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Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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Antwort ihrer Mutter eine Schnute und wiederholte es, diesmal lauter. Marie schloss die Augen und holte einmal tief Luft. Sie stand auf, nahm Ellens Hand und kam mit ihr zu Lennon.
    »Kannst du ein bisschen mit ihr spazieren gehen?«, fragte Marie.
    »Was ist denn los?«, fragte Lennon.
    Marie sah auf ihre Tochter hinab. »Sie ist frech. Sie flunkert. Und das auch noch vor Tante Bernice.« Marie sah wieder zu Lennon, vor lauter Müdigkeit hatte sie dunkle Ringe unter den Augen. »Entschuldige. Es ist einfach zu viel. Jetzt, wo ich auchnoch meinen Vater so sehen muss. Und mich mit Bernice auseinandersetzen.«
    Lennon richtete sich auf und drückte sich von der Wand weg. »Und du willst sie mir tatsächlich anvertrauen?«
    »Ich habe ja wohl kaum eine andere Wahl«, sagte Marie und legte Ellens Hand in die von Lennon. »Bei dir ist sie jedenfalls sicherer als bei jedem anderen. Ich meine, du hast doch so eine Scheißwaffe dabei, oder?«
    Ellen streckte ihre Hand zum Mund ihrer Mutter aus, kam aber nicht hoch genug. »Du hast ein böses Wort gesagt.«
    Marie schien beinahe zusammenzubrechen, sie lachte erschöpft auf. »Ich weiß, mein Schatz. Tut mir leid.«
    »Ich übernehme sie«, sagte Lennon. »Falls sie überhaupt mit mir mitkommt.«
    Marie hockte sich hin, zupfte ein Papiertaschentuch aus ihrem Ärmel und tupfte damit Ellens Gesicht ab. »Du gehst doch mit Jack mit, nicht wahr, mein Schatz? Vielleicht geht er ja mit dir nach unten in das Geschäft. Dann kriegst du was Süßes.«
    Ellen drückte sich an ihre Mutter und flüsterte ihr ins Ohr: »Wer ist das?«
    Marie hob kurz den Kopf und warf Lennon einen verstohlenen Blick zu. Der Kummer stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie zog Ellen ganz dicht an sich heran. »Das ist ein alter Freund von Mummy. Der passt auf dich auf.«
    Marie machte sich von ihrer Tochter los und sah ihr in die Augen. »Ich bleibe die ganze Zeit hier, okay? Ich gehe nicht fort. Ich muss nur etwas mit Tante Bernice besprechen. Jack bringt dich sofort wieder nach oben, wenn du deine Süßigkeiten hast, okay?«
    Ellen starrte auf den Boden und hielt ihre Puppe fest umklammert. »Okay.«
    »Fein«, sagte Marie. Sie stand wieder auf und berührte Lennons Arm. »Ich brauche nur zwanzig Minuten, in Ordnung?«
    »In Ordnung«, sagte Lennon. »Ihr passiert schon nichts.«
    Sofort stand in Maries Gesicht wieder die Sorge geschrieben.
    »Ihr wird nichts passieren«, wiederholte Lennon mit so fester Stimme, dass er es beinahe selbst glaubte.
    Marie nickte und strich Ellen übers Haar, dann ließ sie die beiden im Flur zurück. Lennon und seine Tochter sahen ihr nach. Ellens Finger ruckten in seiner Hand.
    »Also«, sagte Lennon und marschierte mit Ellen im Schlepptau den Flur entlang. »Was für Süßigkeiten möchtest du denn gern haben?«
    »Weiß nicht«, sagte Ellen.
    »Schokolade? Malteser? Schokonüsse? Marsriegel?«
    Sie zuckelte hinter ihm her, ihre kleine Hand verlor sich in seiner. »Weiß nicht.«
    »Wie wäre es mit Smarties? Oder Opal Fruits ? Ach nein, so heißen die ja heute gar nicht mehr.«
    »Weiß nicht«, sagte die Kleine, als sie die Schwingtür erreichten.
    »Oder ein Eis?«, fragte Lennon weiter. »Wehe, die haben da kein Eis.«
    Sie gingen weiter bis zu den Fahrstühlen. Ellen rieb sich die Nase. Unter dem für ein Hospital typischen Geruch nach Krankheit und Desinfektionsmitteln nahm Lennon noch einen anderen Hauch wahr. Irgendwie roch es schwach nach Ziege und Schweiß, so wie in der geschlossenen Abteilung, in der er früher als Student gejobbt hatte.
    Er atmete tief aus, um den Gestank loszuwerden, dann drückte er auf den Liftknopf. Ellens Finger fühlten sich in seiner Hand so klein an, kalt und feucht. Er sah zu ihr hinunter. Sie hielt die Puppe an die Lippen und flüsterte ihr etwas zu. Ein Wort, das sich anhörte wie »Gerry«.

48
    Atemlos sackte Fegan auf die Bettkante. Schüttelfrost durchzuckte ihn von den Füßen bis in die Fingerspitzen. Ihm war speiübel.
    Er bekam einen Magenkrampf und rollte sich vom Bett. Er taumelte zum Bad, drückte mit der Schulter die Tür auf und beugte sich über die Toilettenschüssel. Die Krämpfe zwangen ihn auf die Knie.
    Während er abwechselnd würgte und nach Luft rang, presste er hervor: »Ellen.«

49
    Hinter einer Säule auf der anderen Seite des Empfangsbereichs verborgen, beobachtete der Nomade die beiden. Der Cop kramte mit einer Hand mühsam gerade etwas Kleingeld aus der Tasche, mit der anderen hielt er die des Kindes

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