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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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jede Kleinigkeit, suchte in und hinter den Gruppen von Menschen. Erneut rief er Ellens Namen. Ein paar Leute sahen von ihren Tabletts auf, andere ignorierten ihn.
    Die Putzfrau drückte sich an ihm vorbei, und er hielt sie am Ärmel fest.
    Sie wirbelte herum und riss ihren Arm los. »Was fällt Ihnen ein!«
    »Haben Sie sie gesehen?«
    »Was?« Ihr Gesichtsausdruck wechselte von Zorn zu Verwirrung und wieder zurück. »Wen gesehen?«
    »Das kleine Mädchen.« Lennon packte sie bei den Schultern. »Sie war eben noch bei mir. An der Mülltonne. Als Sie den Abfall weggekippt haben. Sie ist ungefähr fünf oder sechs, hat blonde Haare.«
    Ihre Gesichtszüge wurden versöhnlicher. »Nein, die hab ich nicht gesehen. Haben Sie das Mädchen verloren?«
    Lennon drehte noch eine Runde, die Panik stieg wieder in ihm hoch.
    Die Frau zog ihn an der Schulter. »Am besten gehen Sie zum Empfang. Die rufen sie dann über Lautsprecher aus. Ihr wird schon nichts passiert sein, machen Sie sich …«
    Er lief weiter und rief: »Ellen? Ellen!«
    Auf dem Weg ins Erdgeschoß wälzte sich ihm auf der Treppe eine Flut von Menschen entgegen. Er drängte sich hindurch, ohne auf die Proteste der Leute zu achten, die er rempelte.
    »Ellen!«
    Ein Wachmann verließ seinen Posten am Eingang und kam herbei. »Alles in Ordnung, Mister?«, fragte er.
    »Meine Tochter«, rief Lennon und sah sich dabei weiter suchend um. »Sie ist weg.«
    »Keine Sorge. Wir machen einfach eine Durchsage. Kinder kriegen doch ständig Langeweile und laufen dann durch die …«
    Lennon packte den Mann am Hemdkragen. »Sie verstehen nicht. Vielleicht hat sie jemand entführt.«
    »Ist ja gut, ist ja gut.« Der Mann machte sich von Lennon los. »Deshalb brauchen Sie nicht gleich Hand an mich zu legen, Sir. Wir regeln das schon, aber bewahren Sie einen kühlen Kopf, okay?«
    »Rufen Sie die Polizei. Die Wache in der Grosvenor Road liegt am nächsten. Sagen Sie denen, dass Detective Inspector Lennon dringend Hilfe benötigt. Sagen Sie ihnen, ein Kind ist in Gefahr.«
    »Sie sind ein Cop?«, fragte der Wachmann.
    Lennon packte ihn am Schlips und zog, bis sie Nase an Nase waren. »Jetzt rufen Sie endlich an, verdammt.«

53
    »Du kommst hier nicht weg«, sagte das Kind.
    »Ich weiß«, sagte der Nomade.
    Er schaute nach, ob man die Tür irgendwie verriegeln konnte, aber es gab kein Schloss. Er drehte eine Runde und suchte nach einem zweiten Ausgang, da war aber keiner. Die Stille drückte ihm auf die Schläfen, die spärlich beleuchteten Wände verschwammen vor seinen Augen, und die Bankreihen schienen auf ihn zuzukommen.
    »So eine gottverdammte …«
    Das Mädchen zog ihn an der Hand. »Du hast ein böses Wort gesagt.«
    Der Nomade riss sich los. »Weiß ich. Warum hast du das gemacht?«
    Sie setzte sich auf eine Bank und stellte die Puppe auf ihren Schoß. »Was gemacht?«
    »Warum bist du zu mir gekommen?«, fragte er. »Warum hast du das gemacht?«
    »Ich wollte guten Tag sagen.« Sie ließ die Puppe auf der Bank hin und her laufen. Vielleicht konnte er ja einfach hier rausmarschieren und sie dalassen. Vielleicht konnte er durch den Haupteingang verschwinden, dann vorbei an der Säule mit der beknackten Schlange und wegrennen. Vielleicht aber auch nicht. »Herrgott noch mal«, fluchte er.
    »Kennst du Gerry?«
    »Das hast du mich schon gefragt«, knurrte er. Nur hier herumzustehen und sich das Hirn zu zermartern brachte auch nichts. Er setzte sich neben sie. »Und ich habe doch ja gesagt, oder?«
    »Kennst du ihn wirklich?«
    Er knetete seine Hände und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. »Nein, tue ich nicht. Warum ist dir das so wichtig, ob  ich Gerry Fegan kenne oder nicht? Woher sollte ich ihn denn kennen, zum Teufel?«
    Das Mädchen lehnte sich so dicht an ihn heran, dass ihre Schulter gegen seinen Arm drückte. Er rückte von ihr ab.
    »Du hast genau solche Freunde wie er«, flüsterte sie.
    »Was?« Er wandte den Kopf und musterte ihre stahlblauen Augen.
    »Heimliche Freunde«, sagte sie.
    Er lachte kurz auf, aber das Lachen blieb ihm im Halse stecken.
    Sie starrte ihn unverwandt an. »Ganz, ganz viele«, sagte sie.
    »Was redest du denn da?« Der Nomade stand auf und wischte sich an seiner Jeans die schwitzenden Handflächen ab.
    Sie hob einen Finger an die Lippen, psst, und lächelte ihn verschwörerisch an.
    »Wovon redest du? Was für Freunde?«
    Da grinste sie und kicherte. »Das ist ein Geheimnis.«
    »Herrgott«, knurrte er und marschierte in

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