Blutige Fehde: Thriller (German Edition)
zwischen den Müllcontainern ganz klein. Als ob die so blind wären, dachte er. Aber wenn er es schaffte …
Das Feuer das Feuer o Gott das Feuer nein nein …
»Nein!«, presste Fegan aus zusammengebissenen Zähnenhervor. Er verscheuchte das Traumbild, schluckte Galle hinunter, atmete ganz tief und lauschte.
Die Gasse war jetzt totenstill, trotzdem spürte er sie, nur ein paar Meter entfernt. Fegan duckte sich ganz tief in die Lücke zwischen dem Container und der Mauer. Er spähte in die Dunkelheit vor sich und wartete darauf, dass sich in der Schwärze irgendetwas tat.
Eine Dose schepperte über den Beton und blieb vor ihm liegen. Eine gedämpfte Stimme fluchte, eine andere machte »Psst!«. Fegan hockte sich ganz dicht an dem Müllcontainer. Einen Fuß stützte er an der Mauer ab.
Vor seinen Augen nichts als Dunkelheit, egal, wie angestrengt er in die Schwärze hineinspähte. Er hörte, wie klickend eine Patrone geladen wurde. Alter Schweiß wehte über die verschiedenen anderen Gerüche der Gasse hinweg zu ihm herüber. Fegan hielt den Atem an, bis seine Lunge brannte.
Ein winziger grüner Punkt leuchtete vor ihm in der Düsternis auf.
Fegan brauchte weniger als eine Sekunde, bis er begriff, was es war: ein Mobiltelefon, das jemand am Gürtel trug. Eine weitere Sekunde später hatte Fegan seinen nächsten Schritt entschieden.
Er drückte sich mit dem Fuß an der Mauer ab und warf sich mit einer Schulter voran auf das grüne Licht. Er brüllte. Er krachte gegen eine Hüfte, hörte jemanden aufschreien und spürte, wie der andere zusammenbrach. Sein Schwung ließen ihn und sein Opfer auf einen dritten Körper prallen, und eine weitere Stimme hallte durch die Gasse, dann prallten alle drei gegen die gegenüberliegende Wand.
Ein Schuss knallte und betäubte für einen Augenblick Fegans Ohr, dann folgte ihm jemand aufjaulend zu Boden. Füße gerieten ihm zwischen die Arme, er stieß die Arme hoch und bekam Stoff und Haut zu packen. Ein Mann fiel mit seinem ganzen Gewichtauf ihn, und Fegans Finger tasteten blitzschnell über einen schwabbeligen Körper, bis sie den weichen Hals gefunden hatten. Er schlug mit der Handkante dagegen, und der Körper über seinem krümmte sich.
Ein Mündungsfeuer blitzte in der Gasse auf, und der laute Knall, der ihm folgte, übertönte das Gejammer in Fegans Ohren. Etwas klatschte neben seinem Kopf auf den Boden. Er wuchtete den anderen Körper über seinen. Die Mündung blitzte noch zweimal auf, und der andere Körper zuckte. Fegan ließ seine Hand über den Arm des Mannes gleiten, bis er die Waffe gefunden hatte, die der andere festzuhalten versuchte. Er zielte damit in Richtung des Mündungsfeuers und drückte dreimal ab. Wie in einem Blitzgewitter sah er einen Mann die Arme hochwerfen und nach hinten fallen.
Fegan kroch unter dem Körper hervor zur gegenüberliegenden Wand, drehte sich um und starrte zurück. Nichts rührte sich in der Düsternis, aber er hörte ein unregelmäßiges Röcheln. Er zielte mit der Pistole in Richtung des Geräuschs, bereit für den nächsten Schuss.
Hatten die Männer der Doyles auf der Hester Street die Schüsse gehört? Vielleicht hatte die abgeriegelte Gasse den Lärm ja abgedämpft und zwischen den sich auftürmenden Gebäuden hindurch himmelwärts geschickt. Aber das konnte er nicht riskieren. Im Moment war jeder Versuch sinnlos, über die Feuerleiter nach oben zu klettern. Jetzt war eher eine List gefragt. Fegan rappelte sich hoch und drückte sich in Richtung Hintertür an der Wand entlang.
In der Dunkelheit tastete er auf der Suche nach einer Metalltür über die Backsteine. Dann hatte seine Hand sie erreicht; sie fühlte sich kalt und feucht an. Darüber konnte er mit Mühe eine zerbrochene Glühbirne zu erkennen. Krach zu schlagen war inzwischen seine geringste Sorge, deshalb hämmerte er mit derFaust gegen die Tür. Mr. Los erbärmliches kleines Zimmer lag direkt dahinter.
Fegan lauschte. Nichts. Er hämmerte weiter gegen die Tür.
»Hau ab«, kam eine gedämpfte Stimme von der anderen Seite. »Ich schon rufen Polizei.«
»Mr. Lo?«, rief Fegan.
Erst eine Pause und dann: »Wer da?«
»Ich bin’s, Gerry … Paddy. Paddy Feeney.«
»Wer?«
»Paddy Feeney aus dem achten Stock«, rief Fegan. »Lassen Sie mich rein.«
»Was Sie machen hinten? Wo Ihr Schlüssel?«
»Ich stecke in Schwierigkeiten«, sagte Fegan. »Lassen Sie mich rein und geben Sie mir fünf Minuten, um meine Sachen zu holen, dann bin ich
Weitere Kostenlose Bücher