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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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Vorbote von Kopfschmerzen. Die verlorenen Stunden der vergangenenNacht wieder aufzuholen würde diesen Schmerz lindern. Aber Lennon wusste, dass diese warme Dunkelheit, je mehr er sie herbeisehnte, umso weniger kommen würde.
    Wieder diese Stille. Zu viel Stille und zu viele Gedanken, die in sie eindrangen. Die meisten drehten sich um Marie und Ellen. Seit dem Moment, wo sie verschwunden waren, hatte er alles herauszufinden versucht, was er nur konnte, hatte um Gefälligkeiten gebeten und jedem, den er kannte, Informationen abgepresst. Aber wohin er sich auch wandte, überall hörte er dieselbe Geschichte: Marie hatte sich, nachdem man ihrem Onkel das Gehirn weggepustet hatte, nicht mehr sicher gefühlt und war deshalb verschwunden. Nach einiger Zeit hatte Lennon seine Bemühungen dann zurückgefahren. Er beschloss, die Sache aufzugeben. Er hatte seine Tochter nun einmal verloren. Da spielte es keine Rolle mehr, ob sie in Belfast wohnte oder irgendwo jenseits des Meeres. Er würde sie sowieso nie kennenlernen.
    Aber dann hatte Dandy Andy Rankin geredet, und von neuem kreiste jeder von Lennons Gedanken um Marie und Ellen. Er schaffte es einfach nicht, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Es gab nur eins, was er tun konnte. Der Vermieter wohnte in der Wellesley Avenue, zwei Straßen weiter nördlich von der Eglantine Avenue. In zehn Minuten konnte er dort sein.

    Jonathan Nesbitt, ein 67-jähriger Rentner, studierte eingehend Lennons Dienstausweis. »Was kann ich für Sie tun?«, fragte er.
    »Darf ich hereinkommen?«, fragte Lennon zurück und stellte einen Fuß in die Tür.
    »Ich denke, wenn Sie …«
    Lennon trat an ihm vorbei und sagte: »Danke.«
    Nesbitts Diele war ein bisschen schäbig, aber aufgeräumt. Er besaß zwei Mietobjekte, Häuser, die seine Frau von ihrem Vater geerbt hatte, bevor sie dann selbst vor einigen Jahren verstorbenwar. Durch die Diele kam man in ein Wohnzimmer mit hoher Decke. An den Wänden hingen billige Drucke von Engeln, Kindern, Hunden und sogar Spielkarten. In einer Ecke stand ein alter Fernseher, gerade tauschten die Moderatoren Philip Schofield und Fern Britton in übersättigten Farben irgendwelche Belanglosigkeiten aus.
    »Worum geht es?«, fragte Nesbitt, als Lennon ihm hinein gefolgt war.
    »Setzen Sie sich«, sagte Lennon.
    »Oh, danke«, erwiderte Nesbitt ohne den geringsten Versuch, seinen Sarkasmus zu verbergen. Er ließ sich in einem Sessel vor dem Fernseher nieder.
    Lennon setzte sich ihm gegenüber. »Es geht um das Haus, das Sie in der Eglantine Avenue besitzen. Konkret um das Parterre.«
    Nesbitt verdrehte die Augen. »Miss McKenna«, seufzte er.
    »Genau«, sagte Lennon.
    »Zum letzten Mal: Miss McKenna ist in aller Eile ausgezogen, ich erhielt eine Jahresmiete im Voraus, mein Sohn hat für mich die Fenster vernagelt. Das ist alles.« Nesbitt legte den Kopf schief und kniff die Augen zusammen. »Moment mal, Sie waren doch schon mal hier und haben nach ihr gefragt. Vor zwei oder drei Monaten, stimmt’s?«
    Lennon nickte. »Ja«, sagte er.
    »Und was, glauben Sie, erzähle ich Ihnen heute, was ich Ihnen nicht schon damals erzählt habe? Hören Sie, man hat mich gebeten, die Wohnung für Miss McKenna frei zu halten, Ich erhielt die Miete im Voraus, sie ist ausgezogen, und mehr gibt es dazu nicht zu sagen.«
    »Wer hat Sie gebeten, die Wohnung frei zu halten?«
    Nesbitt nahm eine andere Sitzposition ein. »Darüber darf ich nicht sprechen.«
    »Ich bin Polizist«, sagte Lennon.
    »Und ich bin pensionierter Staatsbeamter und Vermieter«, erwiderte Nesbitt.
    »Sie verstehen mich nicht.«
    »Oh, ich verstehe Sie sogar sehr gut. Aber ich muss Ihnen nichts erzählen, was ich nicht erzählen will.«
    »Ich kann Sie zwingen, mit mir zu reden«, sagte Lennon. »Ich kann Sie offiziell auf einer Polizeiwache zu einer protokollierten Zeugenaussage vorladen. Und wenn Sie die Fragen dann immer noch nicht beantworten wollen, kann ich Sie vor Gericht bringen, dann werden Sie …«
    »Sie verschwenden Ihre Worte«, unterbrach ihn Nesbitt. »Die haben mir schon angekündigt, dass Sie das versuchen würden. Und sie haben versprochen, dass sie jedes gerichtliche Vorgehen unterbinden werden und ich nie vor einen Richter muss.«
    »Wer hat das gesagt.«
    Nesbitt hüstelte. Er wedelte mit der Hand, als suche er nach den richtigen Worten. » Die haben es gesagt«, erklärte er schließlich.
    Lennon lehnte sich vor. »Wer sind die ?«
    »Das darf ich nicht sagen«, erklärte Nesbitt. Seine

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