Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Blutige Fehde: Thriller (German Edition)

Titel: Blutige Fehde: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
Vom Netzwerk:
umklammert. Auf der Theke lagen ein Saftkarton und eine Packung Smarties. Als er bezahlt hatte, nahm der Cop die Süßigkeit und das Getränk und führte das Kind aus dem Laden. Er sah zuerst hoch zur zweite Ebene, dann beugte er sich zu dem Kind hinab. Das Kind nickte und ließ sich von dem Cop nach oben bringen.
    Der Nomade schlich hinter der Säule hervor und behielt die beiden so lange wie möglich im Auge. Er zog ein Papiertaschentuch aus der Tasche, tupfte sich das Auge ab und biss vor Schmerz die Zähne zusammen. Einige vorbeikommende Leute sahen ihn an und verzogen angewidert das Gesicht. Er ignorierte sie.

50
    Lennon wählte einen Tisch gleich neben der deckenhohen Fensterfront und stellte seinen Pappbecher mit Tee ab. Aus dem Loch im Deckel dampfte es. Ellen setzte sich ihm gegenüber. Er durchbohrte mit dem Strohhalm den kleinen Karton und stellte ihn vor sie hin. Dann machte er den Deckel von der Smarties-Rolle ab. Die Kleine sah ihm zu, wie er eine Serviette auf dem Tisch ausbreitete und ein paar der bunten Süßigkeiten darauf ausschüttete.
    »So«, sagte er.
    »Danke«, sagte Ellen mit der steifen Förmlichkeit eines Kindes, dem man gutes Benehmen beigebracht hatte.
    Lennon führte den Becher an die Lippen und nahm durch das Mundstück des Deckels einen Schluck heißen, süßen Tees. Noch nie hatte er verstanden, warum diese neue Trinktechnologie ein zivilisatorischer Fortschritt sein sollte. Er selbst kam sich dabei vor wie ein Kleinkind mit einer Lerntasse.
    Ellen schob mit den Fingern die Smarties auf der Serviette hin und her, steckte aber keine in den Mund. Die Puppe lag nackt neben dem Saftkarton wie ein bewusstloser Junkie.
    Bei dieser Assoziation zuckte Lennon zusammen. Ellen griff nach der Puppe und bog sie in eine sitzende Haltung. Dann sah sie Lennon an, als wolle sie ihn fragen, ob es so besser sei. Er wollte schon ja sagen, besann sich aber noch. Er blinzelte ein paarmal, um den albernen Gedanken zu verscheuchen.
    »Und, hat dir Birmingham gefallen?«, fragte er.
    Ellen senkte den Blick und schüttelte den Kopf.
    »Warum denn nicht?«
    »Zu groß«, sagte Ellen. Sie hielt sich die Ohren zu. »Und zu laut.«
    »Gefällt es dir zu Hause besser?«
    Ellen nahm die Hände wieder von den Ohren und nickte.
    »Bist du froh, dass du wieder da bist?«
    Ellen zuckte die Achseln.
    »Hier ist doch dein Zuhause. Magst du dein Zuhause?«
    »Geht so«, sagte Ellen.
    »Du weißt nicht, wer ich bin«, sagte Lennon. Es war eine Feststellung, keine Frage, um das Kind auf die Probe zu stellen.
    »Du bist Jack«, sagte Ellen, und ihr Gesicht hellte sich ein wenig auf, weil sie das behalten hatte. »Das hat Mummy gesagt.«
    »Hat deine Mummy mich schon mal erwähnt?«
    »Äh-äh«, machte Ellen und schüttelte den Kopf. Sie nahm ein Schlückchen Saft, dann ein Smartie. Sie kaute brav mit geschlossenem Mund. Sie nahm sich noch ein zweites von der Serviette, steckte es in den Mund und machte ihn wieder zu.
    »Du hast aber gute Manieren«, sagte Lennon.
    Ellen nickte. »Mm-hmm.«
    »Das hat deine Mummy dir fein beigebracht.«
    Ellen lächelte.
    Lennon hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Er räusperte sich, dann sagte er: »So, nun iss mal auf. Danach gehen wir wieder rauf.«
    Ellen nuckelte an ihrem Strohhalm, ihr Blick war auf irgendetwas hinter Lennons Rücken gerichtet. Er blickte sich über die Schulter um, sah aber nur ein paar Leute, die zwischen den Tischen umherliefen und dabei unsicher ihre Tabletts vor sich her balancierten.Der Essbereich war von halbrunden Trennwänden umgeben, deren blaugrüner Anstrich mit Messern und Gabeln verziert war, die aussehen sollten wie Fischschwärme.
    »Was starrst du die ganze Zeit so an?«, fragte er.
    »Die Leute«, sagte Ellen.
    »Was für Leute?«
    »Alle möglichen Leute.« Sie stellte den Saft zurück auf den Tisch. »Hier sind auch schlechte Leute.«
    »Meinst du Leute, denen es schlecht geht?«, fragte Lennon. »Hier sind viele kranke Menschen. Aber die meisten werden wieder gesund.«
    Ellen griff nach ihrem Saft und trank ihn aus. Dann drückte sie den Deckel wieder auf ihre Smarties-Rolle und verstaute die Süßigkeiten in ihrer Manteltasche. »Für später«, sagte sie.
    Lennon trank noch einen Schluck Tee, aber davon bekam er Sodbrennen. Er nahm Ellens leere Saftschachtel vom Tisch und stand auf, den Abfall in einer Hand. »Komm«, sagte er.
    Ellen ergriff seine andere Hand und folgte ihm zum Abfalleimer, der sich hinter den halbrunden Raumteilern vor der

Weitere Kostenlose Bücher