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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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Ich weiß, dass dieses ganze Gerede über eine Fehde Blödsinn ist. Ich hätte zur Zeitung gehen und die Wahrheit ausplaudern können. Ichhätte ein Vermögen machen können. Genug, um mich um meine Mutter zu kümmern. Habe ich aber nicht. Ich habe den Mund gehalten. Das hier ist gar nicht notwendig.«
    Der Nomade überlegte, ob er etwas entgegnen und dem Mann die Sachlage erklären sollte, doch wozu? Er seufzte und zog das Messer aus seiner Tasche. Fast geräuschlos schnappte die Klinge auf. Besser, man erledigte die Sache leise.
    Quigley nahm einen anständigen Schluck Wodka aus der Flasche und hustete. »Das ist nicht notwendig«, wiederholte er und stellte die Flasche wieder auf den Tisch. »Und es ist nicht fair.«
    Aus der Küche schrillte die Stimme der Alten: »Willst du auch einen Keks, Bobby, mein Schatz?«
    »Hast du Jaffa -Kekse da?«, fragte der Nomade zurück.
    »Nein, Schatz. Aber ich habe Penguins .«
    »Ach, die gehen auch.«
    Quigley schien in seinem Sessel regelrecht zu schrumpfen. »Gott, ich bin es müde«, sagte er. »So müde. Vielleicht hätte ich weglaufen sollen, aber wer hätte sich dann um meine Mutter gekümmert? Deshalb habe ich einfach nur hier gesessen und gewartet. Seit Monaten schlafe ich nicht mehr. Ich kann nichts essen. Ich habe fünfzehn Pfund abgenommen. Wissen Sie, ich hätte Gerry Fegan töten sollen. Oder es wenigstens versuchen.«
    Der Nomade hielt inne. »Warum hast du es nicht gemacht?«
    »Ich konnte nicht«, sagte Quigley. Er fing an zu weinen. »Ich hatte zu viel Angst. Er war zu … übermächtig.«
    »Übermächtig?«
    Quigley sah auf seine zitternden Hände hinab. »Als wenn nichts ihm etwas anhaben könnte. Nichts konnte ihn aufhalten. Wenn er sich vorgenommen hatte, jemanden zu töten, dann war derjenige praktisch schon tot. So etwas hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen.« Quigley schaute hoch und blickteden Nomaden an. »Bis jetzt. Versprechen Sie mir, dass sie ihr nichts tun.«
    »Mache ich nicht«, versprach der Nomade.
    Quigley starrte ihn feindselig an. »Versprechen Sie es mir.«
    »Ich werde sie nicht anrühren«, sagte der Nomade. »Ich schwöre bei Gott.«
    Quigley knöpfte sich den Hemdkragen auf, zog den Stoff von seinem Hals weg und legte den Kopf zurück. »Machen Sie es schnell«, sagte er.
    »Nein, nicht die Kehle«, sagte der Nomade. »Da spritzt du ja alles voller Blut. Über den ganzen Teppich von deiner Ma, die Wände hoch, überall. Schließ einfach die Augen. Ich mache es dir nicht schwer.«
    Quigley ließ den Kopf sinken und weinte. Tränen befleckten sein Hemd. »So sinnlos«, sagte er.
    »Still jetzt«, sagte der Nomade. »Ich mache es schnell, das verspreche ich. Schließ die Augen.«
    Quigley umklammerte die Lehnen und schloss die Augen. Sein Atem ging schneller. Er jammerte leise. Der Nomade drehte das Messer in der Hand und beugte sich über den Sessel. Quigley holte einmal tief Luft und hielt den Atem an. Der Nomade stieß einmal, zweimal, dreimal zu, jedes Mal vergrub er die Klinge bis zum Schaft, bevor er sie wieder herauszog.
    Quigley atmete noch einmal aus, zuletzt hörte man nur noch ein leises Röcheln. Er hustete. Ein kleiner roter Fleck, etwa so groß wie eine Rose, erblühte auf seiner Brust und breitete sich langsam aus.
    »Bobby!« schrie die alte Frau und stach dem Nomaden eine Stricknadel in den Arm.

18
    Lennon duschte sich und stellte dabei das Wasser so heiß, wie er es gerade noch aushalten konnte. Er schrubbte seine Haut, bis sie rosarot war. Es war immer dasselbe. Er tat es und wusste doch schon im selben Moment, dass er sich anschließend dafür verabscheuen und sich schwören würde, es nie wieder zu tun. Das brennende Schuldgefühl würde ihn etwa einen Tag begleiten, danach konnte er es abwaschen und sich selbst verzeihen.
    Er schob den Gedanken an die schottische Jurastudentin beiseite, deren Seufzer und Gestöhne so durchsichtig gewesen waren wie ihre Unterwäsche. Stattdessen dachte er über die Worte von Roscoe Patterson nach. Lennon kannte Patsy Toner nur zu gut. Er hatte nicht wenige Gangster in Anwesenheit eben jenes Patsy Toner verhört. Dieser schleimige kleine Mistkerl bezeichnete sich allen Ernstes als Anwalt für Menschenrechte. Dabei war das einzige Recht, für das sich Patsy Toner interessierte, das Recht auf sein Honorar.
    Allerdings hatte Lennon Toner schon seit geraumer Zeit nicht mehr in Verhörzimmern oder vor Gericht gesehen. Logischerweise hatte er als Grund dafür den Mord an

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