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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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Richtung Tür. »Du kannst mich mal. Ich verschwinde hier. Komm mir bloß nicht nach.«
    Er war schon halb bei der Tür, da trällerte sie: »Gerry kriegt dich.«
    Der Nomade blieb stehen und drehte sich um. Er überlegte, ob er sie eine Lügnerin nennen sollte, aber die Gewissheit, die auf ihrem Gesicht stand, löschte jeden Zweifel aus.
    Ein kühler Luftzug strich ihm über den Nacken.
    »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«, fragte eine Stimme.
    Langsam und betont gelassen drehte er sich um. Vor ihm stand eine Frau mittleren Alters in einem Pullover und einem Kollar. Sie hatte das verschlagene, herablassende Lächeln einer Klerikerin aufgesetzt. Er schlug ihr mit der flachen Hand gegen den Kopf. Mit der Schulter voraus taumelte sie gegen die Wand. Das Letze, was er sah, bevor er die Tür aufriss und hinaussprang, war ihr entsetztes Gesicht. Das Letzte, was er hörte, war ihr Schrei. Danach lief alles schief.

54
    Lennon hörte zuerst den Schrei und sah dann die Pistole. Menschen stoben auseinander, fielen übereinander und blieben, alle viere von sich gestreckt, liegen. Lennon griff nach seiner Glock und versuchte, die Umrisse des dünnen Mannes im Auge zu behalten, während er sich durch die entsetzte Menge schlängelte.
    »Stehenbleiben!« rief er und riss die Glock hoch.
    Der Wachmann ließ das Telefon fallen und kletterte über die Empfangstheke. Er versuchte, die fliehende Gestalt zu packen, aber die drehte sich blitzschnell um. Dann ein Knall, und der Wachmann ging mit einem Loch in der Schulter zu Boden.
    Ein paar Leute warfen sich hin, andere kauerten sich hinter alles, was Deckung bot, wieder andere rannten davon. Bevor Lennon zielen konnte, schlängelte der dünne Mann sich schon irgendwie durch die Menge hindurch.
    »Hinlegen!« rief er, obwohl er wusste, dass die panischen Menschen ihn nicht beachten würden. Er entdeckte die fliehende Gestalt des dünnen Mannes vor den Scheiben der Eingangstüren. »Stehenbleiben!«, rief er. »Polizei!«
    Lennon machte zwei Schritte auf die Tür zu, dann kehrte seine Sorge zurück, und er blieb stehen. »Ellen?«, rief er in den Wirrwarr von Körpern hinein. Da sah er sie vor dem Andachtsraum in den Armen einer Frau, es war eine Seelsorgerin. Er rannte zu ihnen, umarmte Ellen und küsste sie auf die Stirn.
    »Rühren Sie sich nicht von der Stelle«, sagte er der Seelsorgerin. »Passen Sie auf die Kleine auf, bis ich wieder da bin.«
    Er rannte auf den Ausgang zu.

55
    Der Nomade krachte seitlich in einen Krankenwagen und taumelte benommen zurück. Die Desert Eagle entglitt ihm und schepperte über den Bürgersteig auf die Fahrbahn. Beinahe wäre ihm die Waffe unter dem Krankenwagen verlorengegangen, doch er erwischte sie, bevor sie unter das Rad geriet, und warf sich auf den überdachten Fußgängerweg zurück.
    Die Schranke, die hochgegangen war, um den Krankenwagen durchzulassen, schloss sich wieder. Er warf sich mit dem Unterleib dagegen und schwang sich hinüber. Für einen Moment schien die Welt Kopf zu stehen, dann krachte er so fest auf den Rücken, dass ihm die Luft wegblieb.
    Er rollte sich auf die Seite, kam auf die Knie und drückte sich wieder hoch. Seine Lungen schrien nach Sauerstoff, er rang verzweifelt nach Luft. Trotzdem lief er weiter, obwohl schon schwarze Punkte vor seinen Augen tanzten.
    Irgendwo hinter sich hörte er schwere Schritte auf dem Bürgersteig. Eine Stimme befahl ihm stehenzubleiben. Er drehte sich blitzschnell um, feuerte blindlings auf seinen unbekannten Verfolger und rannte weiter. Wohin? Er wusste es nicht. Sein Gehirn kam ins Schlingern bei dem Versuch, in der Phosphorhitze des Adrenalins noch zu funktionieren.
    Ins Parkhaus.
    Wenn er es bis dahin schaffte und sich zwischen den Reihenüber Reihen von Fahrzeugen verbarg, vielleicht sogar im Dunkel des Untergeschosses …
    Die Schritte waren jetzt schneller und näher. »Stehenbleiben!«, schrie eine Stimme.
    Ein Schuss knallte, die Kugel sauste über seinen Kopf hinweg. Ein Warnschuss. Der Nomade achtete nicht darauf und zwang stattdessen seine Beine, noch schneller zu laufen, geduckt unter dem Schutz des Fußgängerwegs. Passanten, die er als Deckung zu nutzen versuchte, sprangen ihm aus dem Weg. Da vorn kam die Treppe ins Untergeschoss, oben stand der Kassenautomat. Wenn er bis dahin kam, war er in Sicherheit.
    Er verließ den Schutz des Fußgängerweges, wich einem Auto aus und behielt die näherkommende Treppe im Auge. Ein alter Mann inspizierte vor dem Kassenautomaten

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