noch den Fotografen ein paar Bilder machen, bevor wir reingehen.«
    »Sie sprachen von zwei Leuten. Wo ist der andere?«
    »Hinten im Hof«, antwortete Gordon. »Noch ein ganz junger Bursche. Sieht so aus, als wäre er mit dem Kopf gegen die Mauer geschlagen. Da draußen ist es stockfinster, außerdem kommt Regen auf. Wir werden eine Plane über den Hof spannen und uns die Sache morgen in Ruhe ansehen. In aller Frühe kommendie Forensiker aus

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